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Diese Festungswerke sind größtcntheils in Felsen gehauen; und ebenso mußten auch die Belagerer ihre Laufgraben und Batterien in Felsen sprengen; eine schwierige, langsam vorgehende Arbeit, welche noch mebr halte aufgebaltcn werden können, wenn in der Festung ein thätigerer Geist geherrscht hatte, der durch häufige Ausfälle die Belagerer beunruhigt und ihre halbfcrtigen Werke zu zerstören gesucht hätte. Das geschah aber in der Hauptsache nicht. Die in Gaeta eingeschlossenen königlichen Truppen verharrten ruhig innerhalb ihrer starken und, wie sie meinten, sichern Werke und konnten es sich dort ziemlich wohl sein lassen, da eine im Hasen liegende starke fr an zö fische Flotte der sardinischen jede feindselige Annäherung und selbst die Blvkade verwehrte. Unter diesem zweideutigen Schutze Frank reichs konnte zwei Monate lang die nur von der Landseite belagerte Festung alle ihre Bedürfnisse an Lebensmitteln, Munition, Festungsgeschütz neuester Konstruktion und anderen Dingen unge hindert zur See beziehen. Erst am 14. Januar 1861 verließ die fran zösische Flotte den Hafen von Gaeta, nachdem wiederholte Versuche des Admirals, die Ucbergade der Festung zu vermitteln, fruchtlos geblieben waren. Und nun erst nahm die Belagerung den ernsten Karakter an. Die piemontesische Flotte erschien bereits am 20. Januar vor dem Hafen von Gaöta und eröffnete am 22. ebenfalls ihr Feuer, mußte cs aber bald wieder einstellen, da ihre Geschosse von den Felsenwändcn wirkungslos zurückprallten, während die Geschütze der Festung den angrcifcn- den Schiffen bedeutenden Schaden zufügten. Der sardinische Admiral Persano beschrankte sich von nun an im Wesentlichen auf die strenge Blokade des Hafens und versuchte nur noch ein- oder zwei mal mir gleich geringem Erfolg, die Festung mit seinen Schiffen anzugreifcn. Die eigentliche Beschießung des Platzes sand demnach nur von der Landseite statt, da aber seit dem 22. Januar mit der größten Kraft und mit täglich mehr in die Augen springendem Erfolge. Wir haben schon erwähnt, daß die Belagerten so gut wie gar nicht das hauptsächlichste und wirksamste Mittel ergriffen die Annäherung der Belagerer zu erschweren: nämlich kräftige Ausfälle. Nur im Anfänge der Belagerung unternahmen sie einige, aber mit zu schwachen Mitteln und ohne rechte Lust. Der kräftigste Ausfall, eigent lich der einzige kräftige, ward am 28. November unternommen. Obwohl damals der König Franz außer der eigentliche : Besatzung ter Festung noch ein Heer von 15,000 Mann vor den Festungs werken stehen hatte, so wurde doch zu dem Aus fall nur ein geringer Theil befehligt. Der Ausfall halte keinen weitern Erfolg, als daß die König lichen mit einem Verlust von 600 Todlen und Verwundeten zurückgcworfen wurden, und daß darauf der König, um die Lebensmittel für die Besatzung zu sparen, 14,000 Mann seiner Truppen in das päpstliche Gebiet rücken ließ, wo sie sofort 'durch die in Rom stehenden französischen Truppen entwaffnet wurden. Damit gab Franz 11. seine Sache vollends verloren. 'Denn auch die stärkste Festung, wenn sie auf sich selbst beschränkt bleibt, muß endlich dein belagernden Gegner sich ergeben. Der Wider stand kann die Eroberung verzögern, nicht aber verhindern. Die Piemontesen arbeiteten nun mir um so größcrm Eifer an der Errichtung ihrer Belagerungs batterien. Der außerordentlichen Tragweite und der kräftigen Wirkung des neuen Belagerungsge schützes, größtenthcils gezogene Kanonen - Cavalli- Kanoncn> ganz besonderer Konstruktion, die sich ausgezeichnet bewahrten, konnten endlich selbst die gewaltigen Fclseiimasscn, aus denen die Festung besteht, nicht mehr widerstehen. Ein Werk nach dem andern ward zerschossen. Pulvermagazine mit gewaltigen Vorrälhen flogen in die Luft und legten gefährliche Breschen. Die Mitglieder der könig lichen Familie und mit ihnen die fremden Gesandten hatten längst Gaeta verlassen, wo nur der König und die Königin in zwar unbequemen, aber voll kommen sicheren Kasematten zurückblieben, um wie königliche Proklamationen verkündeten, „die Ge fahren und das Schicksal der Besatzung zu theilen." Das ist indeß nicht ganz wörtlich zu verstehen. Denn das Königspaar war in seinem bomben festen Aufenthalte nicht den Gefahren ausgesetzt, welchen die Besatzung täglich mehr unterlag. Ein Theil der fremden Gesandten, und unter diesen auch der sächsische Geschäftsträger, der zu Ueberbringung eines hohen Ordens eigens von Dresden an den König Franz geschickt worden war, kehrten auf Befehl ihrer Höfe wieder nach Gaeta zurück und hielten die Belagerung aus. Der sächsische Geschäftsträger wollte zwar einige Zeit hernach Gaeta wieder verlassen und wandte sich um freies Geleit an den Admiral Persano, der dies aber nicht zugab. Bereits am 31. Januar konnten die Bela gerer aus näher vorgeschobenen Batterien auf die Festung feuern, was sie besonders am 3. Februar mit äußerster Heftigkeit thatcn, wobei die auf 14 Schiffe angewachsene Flotte wieder milwirkre, sich