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kums erschien die wunderschöne Garde der Prin zessin, lauter Prachtexemplare von Amazonen im nettsten Kostüm, mit umfangreichen Krirolinen und einer die Heizen erobernden martialisch-koketten Hal tung; sodann die ebewo satirische als schöne Gruppe „Warum? Darum!" deren glänzender Mittelpunkt eine wunderschöne, im reichsten Roecco kostümirtc Dame war, die mit ihrem Gemahl und einen» Offizier als Hausfreund in einem Prachlwagcn fuhr, gefolgt von einem Frachtwagcn voll Koffer, Taschen und Hutschachteln, welche sämintlich den Namen der Dame trugen, und vor sich einen großen Wagen voll Junggesellen, welche:, im Hinblick auf solche Erscheinungen das Heiraiheu vergangen war. Noch müssen wir erwähnen den bereits kurz beschriebenen Wagen des Zaubere» mit seinem glänzenden Ap parate, ferner das Roulette im wandelnden Kur- saalc mit Croupiers, Spielern und lockenden Spiele rinnen, den Wagen mit den lebenden Nürnberger Spiel- waaren, darunter ein lebenögroßcrNußknackcr und eine überlebensgroße Wickelpuppc, welcher eine Amme aus einer Zweikannenflaschc Liebfrauenmilch zu trinken giebt, die sehr oft neuer Fügung bedarf, La Amor, Nußknacker, Bajazzos u. s. f. sich ebenfalls an solch kindlicher Nahrung erlaben. Es versteht sich, daß es auch anderen Gruppen nicht an Eseln fehlte, die sich mii Engländern und anderen Kurgästen be laden ließ-n. Kurz der Zug bot des Schönen und Humorreichen so viel, daß es lohnt, selbst bei dem un freundlichen Schncewctter als Zuschauer auszuharren. Nach dem Zuge zerstreute sich die Menge in die verschiedensten Gasthöfe; Prinzessin nebst Hof staat waren nach dem H,ofe von Holland gefahren, wo sie au reich besetzter Hoftafcl bei Musik und unter Scherzen und^Toastcn bis zum Beginn Les im Theater veranstalteten Prinz- lichcn Maskcnballs ansharrten. Auf diesem ge ruhte die Prinzessin trotz der ungeheuren Menschen masse mit dem Ministerpräsidenten zu tanzen, bei welcher Gelegenheit eine Gestalt, „IHM in Allem gleich", au die Prinzessin hcranlrat und die ver langende Rechte auf ihr Haupt legte. Das unwillige Schütteln des hohen Hauptes bewies, daß sich die Erhabene eine solche Ehre streng verbat. — Am letzten Tage, Dienstag, großer Narren jahrmarkt in der demgemäß ausgestattcten und dekorirten Fruchthalle, in welcher viele Tausende von Menschen jeden Alters und Geschlechts unter beständigem Gedränge sich bewegten, tanzten, den Glücks- und anderen Spielen, dem Stangeaklettern u. s. w. zusahcn, an den Tönen zweier sich ablöscn- den große» Musikchöre, so wie an Speise und Trank, die in größter Auswahl vorhanden waren, kurz an dem vielgestaltigen muntern Jahnnarktsleben sich c> freuten, das hier mit so viel närrischen Beigaben gewürzt, keine Langeweile auskommen ließ. Auch außer der Halle war den ganzen Tag über närrisch buntes Leben und Treiben, so wie Abends schließlich auf dem letzten Maskenballe im Theater.— Matz wird zugeben, daß solche Maskcnfeste wirkliche Volksfeste sind. Die Belagerung von Gaeta. Mit Abbildung.) Der junge König Franz U. hatte seine Hauptstadt Neapel verlassen, fliehend vor dem einen Manne Garibaldi, der ohne sein Heer, ganz allein diesem voraneilend, am 7. Sept. 1860 seinen Einzug in der bisherigen Hauptstadt einer Reihe von Königen hielt, die ihr Regiment nicht auf die Liebe ihrer Unterthanen, sondern auf die Furcht und den Schrecken bauen zu müssen geglaubt halten. Mit der vollen südlichen Erregt heit jubelnd empfing das Volk den Helden und Befreier. Der König aber zog sich in die Festung Capua und von da in das stärkere Gaeta zu rück, da Capua gleich darauf von dem Heere Garibaldi's belagert wurde. Es wäre diesem leicht gewesen, die Festung zu nehmen, da er die umliegenden beherrschenden Höben besetzt hatte. Er hätte von dort aus nur ein Bombardement beginnen dürfen. Allein der menschenfreundliche Diktator wollte den Einwohnern Capua's den Schrecken eines Bombardements ersparen, weshalb er zu regelmäßiger Belagerung schritt. Wiederholte Ausfälle, welche die königlichen Truppen, haupt sächlich die Fremdenregimcnter, machten, rvuiden von den Belagerern kräftig, wiewohl nickt ohne Verluste zurückqcworfen. Bald zeigte sich ein längerer Widerstand unmöglich. Mittlerweile hatte ein königlich sardinisches Heer unter General Cialdini das Garibaldische Belagerungsheer abgelöst. Und da Capua von allen Seiten eingeschlossen war, so streckte die Besatzung am 2. November 1860 die Waffen. Nunmehr zog das Nationalhcer gegen Gaeta, dieses zu belagern. Gaeta ist durch Natur und Kunst eine der stärksten Festungen der Welt. Auf einer schmalen Felsenzunge in das Meer hinaus ragend, gestattet es die Annäherung vom Lande ber nur auf der einzigen sckmalen Seite, der eine Reihe der stärksten Festungswerke entgegenstarrt.