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sich Persano zu langer Thatenlosiqkeit gezwungen. Erst 1848, als der Krieg argen Oesterreich ausdrach, wurde er zum Fregattenkapitän ernaavt und erhi.lt das Kommando der Brigantine Daino, mit der er sich an der Expedition der sardinischen Flotte ins Adr,arische Meer belheil'gie, die freilich bei dem dama ligen Zustande dieser Flotte erfolglos blieb. Äon Patriotismus und Tkalendurst entflammt, unternabm Persano in D-rbiudung m t einigen kleineren veve- tiarafchen Sch ffen einen Angriff auf das von den Oesterreich-rn stark besetzte Fort Caorle. Aber dieser Kampf siel bei der schwache dec Italiener notz aller Tapferkeit ungünstig au«. Eine glühende Kugel der Oesterreicher siel in die Pulverkammer der venetianh scheu Brigg Fulminante und sprengte dieses Fahrzeug in die Luft. Nur wenige Leute dec Besatzung konn ten gereitet werden. Es war bereits Nacht, als Persano erfuhr', daß die Flagge des verunglückten Schiffe« unwe t des feindlichen Fort auf dem Meere schwimmend geblieben wäre. Um die nationale Tri kolore nicht in die Hande der Oesterreicher fallen zu lassen, bestieg Persano mit wenigen Matrosen ein kleines Boot und fuhr an das feindlich« Ufer, suchte die Flagge auf und kehrte glücklich mit ihr gegen Morgen an Bord deS Daino zurück. Nach dem Frieden führte er einige Zeit zu Genua den Befehl über das königliche Marroftn- koipS. Im Iah.e 1851 erhielt er den Befehl über d,e Dampffregatte Governolo, auf welcher er die sardini schen Jndustrreerzeugnisse nach London zur dortigen Weltausstellung brachte. Er hatte sich mit den tüchtigsten Hilfsmitteln in Bezug auf die untere Themse versehen in der Absicht, die Tüchtigkeit der sardinischen Seeoffiziere vor den Augen der ersten seefahrenden Nation durch eine Thal darzuiegen. Bei seiner Ankunft vor dec Tbemse- mündung unterließ er, sich der Hufe der Lovtsen zu bedienen, sondern fuhr ohne Weiteres mit seiner Dampffregatte den Strom bis zur Lvndonbrücke hinaus. Diese Künnheit erregte bei de» Seeleuten Staunen, bei den Engländern eine Art Schrecken. Erst kurz zuvor hatten Sachverständige im Parla ment erklärt, daß London vor jedem feindlichen Hand streiche sicher sei, weil eS nicht möglich, in die Themse ohne kundige einheimische Lootsen einzulaufen. Nun halte der sardinische Fregattenkapitän durch seine selbsteigene Einfahrt die Ueberzeugung von jener ab soluten Sicherheit erschüttert. Nach seiner Rückkehr nach Genua ward Per sano von seinen Landsleuten mit Beifall über das Meisterstück auf der Themse begrüßt. Jndeß erwar- teken den tüchtigen und kühnen Seemann auch Prü fungen. König Viktor Emanuel fuhr auf dem von Persano befehligten Gcvernclo nach der kleinen Insel Santa Maddalena. Als man in dem Kanal von Santa Maddalena angekommen war, mußte sich daS Sch>ff auf Befehl des KömgS ganz nahe der Küste hallcn. Plötzlich stieß der Governolo an eine ver borgene Klippe, die auf den Seekarten nicht verzeich net stand. Das Schiff erh elt einem gefährlichen Leck, so daß der König ein begle tendeS Fahrzeug besteigen mußte, auf drm er glücklich daS Land erreichte. Per- sano geii.tb, obgleich er das Unglück nicht versbuldet halte, in Berzwe'flung. Sobald ec aber den König in Sicherheit wußte, Srgriff er kaltblütig seine Maß regeln zur Rettung des hartbedrobren Schiffes. Der Leck ward notvdürflig gestopft, das eingedcungene Wasser so viel als möglich ausgepumpt. Sodann fühlte Persano den Governolo mit sicherer Hand durch d e Klippen, an denen der heftige Ward jeden Augenblick das Schiff zu zerschellen drohte. Nachdem er in freies Wasser gelangt war, steuerte er nach dec französischen Küste. Dieses Wagniß, das allein Rettung verhieß, gelang, und die Dampffregatte kam glücklich in Toulon an. Don Genua aus aber ward ein anderer Kapitän geschickt, der das Kommando über den Gvverno-o übernahm, während Graf Petsano als Gefangener zuiückgeführt wurde. Seine Feinde und Neider suchten ihn zu verderben. Das-Kriegs gericht veructheilie ihn als schuldig des Hachveiraths. Das KassationSgerlcht hob jedoch das offenbar unge rechte Urrheil aus, und der König bewies, daß ihm niedrige Derfolgungssucht und klein! cher Sinn fern wäre. Er ernannte Persano zu seinem Flügeladju- tanten. Dessenungeachtet ruhten die Feinde des Gra fen noch nicht. Man gab ihm in ungehöriger Weise zu verstehen, er möge sein Amt als Hafencomman» dant von Genua unter Annahme einer Pension nieder legen. Doch auch diese ungerechte Zumuthung wurde durch da« Einschreiten des Königs unwirksam ge macht. Als 1859 dec Krieg gegen Oesterreich ausbrach, erwartete Persano, daß man ihm den Befehl über die sardinischen Eskadre anvertrauen werde. Dies geschah nicht. Doch erhielt er auf seine Vorstellungen das Kommando des Schiffes Carlo Alberto. Auch in dieser Stellung wußte er sich Achtung zu verschaf fen, namentlich bei den verbündeten französischen Flvttcnoffizisren. Als im Frühjahr 1860 in Aussicht neuer Er eignisse die Flotte im Hafen von Genua ausgerüstet wurde, bezeichnete die Volksstimmc den Grafen Per sano als den geeigneten Führer der nationalen See macht. Der Minister Cavour glaubte nicht wie manche deutsche Minister, etwas unterlassen zu müssen,