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Das Römische Bad. Neben den wohl allen unseren Lesern bekann ten Ru ssisch en Da m p fb ä d er n finden neuer dings die sogenannten Römischen Bäder (auch Irisch-Römische Bäder genannt) viele Freunde. In England, besonders in Irland, werden sie vielfach eingerichtet und zahlreich benutzt. Auch in mehre» reu Städten Deutschlands sind bereits solche Bä der entstanden, z. B. in Berlin. In Dresden ist die Errichtung Römischer Bäder im Werke und ist zu diesem Behufe eine Subskription eröffnet worden. Sollten sich die von solchen Bädern er warteten guten Einwiktungen auf die Gesundheit bewahrheiten, so wird unzweifelhaft ihre Verbrei tung zun.hmen. . Um unseren Lesern Gelegenheit zu bieten, die Einrichtung der Römischen Bäder kennen zu lernen, geben wir nachstehend die Beschreibung eines sol chen, wie es in Berlin besteht. Neugier, nicht Bedürfniß, führte uns in das Römische Bad. ES summte uns im Kopfe von« Hypocatistum und Ealaiiuin, wir wollten uns mit den Thermen des Titus bekannt machen und baden, wie Pompejus gebadet hat. Ein sauberes, eomfortabel ausgcstattetes Ge mach nimmt uns auf, eine Reihe von Aleovcn enthaltend, in welchen sich die Badegäste entkleiden. Hier herrscht mäßige Temperatur. Man verläßt das Zimmer mit einem Schurz bekleidet, Sandalen an den Füßen, welche unsere Badegenvssm zum Entsetzen dcS Römers, der uns bediente, hartnäckig Pantinen nannten, und tritt in das Tepidarium, den nach der Angabe des Führers „mäßig" er wärmten Raum. Die Hitze beträgt ungefähr 35 Grad. Wir ließen uns auf einen Stuhl nieder und fühlten uns beim ersten Athemzuge genau so behaglich, als wenn uns eine Portion siedenden Bleis oder eine andere warme Schüssel vom Speise zettel Adramelechs in den Hals geschüttet wäre. Reminiscmzen aus Dantes Hölle zählten in un serem Kopfe, die Gluth gestaltete sich zur leckenden Flamme, höllische Schüreisen klangen an unser Ohr und augenblicklich ließen wir zähneklappernd alle großen und kleinen Sünden unseres Lebens an uns vorübergehen, forschend, ob irgend eine Unthat so schwer, daß wir auf ewige Zeilen dem unfreundlichen Elemente verfallen wären. Allein diese Noih dauert nur wenige Sekunden, der Schweiß strömt reichlich aus den Poren und hierdurch er leichtert, gewöhnt sich der Körper rasch an die Hitze; die Bilder der „Dürrteufel mit langem geraden Horn" und der „Dickteufcl mit kurzem kr"mmen Horn" verlassen uns und wir sehen in dem Mann, welcher eb n Hand an uns legt, nicht mehr einen mit der Kncifzange auf uns attentiren- dcn Höllensohn, sondern den Bademeister, den braven Quirlten, welcher seine freundliche Absicht an den Tag lfgt, uns ein wenig zu striegeln. Nachdem er den glühenden Körper durch Drücken und Reiben mürbe gemacht, kündigt er unS an, daß wir nun mehr würdig befnnceu werden, zu wandeln an seiner Hand ins heiß're Land. Das eigentliche Schwitz gewölbe nimmt uns auf, in welchem die Tempe ratur auf 42 bis 50 Grad erhöht ist. Beim ersten Eintritte wirkt die Gluth wiederum fast betäubend, allein allmälig stellt sich ein zunehmendes Gefühl der Erleichterung ein, welches durch die andauernde Hitze gehindert wird, i» wirkliches Behagen über zugehen. Das Striegeln des Bademeisters wird nun wiederholt, nimmt aber mehr den Eharakter des Drückens, Pressens, Knetens an; der Rö mer nannte cs„Massiren." Nachdem wir etwa eine Viertelstunde in dein Backofen -»gebracht, wur den wir erlöst und in das kUzistarium geführt, wo eine lauwarme und demnächst kältere Douche als wahre Himmclsgaben uns ergnickren. Dann in das erste Gemach zurückgekehrt, wird man in ein Leintuch eingewickclt und liegt längere Zeit auf einem guten Divan ausgcstreckt, um sich voll ständig abzukühlcn. Hier beginnt man nun den süßen Lohn zu kosten für ausgestandene Drangsale. Wie von Zcphyrn umfächelt, hrbt sich die Brust in wonnigem Kraftgefühl, die Glieder dehnen sich mit schwellenden Muskeln und wache Träume umgaukeln herrlich den Sinn. Alle Houris des Paradieses umtanzen unfern Divan, der Sehcrblick verliert sich in selige Fernen, wo Verwarnungen graue Mythen und Minister „jeder Zoll ein Schulze- Delitzsch" geworden. Der Quinte stört uns nicht in dem prächtigen Wohlgefühle, es zu erhöhen, setzt er schweigend vor uns hin einen Pokal voll per lenden Grünthaler Lagerbiers. Auch das spätere Befinden trägt den Charakter großen Behagens, man fühlt, daß die gewaltige Ausscheidung von Wassertheilen durch die Haut, für welche die bei der trefflich eingerichteten Ven tilation stets zutretende frische Lust von dem Kör per ausgenommen worden, eine Regeneration her vorgebracht hat, welche das Russische Bad, das den Köiper in Wasserkünste einhüllt, ihm diese .ausdrängt, niemals erreichen kann. Die auf den