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Ueberfall ei res französischen Artillerieparks vnd Muninonstrains durch eine Abthkilung preußischer Reite:«, unter Cewmardo des Rittmeisters ron Colomb, am 2d. Mai 1813 zwischen Zwickau und de:n schönburg'schen Dorse Müisen St. Jacob. Die bei Wold. Türk in Dresden erscheinende kultur- geschichttiche Z.icschritt „Sachseng ru n " enthalt in Nr.18 eine Eczaolung dieses Ueberfalls, die wir unter Empfehlung der genannten Zeitschrift hier wiedergeben. Zu weiterer Befestigung von Dresden hatte d,r Kaiser Napoleon unter Anderen von Straßburg einen Aetillericpark beordert. Dieser bestand aus 17 Kanonen, 6 Haubitzen, durchgehends neue Geschütz--, und 4o Mnnitonswagen, bei einer Bespannung von 6 Pferden für das Stück. Außer den Bedienungsmannschaften: 100 Mmn reitend, r Artillerie und 182 Mae>n Train, war diesim französischen Park eine Bedrctungsinannschaft von 105 Mona, neu rckrutirte ita lienische Jiifanterie beigegeben und 22 Mann Reconvalescenten hatten sich unterwegs aus den Lazarethen dazu gecunden. Dieser Pae k, im Ganzen 40ö Ma in mir 4^4 Pferden, langte am 27. Mai Abends in Zwickau an, um Rasttag zu halten; es war dieser Transport neuer französischer Geschütze und Munition nach Sachsen herein durch Spione auSgekund- schaftet worden und die Meldung davon auch zu den Ohren des königlich preußischen Rittmeisters von Colomb gelangt, welcher mit einem Kavalleriestreifcorps, bestehend, außer obigem Rittmeister, aus 2 Leutnants, (von Kalte und Eck hardt), 1 Trompeter und öl Husaren vom preußischen Husaren regiment Blankenstein, aus dem Lager bei Meißen aufgebrochen war, um so viel als möglich, in Verbindung mit den anderen fliegenden Corps der Verbündeten, den Franzosen alle Zu fuhren vom Rheine her adzuschneidcn. Zu diesem Zw.cke hat sich da-Corps des Rittmeisters von Colomb in den Waldern des sächsischen Voigtlands in Hinterhalt gelegt. Bereits von dort aus war es diesem kleinen StreifcorpS gelungen, in den reußischen Landern, b i Lobeda, eine Ablheilung französischer Kuiassiere von 2V Mann, und eine dergleichen württmber- gische Kavallene von 55 Mann (das letztere Gefecht war am 25. Mai desselben Jahres) aufzuhebcn^ Das französische Geschütz nebst den dazu gehörigen Pulou- und Munitions wagen wurde auf dein Schießanger der Stadt Zwickau auf- gesahren, wo ein Thcil der Mannschaft zur ^Bewachung zuruckölicb. Die übrigen Soldaten waren in Zwickau und in dem nahen Dorfe Marienthal cinquarlirt, auf dessen Ritter gute auch der Coinmandanc dieses Corps, Capitain Bigol, lag. Mehrseitig wurde dieser Bigot gewarnt vor dem preu ßischen Slreifcorps, das sich in der Na he gezeigt hatte, doch legte er kein großes Gewicht auf diese Warnung, schrieb sie vielmehr dem Wunsche der Einwohner zu, sich ecr Einquar- tirung so bald als möglich zu entledigen! Endlich bewogen ihn .rncute Warnungen Befetten auf den Straßen nach Reichenbach, Werdau und Crimmitzschau aufzustellen, 12 Kanonen laden zu lassen und die Zuganze zu dem Schießanger zu beietzen, die zugleich die Kanonen decken sollten. Der 28. Mai verlief ruhig und die Franzosen wurden hier nicht weiter beunruhiget. Am Morgen des 2ö Mai brachen sie, fröhlich singend, auf, die Herresstraße nach Chemnitz hin ziehend, wahrend der Commanoant Bigot und der Capitain dec französischen, zu diesem Corps gehörigen Infanterie, Minuzzi, wie scheu erwähnt Italiener, in einer Kutsche gemächlich voraue-fuhren. Diesen Zeitpunkt hakte der Rittmeister von Colomb, durch siinc listigen Kundschafter, deren einer sich sogar bis herein auf den Marktplatz gewagt hatte, was sich altere Bewohner der Stadt Zwickau noch recht gut erinnern, — "" - als Bauer verkleideter Soldat, der einen Rechen (Harken) auf der Schulter trug —, von Allem sehr genau unterrichtet, erwartet, und eilte nun mit seinen Reitern sehr vorsichtig auf Holz- und Feldwegen über Ebelsbrunn, Planitz und Nheinsdorf herbei, um sich in dem Gehölz auf der Mülsener Höhe, in der Gegend des jetzt dort befindlichen C.nauiseehauses, zu beiden Seiten der Straße in einen Hin terhalt zu legen. Diese alte Reich-» und Etapenstraße war damals noch nicht chausfict und zog sich, gerade in jener Gegend, hart an der Grenze zwischen dem sächsischen Ge biete und dem der schönburgischen Receßkcrrschaften, in einem lang gedehnten, tiefen und engen Hohlweg dahin, in welchem an ei» Wenden der Wagen und Geschütze gar nicht zu denken war! Ein Ort also, der zu dam üiger Zeit diesem Ueberfall sehr günstig gelegen war, da er noch zu alledem durch ein größeres und lang hin sich erstreckendes Gehölz zu beiden Seiten begrenzt wurde, welches nach Süden das Dorf Rainsdorf und nach Norden das Dorf Auerbach er reichte. Diesen Weg mußte der französische Artilleriepark passiren. Als nun derselbe, in lang gestreckter Linie, den Hohlweg eingenommen hatte, brach die preußische Husaren- abtheilung aus dem Gehölz hervor, die Leutnant von Katte führte und die Avantgarde der Franzosen anariff. Diese zerhieb sofort die Strange der Bespannung und veispente den engen Hohlweg durch umgeworfene Geschütze. Der Ritt meister von Colomb selbst, warf sich mit le nen Leuten auf die Mitte dec feindlichen Colonnc und Leutnant Eckhardt hieb mit den Seinigen auf die Arr'ecegardc ein. Das Alles ivar das Werk weniger Augcnbl-cke; da die feindliche In fanterie ihre Gewehre meist alle auf die Munitionswagen gepackt ha^ie, konnte von einem nachdrücklichen Widerstande dec Franzosen nicht die Rede sein, zu alledem waren ja alle ihre Geschütze in diesem Hohlwege fest eingekeilt. Durch diesen kühnen Ueberfall auf das Leuße, ste erschreckt und ent wuchset, suchten die Fran rosen ihr Heil in dec Flucht, ihre Trainmannschaflen zerhieben dir Strange ihrer Pferde und jaglcn mit selbigen davon, Alles im Stiche lassend. Nur ein kleiner Trupp von etwa 25 Mann luchte, sich ziemlich krafciq vertheidigcnd, in geschlossenen Gliedern das nahe Gehölz zu gewinnen, mußte jedoch, gleich den wenig Gegen wehr versuchenden Aitilleristen, mit welchen es namentlich in der Nahe des sogenannten Schwcizergutes noch einmal zum Gefechte kam, sich bald eraeben, worauf Leutnant Eckhardt die anderen Flüchtigen bis unter die Thore Zwickau's ver folgte. Von den Preußen blieb bei der ganzen Affaire ein Mmn auf dem Platze, der Husar Ziet.lmann, und der Leut nant von Katte nebst 6 Husaren wurden verwundet. Von den Franzosen aber wurden 30, worunter 1 Offizier ver wundet, der aber, der den Preußen erschossen halte, wurde zusammengehauen. Gefangen wurden 300 Mann Franzosen, worunter 5 Offiziere, welche nach ihrer Entwaffnung sofort alle entlassen warben. Hierauf wurde alles Holz- und Leder werk verbrannt, die Kanonen, bis auf eine, vernagelt und zum Thcil in nahe Teiche versenkt, die Pulver- und Muni- lionswage» jedoch wurden sammtlich in die Lust gesprengt, eine Erplosion, die, einem Erdbeben gleich, die Fenster der fast eine Stande vom Schauplatze entfernten Stadt Zwickau erzittern machte. Alle anderen Uebcrbleibsel wurden den aus Zwickau, Mülsen und der Umgegend herdeigeströmten Zu schauern prciegegeben. Von den Pferden, welche theils er schossen, thcils ebenfalls vreisgrgeben wurden, behielten die Preußen nur etwa 30 Sluck der besten. Nachmittag kam das Colomb'schc Corps in die Stadt Zwickau und feierte *