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zum Worte kommen konnten, beleuchtet. Oie Mühe, die sich später einige ministerielle Blätter gaben, den Eindruck der beiden Reden zu verwischen, zeugt für ihre Bedeutung. Von der Tafel hinweg strömten die Gäste hinaus, um das allgemeine Kür. und Wetttur nen, welches unter Musikbegleitung vorgenommen wurde, mit anzusehen. An diesem Tqge dürfte die versammelte Menschenmenge die höchste Zahl erreicht und sich auf weit über 100,000 gestegert haben. Oie einzelnen Leistungen wurden mit lautem Bei« fall begrüßt, und an humoristischen Randglossen seh te es auch nicht. Das Wektkurnen bestand in Lauten, Hoch- und Weitspringen und inEteinstoßen. Nach Beendigung dieser Leistungen trat Georgi» aus Eßlingen auf und redete die versammelten Turner mit beberzigenswerthen Worten an; er dankte der Stadt Leipiiq für die freundliche Auf nahme im Namen der 20,000 Turner, die anwesend, »r-d der Hund, rtta,send, die fern waren. „Wir geloben", rief der Redner, „uns dieses Festes würdig zu machen durch die st lle Tbat, die bewirke, daß von der ganzen deutschen Nation wahr werde der Spruch: Fnsch, fromm, fröhlich, frei; daß Jeder in Wahrheit werde ein freier Mann; daß, wenn der Ruf an die Deutschen ergeht zum Schutze des Vaterlandes, Jeder demselben folge" — Hierauf wurden die Namen der Sieger im Wettturnen ver kündigt; j-der derselben erhielt einen Eichenkranz als P eis. Mit diesem Tage war das eigentliche Turn fest zu Ende. Mittwoch wurde den Erinnerungen an die Völkerschlacht und den Abschiedsfeirrlichkeiten gewidmet. Noch einmal zog die Turnerschaar durch die Straßen; ihre Reihen halten sich jedoch bereits merklich gelichtet. Die Kundgebungen des Publi- kams waren bei diesem Zuge nicht weniger begeistert als das erste Mal. Wiederum regnete es Blumen, Schleifen, Bänd.r, und „Gut Heils und Hocks" wollten gar kein Ende nehmrn. Nachdem der Zug auf dem Festplatze angekommen war, sanaen die Sängercköre „die Wacht am Rbein" und Körner's „Sckwertlied.' Hierauf betrat vr. vvn Treitzsckke dir Reknerbühne und hielt die Festrede, worauf noch einig« Lieder folgten. Das hierauf festgesetzte gemeinschaftliche Essen wurde durch einen gewaltigen Gewitlersturm urplötz lich unterbrochen. Einer der beiden Mittelthurme über der Fesihalle wurde vom Sturme seitwärts ge beugt, daß man seinen Einsturz fürchtete und die versammelte Menge nach den Ausgängen drängte. Doch ging die Gefahr schnell vorüber; di« Turner feuerwehr war sogleich zur Hand, stützte hier und öffnet« dort dem Luftzug freie Bahn. Bald saß.» die Meisten wieder an den Tafeln; patriotische Lie der durchzogen die Räume, und da von der Redner bühne nicht mehr gesprochen werden konnte, so traten an den ein-elnen Tischen Redner aus. Gegen 3 Uhr Nachmittags zogen einige Hun dert Turner mit etwa 40 Fahnen nach der Milck- insel; mit ihnen vereinigten sich Abgeordnete des Vereins für die Feier des 19. Ocrober, um den Grundstein zum neuen Kuqeldenkmol zu legen. Bürgermeister Kock gab die üblickrn drei Hammer schläge. Ein Kranz von der Eick, an Körners Grabe, den ein Turner aus Mecklenburg mitge- brackt, Frstzeichen, F stprogromm u- dergl. wurden in den Grundstein gelegt. Von hier wendete stch der Zug durch die Schützen« und Grimmassckestraße nach dem Markt,. Am Eingänge dts Ralhhauses, woselbst derStadtralh versammelt war, bild-te der Zug einen Halbkreis, eine einfach, Marmortasel mit Goldschrift wurde enthüllt. Si, enihielt di« Wort,: ,Zur Erinnerung an das dritte dkutiche Turnfest den 2.-5. August 1863 die deutschen Turner der Stadt Leipzig." Georgii trat her vor und sprach herzliche und kräftige Worte bei der Ueberreichung, worauf Bürgermeister Koch, dem Redner die Hand reichend, sagte: „Möge dieser Handschlag ein sichtbares Zeugniß sein, daß olle deutsche Männer künftig in aller brüderlicher Freund schaft und Einigkeit zu einander stehen!" Bewegt brachte Georgii hieraus, da doch einmal geschie den sein müsse, der Stadt Leipzig ein dreifaches Hoch aus. Diese Feierlichkeit beschloß das schöne, unver geßliche Fest, das gefeiert worden ist, wie kaum noch auf Erden ein andrer Feiertag, so heilig, so ernst und doch so jubelvoll. Die unterirdische Eisenbahn in London. (Mit Abbildung.) London, die Stobt der Wunder — freilich stes und menschlicher Thatkraft — hat ein neues nicht der Wunder im Sinne unserer Frommen, Wunderwerk vollendet: die unter einem großen sondern der Wunder menschlichen Erfindungsgri« Thestr der Riesenstadt hinlaufende Eisenbahn,