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fich vor Enthüllungen fürchtet. So wurde denn gegen den Willen Garibaldi's ein Amnestiedecret erlassen, welches die That von Aspromonte mit dem Schleier bedeckte. 6. Die Generalversammlung des deutschen Nationalvereines wurde in Coburg, zu geringer Erbauung der preußischen und einiger andrer Re gierungen, abgehalten. — In Weimar wurde eine Generalversammlung der Schillerstistung gehalten. 9. Der frühere kurhessische Minister Hassen pflug, traurigen Andenkens, der ein treues Volk hart bedrückt und Hunderte von Familien unglück lich gemacht hat, starb in Marburg, unbetrancrt von Deutschland und niedergedrückt von seinem eigenen Bewußtsein. 11. In Rußland verkündet ein kaiserlicher Ukas Gerichtsorganisation durchs ganze Reich und Trennung der Justiz von der Verwaltung. 12. Auch Hessen-Darmstadt lehnt durch seinen Dalwigh den preußisch-französischen Handelsver trag ab. 13. In Preußen wird der Landtag, der mit Festigkeit die Rechte des Volkes gewahrt, durch das Ministerium Bismark geschlossen. Das hohe Militär-Budget wird abgelehnt, da es die meisten Einnahmen des preußischen Staates verschlingt. Das Ministerium erklärt, auch ohne Budget regie ren zu wollen, was es treulich, aber weder zum Segen der Regierung noch des Lundes ausführt. 14. In München wird der deutsche Handels tag eröffnet. An großartigen Vereinen und „Ta gen" ist kein Mangel in diesem Jahre. 15. Dänemark sendet an das englische Cabinct eine Antwort in Bezug auf die Russelsche Note und verspricht in der Hauptsache den englischen Forderungen nachzukommen. Versprechen und nicht darnach lbun, gilt den Dänen für diplomatisch. 16. Im französischen Ministerium erfolgt eine Aenderung: Drouin de L'huys tritt als Mi nister des Auswärtigen an die Stelle Thouvenels. 23. Dieser Tag war für Griechenland und die dortige Dynastie verhängnißvoll. Es brach eine Revolution während der Abwesenheit des Königs aus. Der König Otto 1. mußte die Flucht ergreifen, und wagte nicht, nach Athen zurück- zukehren; es wurde eine provisorische Regierung proclamirt und die Absetzung des Königs Otto l. und seiner Dynastie decretirt. Die Griechen haben seitdem gesehen, daß sie aus dem Regen in die Traufe gekommen sind und daß es leichter ist, einen König zu vertreiben, als einen neuen zu bekommen. 27. Preußen antwortet in Bezug auf die Russelschen Vorfchläge zur Beilegung der schleSwig« holsteinischen Frage. Wenn die Schleswig-Hol steiner von Noten satt würden, so wäre ihnen längst geholfen. 28. Die Großdeutschen, d. h. die Oester- rejchisch'Gesinnten, halten in Frankfurt a. M. eine Versammlung ab, um dieBestrebungen des National vereins zu lähmen, welche aber, obwohl von Oester reich wie auf Commando stark beschickt, nicht recht in- Gang kommen will. 30. Frankreich, das schon längst Lust gebabt, den amerikanischen Bürgerkrieg durch Dazwischen kunft zu beendigen, weil das Vermitteln zur „Mission" Frankreichs paßt, schreibt durch den Minister Drouin de L'huys an England und Ruß land, ob eS nicht zweckmäßig sei, die amerikanischen Angelegenheiten durch diese drei Staaten zu ver mitteln. England hat eben so wenig Neigung hierzu als Rußland, weil ihnen die Sache bedenk lich erscheint. November. 1. Der König Otto l. von Grie chenland traf mit seiner Gemahlin in München ein, um Athen wahrscheinlich nie wieder zu sehen. 4. Die Eisenbahn zwischen Stockholm und Golhenburg wird dem öffentlichen Verkehr über geben. 6. Dänemark schreibt eine Antwort auf die preußische Note vom 22. August des Inhalts: „Ich kann nicht." 9. Der verwundete Garibaldi fiedelt nach Pisa über. Rußland lehnt es ab, die amerikani schen Angelegenheiten zu vermitteln. 12- In Holstein wird eine besondere Regie rung errichtet, aber die dänischen Bedrückungen bleiben dieselben. 13. Der große nationale Dichter Deutschlands, Uhland, stirbt in Tübingen. Sein Tod wird in Deutschland tief betrauert; seine herrlichen Lieder leben fort. — Auch England lehnt die Vermittlerrolle in Amerika zum Verdruß Frankreichs ab. — In Hessen-Darmstadt werden die Kammern eröffnet, die diesmal ziemlich freisinnig und entschieden auftrften. 15. D» Vogel, Bürger- und Realschuldireckor in Leipzig,Vater des bekannten Afrikareisenden, starb. 18. Das italienische Parlament wird eröffnet. 19. Der Kaiser von Oesterreich erläßt eine allgemeine Amnestie für Ungarn, um dieses für den Gesammtstaat schwierige Reich zu versöhnen. 20. Die kurbesfische Ständeversammlung, welche mit Entschiedenheit und Treue die verfassungsmäßi gen Rechte des Volkes gewahrt, wird vertagt. —