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für Kunstzwecke bestimmten Mitteln des Staates, womit der Stadt Me.ßen ein bleibendes. Geschenk verehrt wurde. Dagegen beschloßt dec Stadtralh und die Stadtverordneten zu Meißen, die Mittel zur würdigen Aufstellung des Kunstwerkes und na mentlich die Herstellung eines geschmackvollen Bwn- nenbassins aus städtischen Kaffen zu beschaffen. Die Statue ist vom Bildhauer Henze gelun gen gearbeitet. Sie stellt den großen König dar, der mir gewaltigem Arme die hiesigen sorbischen Völker schaften besiegt hatte, als sage er mit nieder,eigen- der Rechte: Hier soll Meißen stehen, eine Grenz- rnachr, welche den errungenen Sieg sicher stellt. Ausgestellt ist dieselbe auf einem geschmackvollen Brunnenbassin auf dem freien Platze vor der Franziskanerkirche, der nun den Namen Heinrichs- Platz erhallen hat. Da die Räumlichkeiten des Platzes von nur mäßiger Dimension sind, so erscheint bas Standbild Heinrichs l. angemessen groß und dient zur Verschönerung dieses Raumes, den der Fremde betritt, sobald er über die Elbbrücke ge kommen und den östlichen Aheil der Elbgaffe zu- rückgelegt hat. Der 23. April 1863 war zur feierlichen Ent hüllung des Denkmals bestimmt. Der Himmel war dem Festacte nicht günstig, und der „König Heinrich" konnte, als man khn von seiner Hülle be freit, sich den von ihm begründeten Ort nur durch den niederfallcnden Regen beschauen, ein Bild, daß es ihm bei Gründung des Orts noch nicht sonnig um's Herz war. Als Gäste, die sich am Feste belheiiigien, waren von Dresden eingecroffen die Herren Prof. Hänel, Prof. Heine, Ministerial- Secretär Schmiedel, Maler Clauß und der Ver fertiger der St-tue, Henze. Nach 11 Uhr bewegte sich der Fesizng, der aus den Mitgliedern des Eladtraths und der Stadtveroidnelen, den Dresdner Ehrengästen und den dazu geladenen Mitgliedern der hiesigen könig lichen Behörden bestand, vom Rachhause aus nach dem Denkmale, um welches das hiesige uni formiere Bürgerschützencorps eine Haye gebildet harte, welche den Zug aufnahm. Außerhalb der selben war dec Platz von einem zahlreichen Publi kum umstanden. Nachdem von den hiesigen Gesangvereinen der Mendelsohn'sche „Festgesang an die Künstler an gestimmt war, hielt der hiesige Herr Bürgermeister Hirschberg nachstehende Festrede, während welcher unter Tusch der Musik die Hülle fiel. „Wenn ein Volk", begann der Redner, „in materieller Beziehung eine gewisse Höhe erreicht, wenn es Handel und Gewerbe in einen gewissen Schwung gebracht hat, so (lehrt uns die Ge schichte) wendet es sich auch zur Pflege der schönen Künste und giebt damit erst seinen Bestrebungen im Erwerbe irdischer Güter die höhere Weide; denn wehe dem Volke, das lediglich mit Entfal tung seines äußern Wohlstandes sich genügen läßt, und dabei den sänftiqenden und veredelnden Ein flüsse der schönen Künste sich entzieht; cs würde mit allem äußeren Glanze die Nacht seiner Bar barei nickt verdecken können. Glücklich find' wir Deutsche daran, daß unserem Volke ein vielseitiger, das Nützliche und Schöne zugleich umfassender G-ist gegeben ist. Als unser deutsches Bürgerthum und Slädtewesen im Mittelalter in voller Blüthe stand, da thronte auch die Kunst nicht nur in den Häusern der Mächtigen und Vornehmen, oder in dem Tempel des Herrn, sondern sie schmückte auch ras Leben des Bürgers und zierte seine Rathhäuser, Kauf hallen, öffentlichen Brunnen ebenso wie seine Pri vatgebäude. Auch in unserer Stadt stehen noch redende Zeugen jenes Sinnes unserer Altvordern für das Schöne ia maucherlei Werken der bildenden Künste; leider aber war seil dem dreißigjährigen Kriege mit dem allgemeinen Verfalle unseres Vaterlandes an Stelle der echten und wahren Kunst Barbarei und Ungeschmack und Zuletzt kahle Nüchternheit getreten. Freuen wir uns und begrüßen wir es als ein gutes Zeichen unserer Zeit, daß unter der Re gierung unseres alles Schöne und Edle fördernden Landesvaters und durch eine einsichtsvolle Landes vertretung über der Sorge für die materiellen Interessen des Landes auch die schönen und be sonders die bildenden Künste nicht vergessen wer den. Diesem glücklichen Umstand und dec Libera lität unserer Gemeindevertretung haben wir es zu dank.n, daß an Stelle eines häßlichen und vom Zahne der Zeit zernagten Wasserbehälters dieser geschmackvolle Brunnen entstanden und als dessen Krone ein edles und würdiges Kunstwerk unserer Stadt in diesem Standbilde geschenkt werden soll. Schon in der Idee ist dieses Kunstwerk ein glückliches. Es stellt Heinrich I., jenen großen deutschen König dar, der mit seinem Heldenarm der w.lden Ungarn räuberische Einfälle in Deutsch land zurückwies, dieses ursprünglich deutsche Gebiet, welches nach der Völkerwanderung in den Besitz slavischer Stämme gekommen war, der höhern deutschen Gesittung zurückeroberte und vor fast