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und die Ansicht aussprach, daß die« Hin- und Her tücken im heftigen Feuer nachtheilig auf den Geist der Mannschaft einwirke. In seiner heftigen Art rief er einmal dem franzisischen General Lorge zu; „Wir ziehen ja hier herum wie die Katze mit den Jungen; hier hilft nur ruhige« Au«halten oder muth- volles Drauflvsgehen!" Seinem polnischen Adjutanten zerschmetterte in dieser Zeit eine Kugel den Schenkel, und der Verlust der Brigade wurde immer bedeu> tender. Da fortwährend Leute und Pferde erschossen wurden, so war die Mannschaft immer mit dem „ Abzählen zu Dreien" beschäftigt, und eS holte dirse« laute Abzählen eigentlich gar nicht auf. Der General Tbielmann hielt vor dem rechten Flügel der Garde du CvrpS, als seinem Pferde durch eine in der Nähe springende Granate das linke Schul terblatt zerschmettert wurde. Die Ordonnanzen mit d.» Handpferden hielten vorschriftmäßig gleich hinter dem Regiment und waren demnach schnell bei der Hand, als der General von seinem verwundeten Thier abstieg, daß noch ein paar Schritte auf drei Beinen gemacht hakte. Das Granatstück in der Größe einer Hand.war zwischen Fell und Fleisch stecken geblieben und fiel zur Erde, als die Wunde untersucht wurde. „Nimm daS Stück Eisen zum Andenken mit nach Hause," sagte der General mit bewunderungswürdiger Ruhe zur Ordonnanz und bestieg ein andere« Pferd. Während dem hatte ein polnischer Adjutant de« sran- zistschen Odergenerals dem Kommandeur der Garde dü Corps direkt einen Befehl überbracht. Das Regiment machte in Folge dessen links um. Thielmann, hier über aufgebracht, jagte vor die Front, um der Be wegung, die ohne seinen Befehl begonnen hatte, Ein halt zu lhun, und der polnische Adjutant entschuldigte sich ungeschickter Weise damit, daß er d«nGeneral nicht auf srinemPosten getroffen habe, kehrte aber auch in gestrecktem Galopp zum General Latour« Maubvurg zurück, al« Thielmann den Säbel zog und wie ein Wülhender auf ihn lo« ritt. Da der General Latour nicht weit davon mit seinem Stabe auf einer kleinen Anhöhe hielt, so jagte nun auch Thielmann dahin nnd verlangte mit heftigen Worten, daß der Adjutant sofort entfernt werde, widrigenfalls er ihm bei nächster Gelegenheit den Säbel durch den Leib ren nen werde. Der General Latour sucht« den Weichen den mit freundlichen Worten zu beruhigen, der endlich damit forlritt, daß er sich nicht von Adjutanten in- sultiren und kommandiren lasse. Nach diesem eigen- thümlichen Zwischenfall kehrte Thielmann zu seiner Brigade zurück und ritt nun an der Front hinunter, bei welcher Gelegenheit sein Adjutant Graf Scydewitz erschossen wurde. Die Kugel riß noch dem Pferde de« Leutnant Roth den Kopf vom Halse, tidtete den Ordonnanz-Trompeter und drei Pferde. Roth arbeitete sich unter seinem tobten Pferde vor und sprang sofort auf das noch unverletzte kleine Pferd seines eben ge fallenen Freunde« Seydewitz, worauf er dem General nachjagte, der mit der Brigade links um gemacht hatte. Mittlerweile war es Nachmittag geworden; die Reiter hatten Hunger bekommen und kauten mitten im heftigen Kanonenfeuer den harten Zwieback, de» sie als eisernen Bestand in ihren Mäntelsäcken hatten. E« war nach L Uhr, als ein französischer Stabs offizier vvm General katour-Maubourg zu Thielmann kam und ihm sagte: „Von Seiten deS Kaiser« bringe ich Ihnen den Befehl, die Redoutc (RajeffSkyschanze) anzugreifen l Der General Thielmann ritt im Galopp vor die Mitte der Garde dü Corps und gab dort mit wenigen Worten dem Major Löffelholz den Befehl, die Schanze zu altakiren. Da dieser aber die Schanze, die ziemlich fern links vor den Sachsen lag, von seinem Standpunkte auf der tiefen Wiese nicht sehen konnte, so frug er den General lebhaft: „Wo ist der Feind? Was soll denn eigentlich attakirt werden? Oer General schien zu glauben, daß es dem Major an der rechten Lust fehle; allein dieser verwahrte sich hiergegen ernst» haft, nachdem ihm der General den Punkt gezeigt hatte; und nun erst ließ er antraben. Nunmehr setzte der General Thielmann auch da« Regiment Zastrow und daun noch das polnische Küras sierregiment nach der gleichen Richtung in Bewegung. Wenn mehrfach behauptet worden ist, die S Kürassiec- regimen.er hätten in einer Linie angegriffen, so ist daS nicht richtig. Sie standen vielmehr ziemlich hinter einander. Erst beim Näherkommen an dir Schanze wandte sich die Garde dü Corps mehr links, so daß nun das Regiment Zastrow frei wurde. Viele Offiziere dieses Regiment- ritten vor der Front, und hier schon stürzten der Oberstleutnant von Selmnitz und die Leutnant« von Watzdorf und von Thielau von Karrätschen getroffen. In der schnellsten Gangart, deren die erschöpften Pferde noch fähig waren, eilten di« beiden Regimenter auf die Tod und Verderben speiende Schanze zu und gleich beim ersten Angriff setzten eine Anzahl Garde dü Corp« durch den flachen, in losen Sand gearbeiteten Graben und über die zer schossene Brustwehr in da« Innere der Schanze, wäh. rend andere Trupp«, die nicht über die Brustwehr konnten, sich etwas nach Recht« zogen und durch den hintenangebrachten Eingang «inritten. Die ersten Züge deS Regiments Zastrow folgten und halfen die russi schen Kanoniere, die bi« zum letzten Augenblicke feuerten, an ihren Geschützen niederhauen, während der übrige Theil de« Regiment«« und di« Polen dir hinter der <S*