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Nachmittags am 27. August setzte sich der Grabzug unter gedämpftem Trommelwirbel auS dem Holzwärterhause in Bewegung. Tiefste Weh- muth sprach sich im Angesicht aller Anwesenden aus. Die zahlreichen Freunde Körners, alle Cbargirten der Lützow'schen Infanterie und viele Offiziere der Wallmodenschen Regimenter bildeten das Grabgeleite, in welchem auch Wallmoden selbst mit seinem Stabe anwesend war. Unter Anstim mung des Aörner'schen Liedes: „Vater, ich rufe dich!" wurde der mit Blumen geschmückte Sarg Körners in die Gruft gesenkt und zum Schluffe sang man, so weit es die überwältigende Rüh- rung gestattete, das Körner'sche Lied: Das war Lützow's wilde verwegene Jagd." Hierauf wölb ten die Freunde den Hügel und deckten ihn mit frischem Rasen. Der Krieg führte in wenigen Stunden die Freunde fernab von der Rubestätte des theuern Tobten, aber das Grab Körners blieb ihnen, ja der ganzen deutschen Nation in unvergeßlicher Erinnerung. Der Erbprinz von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Ludwig, selbst ein Tbeilnebmer am Frei heitskampfe, hatte den Wunsch, dem Gefallenen einen Platz zu Ludwigslust in der Nähe fürstli cher Gräber anzubieten. Dies Anerbieten lehnte der Vater Körners dankend ab, da er wünschte, daß der Ruheplatz des Sohnes dort bleibe, wo ihn die Freunde ausgesucht hätten, er bat aber, da Wöbbelin zum fürstlichen Dominium gehörte, den Herzog Friedrich Franz I. um die Doppeleiche, welche das Grab seines Sohnes beschattete und um einen kleinen sie zunächst umgebenden Platz, auf welchem er den Gefallenen ein Denkmal er richten wollte. Der Herzog gewährte diese Bitte sofort und schenkte dem Vater außer dem Platze, für welchen jährlich nur ein geringer Canon er legt werden sollte, auch das zu seiner Einfassung erforderliche Material, weil „Theodor Körner als ein Retter des Vaterlandes gefallen" sei. Das Denkmal, welches nun dem gefallenen Heldenjüngliug errichtet wurde, verfertigte nach dem Plane des Vaters und einer Zeichnung des Hof- baumeisterS Tbormeyer in Dresden die königl. Eisengießerei in Berlin. Es ist ein vierseitiger antiker Altar, aus welchem Leier und Schwert ste hen, die von einem eisernen Eichenkranze umwun den waren. Der das Monument bildende Altar trägt aus seinen vier Seiten Inschriften; auf der ostwärts gerichteten Vorderseite stehen die Worte: Hier wurde Curl Theodor Körner von seinen Waffenbrüdern mit Achtung und Liebe zur Erde bestattet. Aus der rechten Seite stebk die Inschrift: Dem Länger Heil, erkämpft er mit dem Schwerte. Sich nur ein Grab in einer freien Erde! Auf der rechten Seite: Batertand, Dir woll'n wir kerben, Wie Dein großes Werk gebeut. Unsere Lieben mögen s erben. Was wir mit dem Schwert befreit. Wachse. Du Freiheit der deutschen Eichen, Wachse empor über unsere Leichen. Auf der Rückseite steht: Carl Theodor Körner geb. zu Dresden am 23. Sevibr. 17Sl widmete sich zuerst den Bergbau, dann der Dichtkunst und zuletzt dem Kampfe für Deutschlands Rttkung. Diesen Beruf weihte er Schwert und Leier und opferte ihm die schönsten Freuden und Hoffnungen einer glücklichen Jnaend. Als Lieutenant und Adjutant in der Lützow'schen Freischaar wurde er bei einem G-fechl zwischen Schwerin und Gadebusch am 26. Aag. 1813 schnell durch eine feindliche Kugel getödtet. Ein Eisengitter von 45 Fuß Geviert umfaßt daS Grab und die Doppeleiche. Der zur Grabstätte gehörige Raum ist 114 Fuß breit und 588 Fuß lang. Die Stätte zu Rosenberg, wo Körner fiel und welche jetzt ein Obelisk ziert, und das Grab zu Wöbbelin, wo er ruht, müssen uns geweiht bleiben durch die Erinnerung an den Opfertod eines edeln deutschen Jünglings, welcher unsere Jugend begeistern und erbeben wird zu gleicher Gesinnung. Damit eine solche Schmach in Deutschland nicht wiederkehre, welche abzuschütteln Körner sang und kämpfte — deutsche Jugend, so stärke die Herzen durch das Andenken an Theodor Körner. Sollte aber dennoch, was Gott verhüte, eine ähnliche .sieit der Prüfung und Noth über Deutschland dereinst kommen, so ringe auch du mutbig und freudig im Kampfe und scheue selbst nicht das Opfer de- Lebens. Und so schließe Körners Wort: Durch, Brüder, durch! die- werde Das Wort in Kampf und Schmerz. Gemeines will zur Erde, Das Edle bimmelwätts! Durch!