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furt a. M., daß dir kurhesstsch« Verfassung zu einer Lebensfrage des Nakionalvereins gemacht wurde. Der hartnäckige Widerstand der kurhcssi- schen Regierung und ihrer hohen Gönner vermochte nichts mehr gegen die begeisterte Th ilnabme der ganzen deutschen Nation, aus deren Seite sich ver schiedene Regierungen stellten. So mußte die oc- troyirte Venassung fallen; die allein zu Recht be stehende Verfassung von 18Z1/49 ward wieder hergestellt. Für Oetker fehlte es bis dahin nicht an Widerwärtigkeiten und Verfolgungen, die er sämmtbch mit der ihm eigenen Zähigkeit bestand, trotz seiner zunehmenden Kränklichkeit, die ihn nö- thiqte, im Jahre 186t ein südliches Klima auf zusuchen. Doch mochte er sich nicht weiter als bis in die Südsckweiz vom Schonplätze seines Wirkens entfernen. Von dort aus blieb er in täglichen Briefen die Seele der V.rfassunqspartei. Nach endlich wiederherqestellier rechtmäßiger Verfassung ward Oetker zum Landtags ckgeordneten gewählt. Sein Name wird mit der Geschichte des kurhcssischen Derfassungskampfes für immer ver bunden bleiben. Wenn dieser Kampf dem deutschen Volke ein Vorbild ist, so wird Derjenige, der diesen Kampf leitete, um so höher zu achten sein, je mühe voller und undankbarer seine Arbeit, und je we niger dabei auf glänzenden Erfolg zu rechnen war. Es schmücken ihn weder Titel noch Orden, aber die höchste Ehre, die dem Vaterlandsfreunde zu Theil werden kann, ist ihm geworden^ die be geisterte Liebe und das Vertrauen seines Volkes. Die Hauptstadt Kassrl und eine ganze Reibe an derer hessischer Städte verliehen ihm das Ehren bürgerrecht. Er wurde zuerst zum Landtage ge wählt, suf dem er die Führerschaft hat. Noch ist für das brave Heffenvolk die Zeit der Prüfung nicht vollendet; noch stehen ihm neue Anfechtungen und Kämpfe bevor. Möge es unter Oetkers bewährter Leitung endlich den vollständigen Sieg des Rechtes erkämpfen, «in Vorbild für an dere deutsche Länder, die den Umsturz ihrer zu Recht bestehenden Verfassungen in Demuth über sich ergehen lassen. Ludwig U h l a N d. (Mit Abbildung.) Am 14. November 1862 ist einer der edelsten und volks-hümlicksten deutschen Dichter gestorben, Es existirt wohl keine Gedichtsammlung, die nickt Gedickte von Ludwig Uhland enthielte. Kein Gesangverein bestebt, der nickt die herrlichen, zabi- reick componirten Lieder dieses Dicktcrs sänge. Die M.hrzahl dieser Lieder sind Volkslieder im besten Sinne des Wortes. - Ludwig Uhland war ein Mann, das Ideal eines deutschen Charakters, ein glühender Patriot, ein patriotischer Dichter. Er war ein Mann von Gesinnung, der nicht für Geldgewinn, auch nicht um der äußeren Ehren willen seine Worte formte; er war — seckst sine Gegner werden dies bestäti gen — was Reinhet des Charakters und edeln Sinn betrifft, einer der Edclilen und Besten unsers Volks. Johann Ludwig Uhland wurde als der Sohn rin.s Theologen am 26 Aprst 1787 in Tübingen geboren. Von 180; an studirte er auf d r Univ rsi'ät seiner Vaterstadt die Rechiswissen- schg'k und erwarb sich z810 die Würde eines Doctors beider Rechte. Schon 1806 veröffent lichte er in Seckezidorf's Musenalmanach G dichte, '8'2 >m Po-kiscken Almanach und 1815 im Demschen Dichtttwald. Vaterlands- und Freiheits liebe durchströmten ihn und machten ihn schon damals dem Volke werth. Nach erlangter Doktorwürde besuchte er Pa ris, um daselbst seinen Blick in die W.lklage zu erweitern und zugleich auf der öffentlichen Biblio thek die Manuskripte aus dem Mittelalter zu durch forschen. Mehrere werlhvolle Bücher sind die Frückte dieser Studien. In die tzcimath, 1811, zurückgekehrt, wid mete er sich der advvkatoriscken Praxis, zuerst in Tübingen, vom folgenden Jahre an in Stuttgart, woselbst er auch einige Zeit im Justizministerium arbeitete. AIS 1815 der König von Wüttemberg eine Neugestaltung der Verfassunqsgefetze beabsichtigte, konnte sich Uhland nicht enthalten, mir der Gabe des Gesanges auch für „das alte gute Recht" sei nes engeren Varerlandes einzustehen. So entstan den jene.herrschen patriotischen Gesänge, die noch jetzt begeisternd wirken, obwohl sie damals nur würtemberaisch^ Interessen verfochten. Und es war nur eine Fortsetz mg dieser Wahrung deS „alten guten Reckte", sein Benehmen als Mitglied der zweiten Erändekommer, in die er 1816 nach dem Erscheinen der ersten Sammlung seiner Gedickte gewählt worden war. Mit seiner politischen Thä-