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Theodor Körner's Tod. (Mit Abbildung.) Der 26. Aug. des Jahres 1863 ist in ver schiedenen Orten Deutschlands, namentlich in Dres den, Leipzig, Freiberg als nationaler Festtag ge feiert worden; aus vielen Gegenden Deutschlands sind Deputationen nach der Grabstätte des Helden- jünglingS gepilgert, um Kränze auf dem theuern Grabe niederzulegen. Deutschland schickt sich an, sich in Körners Geiste zu verklären. Wir hielten es daher sür zeitgemäß, eine Darstellung dcS Gefechtes zu liefern, in welchem Körner seinen frühen Tod fand. Das durch frühere Kämpfe stark zusammen geschmolzene Lützow'sche Freikorps, wo Theodor Körner als Adjutant fungirte, hatte Stellung im Mecklenburgischen genommen, um Davoust, der noch immer Hamburg besetzt hielt, Abbruch zu thun. Am 17. Augnst war der Waffenstillstand abgelaufen, und von diesem Tage gab es täglich Kämpft zwischen den in der Vorhut stehenden Lützowern und den Franzosen. Schon am 17. und 18. August hatte das erste und zweite Bataillon der Lützower das Gefecht bei Lauenburg zu be stehen, durch welches sie dem Feinde einen wich tigen Aufenthalt und eine Unterbrechung in seinen Operationen verursachten. Davoust zog alsdann über Wittenburg nach Schwerin, die Straße einschlagend, welche damals diese beiden Städte verband und traf am 23. Aug. in Schwerin ein, an demselben Tage, wo der Sieg bei Großbeeren erfochten wurde. Rechts, d. h. südlich von ihm zog Wallmoden am 24. August nach Wöbbelin, um Davoust diese Straße, welche über Ludwigslust nach Priegnitz hineinführt, zu verlegen, weil man fürchten mußte, daß jener sich von Norden her auf Berlin zu bewegen suchen werde, welches Napoleon von Sachsen her bedrohte. Bei diesem Zuge Wallmodens stand das Lützow' sche Corps dem Feinde zunächst, in der Nachhut und langte dessen Infanterie am 25. Aug. in dem Dorfe Kraak an dem Punkte an, wo sich die Wege von Hagenow nach Neustadt und von Schwerin nach Dömitz scknitten. Die Lützow'sche Kavallerie stand an diesem Tage nebst den Kosaken in der Vorhut zu Warsow, bildeten also dem Feinde gegenüber einen vorgeschobene» Posten auf der Straße von Hagenow nach Schwerin, und war jenem so nahe auf dem Fuße nachgerückt, daß eS zu wiederholten Scharmützeln mit der Nachhut desselben gekommen war. Bei der Lützow'schen Reiterei befand sich auch Theodor Körner, und es ist hcrvorzuheben, daß namentlich diesem Corps die Aufgabe zufiel, den Feind fortwährend zu beobachten und zu beunruhigen, theils um ibn in der Sicherheit seiner Operationen zu stören, theils um ihn die Nachrichten vom Hauptkriegsschauplatze abzuschneiden und ihn dadurch zu isoliren. Dieser Zweck gelang vollkommen: Davoust wurde durch die ihm entgegenstehenden viel schwächer» Streit kräfte der Verbündeten von einem thätiFcn Ein greifen in den Kriegsplan Napoleons zurückgehal ten, und dadurch gewinnen diese Züge und kleinen Gefechte, welche damals in Mecklenburg vorfielcn, für die Kriegsgeschichte eine höhere Bedeutung, als sonst in ihnen lag und die Theilnehmer an ihnen damals ahnen konnten. Die Franzosen, welche in Schwerin lagen, hatten ans der Straße nach Gadebusch bin ihre Vorposten ausgestellt, wahrscheinlich deshalb, weil Davoust diese Straße zur Verbindung mit Ham burg offen halten wollte; gleichzeitig waren 1>ie Dörfer um den Ostorfer See von ihnen besetzt, da man von dieser Seite her zuerst eine Annäherung Wallmodens gegen Schwerin vermuthen durfte. Einen Streiszug zu unternehmen, vielleicht zur genauen Recognoscirung der feindlichen Stel lung, wahrscheinlich zugleich in der Absicht, um unter Begünstigung der Umstände einen Schlag gegen die vorgeschobenen Posten auszuführen, brach Lützow am 25. August von Warsow mit seiner Reiterei und einem Zuge von 100 Kosaken auf und wandte sich zunächst nach dem Dorfe Gottes gabe, wo er die Nacht zubringen wollte. Er ruhte jedoch nur wenige Stunden, da er von ausgesandten Kundschaftern erfahren hatte, daß der im Eulenkruge liegende feindliche Posten mit Hilfe einiger sich dazu anbietcnden, den Franzosen sehr abgeneigten Landleute wohl aufgehoben wer den könne, da man seine Stärke nur auf ein Bataillon veranschlagte, und baß auch im Dorfe Rosenow sich schon ein feindliches Piket befinde, welches letztere sich aber nicht bestätigte. Man brach deshalb schon um 3 Uhr Morgens auf und marschirte nach dem Gute Lützow, nahe der Straße nach Schwerin, nach Gadebusch, wahrscheinlich um von hier aus zunächst das Dorf Rosenow zu beob achten, welches die von Schwerin entferntesten feindlichen Truppen enthalten sollte. Vor Lützow, aus tief gelegenem, von Gehölz geschützten Terrain, Neuer Kalender K