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schen Küste auf unaufgeklärte Weise total verloren. Von der ganzen, aus 103 Mann, darunter 19 Ka detten, bestehenden Besatzung ist auch nicht ein Mann gereitet worden, nicht einmal Leichen der Verunglückten sind aufgefunden worden. — Dem österreichischen Reichstage ward, obwohl nicht alle Provinzen dort vertreten sind, das Budget vorgelegt, auS dem sich ergab, daß das Defizit auS dem Jahre 1861 109 Millionen Gulden beträgt. — Als angeb lich betheiligt bei den vielfachen Ausbrüchen der Un zufriedenheit ward der Stellvertreter deS Erzbisch ofs von Warschau auf zehn Jahre nach Sibirien verbannt. — Das italische Parlament erklärt Rom zur Hauptstadt Italiens. — Nach kurzer Krank heit starb am 14. allgemein betrauert Prinz Albert, der Gemahl der Königin von England. Nachdem die englische Regierung für die durch den „Jacinto" der englischen Flagge angelhane Beleidigung Ge- nugthuung verlangt und die Verweigerung als Kriegsfall erklärt hatte, ließ die amerikanische Re gierung die beiden Südstaatler wieder frei. Damit war die englische Regierung zufrieden und die Gefahr eines englisch-amerikaniichen Krieges beseitigt. 1862. Januar. Mit dem neuen Jahre trat in Sachfcn das Gcwerbegesetz in Kraft und durch dasselbe die Gewerbefreiheit. Die großen Be fürchtungen, die von manchen Seiten davor gehegt worden sind, haben sich nicht bewahrheitet. Die Aufhebung des Visazwangcs zwischen Sachsen und Oesterreich erleichtert den Verkehr beider Länder. — Der letzte sächsische Maigefangene von 1849, August Röckel, ward am 10. aus dem Znchthause von Waldheim entlassen. — Am 14. ward in Berlin der Landtag eröffnet. — Auch in Kassel war wie derum der Landtag eröffnet worden, welcher seine diesmalige wiederum kurze Thätigkcit mit einer Rechlsverwahiung gegen die Verfassung von 1860 begann und zugleich endigte, denn unmittelbar nach Annahme derselben ward er aufgelöst. — Die UnionStruppcu machten in Kentucky glückliche Fort schritte und besiegten bei Sommersct die Confö- derirten. Die lange Dauer des Bürgerkriegs, von dem noch kein Ende abzusehen, vermehrt die Geld klemme in den Vereinigten Staaten. Februar. Anhaltende warme Regengüsse nach vorangegangencm starken Schneefall veranlaßten bedeutende Ueberschwemmungen durch einen großen Theil von Deutschland. Die Elbe richtete furchtbare Verheerungen an. In Dresden und Meißen er reichte sie fast die Höhe von 1845 und war in ihren Wirkungen noch verderblicher als damals, weil sie auf der bedeutenden Höhe mehre Tage lang blieb und dann plötzlich starke Kälte eintrat, so daß das Wasser in den überschwemmten Wohnungen zum Frieren kam. Zahlreiche Krankheiten befielen bald nachher die Bewohner solcher im Wasser ge standenen Häuser. Die Wohlthätigkeit, die auch hier hilfsbereit beisprang, vermochte doch nur einen verhältnißmäßig geringen Theil des weltumfassenden Uebels zu lindern. — Der Bundestag beschloß die Niedersetzunz eines Ausschusses, der berathrn sollte, in welcher Weise die Seeküsten Deutschlands am Zweckmäßigsten gegen einen äußern Feind be schützt werden können. Durch sogenannte identische Noten traten die Regierungen Oesterreichs, Sachsens und anderer deutscher Länder der etwaigen Absicht Preußen-, sich ein Uebergewicht in Deutschland zu verschaffen, entgegen. Die Preußische Regierung antwortete und das deutsche Volk las diese gegen seitigen Noten und Depeschen oder las sie auch nicht. Die deutsche Einheit hatte keinen Gewinn davon. — In der griechischen Festung Nauplia empörte sich am 13. die Besatzung und sagte un ter mehrseitiger Zustimmung im Lande der könig lichen Regierung den Gehorsam auf, die Truppen abschickte, um die Empörung zu unterdrücken, waS erst nach monatelanger Belagerung gelang. Die englisch - französisch - spanische Expedition gegen Mexico verlor, noch ehe sie auf einen Feind stieß, durch klimatische Krankheiten viele Leute. — Noch immer waren die unionistischen Truppen siegreich gegen die Confödcrirten und bcsetzlcn u. A. die wichtige Stadt Springfield. März. Das allgemeine deutsche Handels gesetzbuch tritt mit dem 1. in den meisten deutschen Staaten, auch in Sachsen, in Geltung. Die Re gierungen einiger anderer Staaten haben noch Bedenken, und so sehen wir auch in dieser Ange legenheit, wie weit wir noch von irgend welcher Einbeit, ja selbst nur Einigkeit ent'ernt sind. Beim Bundestage beantragten am 8. die Regie rungen von Oesterreich und Preußen, die kurhessische Regierung aufzufordern, daß sic unter Beachtung der bundesmäßigen Rechte der Standesberren die Verfassung von t83l wiederbcrstelle. Unter dem Widerspruch des kurhesstschen BundeStagsgesandten ward der Antrag einem Ausschüsse zur Berichter stattung überwiesen. An demselben Tage nahm das preußische AgeordnetenbauS gegen den Willen der Minister den Antrag des Abgeordneten Hagen, von der Regierung genauere Spezifikation der Bud getansätze zu verlangen, an. Hierauf reichten die Minister ihre Entlassung cin, die der König zu nächst nicht annahm. Nur der Kultusminister Bethmann-Hollweg beharrte auf seiner Entlassung und erhielt sie. Das Abgeordnetenhaus wurde nun aufgelöst, aber schon acht Tage später auch das Ministerium entlassen, mit Ausnahme des