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„Sie?" fragte Theodore hocherglührnd. „Sie scherzen — Sie — was hätten Sie bei uns gewollt?" lachte Julie. „Tie ließen mich nicht abwcisen, Demoisille Theodore?" fragte er und sah ihr glühend in die Augen. — „Nie! niemals!" bctheuerte sie unvorsichtig laut im süßesten Erschrecken. Schon begann dies lebhafte Gespräch im Publi kum Aufsehen zu erregen; schon sah man sich von allen Seiten nach ihnen um. Julie winkte vorsichtig: „Später!" — Der Vorhang rauschte wieder empor. Weiler behielten wohl Theodore und Hermann nicht viel von diesem letzten Akt, als daß zuletzt daS gute Pkincip doch siegt», und Max und Agathe nach dem über ihn verhängten Prüfungsjahr noch eine glückliche Zukunft hoffen durften. Der Eomponist ward nach dem Schluffe aber mals gerufen und erschien, von Demoihlle Funk und Madame Haase geführt, unter stürmischem Beifallsruf. Al- die Menge hinausdrängte und der wüthende Zerbelli Frau von Neuhof führte, folgte Hermann seinem Beispiele und ergriff Theodoren« Arm. Schon jetzt mitten im Gedränge erklärte er ihr Alles: wie er von ihrer Dien rin abgewirscn worden — auf ihren Befehl! — welche Schmerzen er dadurch ge habt; wie er sich habe an ihr für diese Beleidigung rächen wollen. Auch sie erklärte da« Mißverständnis in einer Weise, die ihm keinen Zweifel über ihre Empfindungen lassen konnte, und so hatte bei dem Ruf; „Samiel hilf!" dieser Samiel durch seine Aehnl chkeit mit einem Haustrer, der zugleich Wahr sagern trieb, einem unschuldigen Paare wirklich zum Glück verhelfen. So traurig und langweilig wir am Morgen, so begeistert und fröhlich ward nun in der Nacht die Fahrt zurückgeletzt. Nun war es Hermann nicht mehr verwehrt, Theodoren« nähere Bekanntschaft zu machen, und nicht zu lange währte <«, so war sie seine erklärte Traut. Miscellen und Anecdoten. Für Freunde und Verehrer der Prü gelstrafe. Dieser Tage wurde beim Pesthcr LandeSgericht einem TangenichtS, der bereits öfter Prügelstrafe erlitten, das Urthcil, welches eine Ver schärfung mit 30 Stockschlägen enthielt, publizirt. „Die halt' ich schlafend aus!" sagte lächelnd der Verurtheilte. — Und da mögen noch Leute behaupten: wo keine andere Strafe mehr helfen wolle, wirke die Prügelstrafe! Richtiger dürste die umgedrchte Behauptung sein: Die Prügelstrafe bringe bald die Menschen dahin, daß sie alles Ehrgefühl verlieren, und daß keine Strafe mehr bei ihnen wirkt. Im „Nürnberger Anzeiger" findet sich folgende Zusammenstellung, die weit mehr ein politisches alS ein Kuricsiiäts-Jntcresse darbittet: Nürnberg mit 80,000 Einwohnern: 10 Kirchen und Kapellen, 22 Brauhäuser, , 16 Buchhandlungen, und zahlt 80,000 Gulden Gewerbsteuer. Regensburg mit 26,000 Einwohnern: 24 Kirchen und Kapellen, 33 Brauhäuser, 2 Buchhandlungen, und zahlt 16,000 Gulden Gewerbsteuer. Mittel zur sichern Töhtung von Ratten und Mäusen. Man zerschneide bittere Mandeln in kleine Stücken und bestreue Liese mit Mehl. — In Ger bereien, wo die Ratten sehr lästig sind mid auf ge wöhnliche Lockspeisen nicht leicht gehen, da sie in den Abfällen zusagendes Futter in Menge finden, benutzt man zu ihrer Vernichtung die besondere Gier, welche sie aufKäse haben. Man zerschneidet holländische» Käse in erbsengroße Stücken und drückt in jedes die Zündmasse eines Phosphorzündhölzchens hinein, wobei man sich.aber ängstlichst zu hüten hat, daß man diese Zündmasse nicht mit einer Wunde an den Fingern in Berührung bringt, was die furchtbarsten Schmerzen, jaden Tod zur Folge hat. Die durch das Eindrücken der Zündmafse in den Käsestückchen ent standene Oeffnnng streicht man wieder zu und legt die Lockspeise dahin, wo die Ratten am häufigsten sind. Man kann sicher darauf rechnen, daß sic mit Gier darüber hcrfallen und zu Grunde gehen. Ein zweideutige« Kompliment. Zu eineni glänzenden Feste, das der reiche Bankier K. gab, war auch der Minister von B. geladen. Die Gesellschaft war längst versammelt, als endlich der Minister erschien, der Frau vom Hause sein Kom pliment machte und sich wegen seines späten Kommens entschuldigt^. „O", erwiderte sie, sich tief verneigend, „Ew. Exeellenz können nie zu spät kommen."