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nunmehr tausend Jahren, wie so manche Städte in Deutschland, so auch diese Stadt gründete, in dem er ein vielleicht schon vorher bestandenes Dorf befestigte, mit den Heerbannpflichtigen Grundbe sitzern des offenen Landes bevölkerte, die Gau versammlungen, die Gerichte, andere Feierlichkeiten und insbesondere den Handwerksbetrieb in sie legte. So diente unsere Stadt nicht nur zum Schutz und Trutz wider die wilden siavischen Stämme der Oaleminzier und anderer, sondern sie wurde zugleich der Mittelpunkt, von welchem aus die deutsche Gesittung sich über unsere Heimath ver breitete und das ganze Markgrafenlhum seinen Namen empfing. Einem Manne von solcher Bedeutung für Unser weiteres und engeres Vaterland, und ins besondere für unsere Stadt geziemte wohl dieses Denkmal. Schauen wir nun, wie das Wirk ge lungen, und so falle denn die Hülle, die es unfern Augen verbirgt. (Enthüllung, Tusch.) Wir sehen, das Weck lobt seinen Meister, und gewiß gereicht es der sächsischen Kunst zu hoher Ehre, daß diese Bildsäule in Idee und Ausführung so würdig jenes großen Mannes aus- gefallen ist, wie sie sich unserem Auge und dem Urkheile der Kunstveiständigen darsiellt. So stehe denn Bildsäule, unversehrt von frevelhafter oder muthwilliqer Hand, zur Freude der Mit- und Nachwelt lange Zeiten und gieb ein Zeugniß nicht blos von dem heldenhaften Sach- senfürsten und deutschen Könige, dem großen Grün der dieser Stadt, sondern auch von dem wieder erwachten Sinne und Verständlich für die bilden- den Künste in unserer Zeit, in unserer Heimath, unter der Regierung unsers weisen Königs Johann, für den wir unsere Segenswünsche in dem Rufe zusammenfassen: „Se. Majestät, der Beschützer alles Guten und Schönen, lebe dreimal hoch!" Das Zuschauerpublikum, welches wahrend der ganzen Feierlichkeit eine ruhige Haltung be wahrte, stimmte lebhaft in das Hoch auf Se. Maj. den König ein, welches der Festredner am Schluß ausbrachte. Hierauf ertönte die Sacksen- hymne vom Capellmeister Krebs, der ein Hoch auf den Künstler Henze folgte, worauf ein ange messener Gesang die öffentliche Feier schloß. Wie der Deutsche keine Festlichkeit ohne Essen begehen kann, so flüchtete man sich nun aus dem Regen in den schützenden Saal des Gasthofes zum „Hirsch" zu einem gemeinschaftlichen Mahle, das durch ernste und heitere Trinksprüche gewürzt war. Oer erste Toast galt Sr. Maj. unserm Kö nige, der zur Herstellung des enthüllten Kunstwerks den ernsten Impuls gegeben und dem akademischen Rache, der diesen Gedanken ausgeführk. Der Herr Prof. Heyne feierte die künstlerischen Bestrebun gen der Stadt Meißen und erkannte dankbar die Munificenz an, mit welcher sie die Mittel zur wür- digen Aufstellung des Kunstwerks beschafft. Mit sehr glücklichem Humor hielt Herr Finanzprocura- tor Hallbauer einen längeren Vortrag, anknü pfend an den Namen des Künstlers Henze, der gleichen sprechlichcn Stammes mit Heinrich sei, worin er die Eiqenlhümlichkeiten und Eigenschaften Meißens entwickelte, der große Heiterkeit erregte. So möge denn dieses Denkmal Meißens, eine Zierde der Stadt, bis in die fernsten Zeiten er halten werden. Mögen diese Worte dazu dienen, der Nachwalt den Grund der Entstehung und die Art und Weise der Weihe dieses Kunstwerks vor zuführen. Die Festungswerke des Luziensteigs in der Schweiz. (Mit Abbildung.) Obwohl die gesammte Schweiz eine einzige große, von der Natur gebaute Festung genannt werden darf, so hat man doch auch dorr zur grö ßeren Sicherstellung vor begehrlicher Nachbarschaft durch künstliche Befestigungen der Natur noch nachgeholfen. Das stärkste solcher schweizerischer Festungs- werke, genau genommen das einzige, welches nach soldatischen Begriffen den Namen „Festung" ver dient, ist die Befestigung des Luziensteigs. An der äußersten Spitze der Rhätikon-Kette, welche das Graubündner Thal Prättigau von Tirol scheidet, fällt der 7600 Fuß hohe Falknis schroff ab. Am Fuße dieser steilen Felswände liegt Luziensteig, ein niederer Bergrücken, über den die Hauptstraße aus dem Vorarlberg und Lichtenstein durch Graubünden nach Italien führt. Von Chur her kommend, zieht sich vom Städtchen Mayenfeld an die Straße durch Reb- gelände und einen herrlichen Wald nach der Höhe, Neuer Kalender G