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Bild. Ein großes unregelmäßiges Viereck, auf dem sich bequem 25,000 Menschen bewegen konnten, war ringsum mir Bretern eingefaßt, von denen viele Hun derte von schwarzrvlhgoldenen Fähnlein wehten. Spring brunnen und BoSkels verliehen ihm ein heiteres An sehen. An seiner einen Seite erhob sich die stattliche Festhalle mit dem Bilde der Germania. An einer andern Seite liefen die Schießständc hin und ihnen gegenüber eine lange Reihe von Verkaufsläden und Bu reaus. Da gab cs ein Post- und Telegraphenbüreau, Kabiaets zum Rasiren und Flifiren, Niederlagen aller möglichen kleinen Gegenstände für den täglichen Bedarf. Sogar eine Buchdruckerpresse befand sich auf dem Fest platze, durch welche die beim Bankett gehaltenen Reden nach den Aufzeichnungen dec Stenographen gedruckt worden. — Da wogte es nun vom frühen Morgen bis zum späten Abend von vielen Tausenden von fröh lichen und begeisterten Menschen. Da gab es keinen Unterschied des Standes und Ranges, und alle Sorgen wurden in der großen und allgemeinen Freude vergessen. Die sächsische schwere Reiter-Brigade in der Schlacht an der Moskwa, den 7. September 1812. (Mit Abbildung ) Wohl kaum einer der Leser unsres Kalenders Hal nicht schon durch das eine oder daS andere der vielen über den russischen Feldzug von 1812 erschie nenen Bücher oder aus den mündlichen Mitthest lungen von alten Soldaten die haarsträubenden Ein zelheiten dieses schrecklichen Krieges und namentlich des furchtbaren Rückzugs, sowie der „blutigsten Schlacht seit der Erfindung des Schießpulvers" ken nen gelernt. In dieser blutigen Schlacht an der Moskwa oder, wie sie auch genannt wird, bei Borodino, standen sich von beiden Seiten wohl 210,000 Mann kämpfend gegenüber, und 70,000 Mann, also dec volle dritte Theil von beiden Ar meen, deckten am Abende theils todt, «Heils ver wundet, das Schlachtfeld. Wenn wir auf diese in der Hauptsache schon allgemein bekannte Schlacht hier insoweir zurück kommen , als es sich um den hervorragenden und entscheidenden Antheil handelt, den damals zwei säch sische Kücassierregimenter daran genommen, so lhun wir eS vorzugsweise in der Absicht, unsren Lesern an dem blutigen Beispiele zu zeigen, welche furchtbare Folgen die Zerstückelung und Zwietracht Deutschlands für die einzelnen deutschen Länder gehabt hat, deren Kinder gezwungen waren den unsinnigsten EcoberungS- plänen des ersten Napoleon zu dienen und ihnen zum Opfer zu fallen. Man soll aus der Geschichte lernen. Aus dec Geschichte der Napoleonischen Kriege, namentlich des von l812 und der für uns glücklicheren von «813,1814 und 1815 aber hätten wir Deutschen lernen sollen, wie Uneinigkeit schwächt und vernichtet, Einigkeit aber groß und stark macht. Man hält einen neuen Rheinbund für unmög lich und behauptet, wenn morgen der jetzige Napo leon Deutschland den Krieg erklärte? so würden Für sten und Völker zusammenaufsteken wie ein Mann und nicht eher die Waffen wieder niederlcgen, alS bis der Feind gänzlich vernichtet wäre. Preisen wir uns glücklich, daß der Feind noch nicht an Deutsch land den Krieg erklärt hat, und hoffen wir, daß d es nicht eher geschehe, als bis in Wirklichkeit ein eini ges Deutschland dasteht! Mit einem Heere von 480,000 Mann Fußvolk, 70,060 Mann Reiterei und 30 000 Mann Artillerie, Pionieren rc., also mit 580,000 Mann eröffnete Napoleon den Krieg gegen Rußland. Auch die verschiedenen deutschen Länder batten ihre Kontingente zu dieser ungeheuren Streitmacht stellen müss-n, die kaum zur Hälfte aus Franzosen, im Uebrigen aus Italienern, Polen, vor Allem aber aus Deutschen bestand, die zum allergrößten Theile den russischen Waffen und dem russischen Klima er lagen. Nur kleine, aufgelöste, elende Trümmer kehrten nach Deutschland zurück: ein Theil, die Preu ßen, Oesterreicher, um in den 3 folgenden Feldzügen gegen, ein anderer Theil, Sachsen, Würtembcrger u. A„ um wenigstens noch in ei nem Feldzuge für den Erbfeind Deutschlands zu kämpfen. Von dem sächsischen Korps, das vereint mit den Ocsterreichcrn die rechte Flanke der großen Armee deckle und hauptsächlich in Polen gegen die Russen kämpfte, waren gleich im Beginn des Feldzuges die beiden Regimenter Garde du Corps und Zastrow- Kürassiere, sowie das Regiment Prinz Albrecht-Dra goner, zusammen unter dem Befehle des GencralS Tbielmann, zur großen Armee gezogen worden. Mit dieser gemeinschaftlich kämpften sie und gingen sie zu Grunde.