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Zvergfalk rauben blos lebende Thiere und na- wentlich Vögel; blos zufällig nehmen sie ein Säuge thier weg. 3) Habicht und Sperber sind beide heim tückische, abscheuliche Räuber der nützlichen Vögel. Die Habichte kragen oft genug selbst Hühner weg. Beide fangen eben sowohl im Fluge als im Sitzen, sind sehr gefräßig und ziehen eine zahlreiche Brut heran; darum müssen sie unnachsichtlich verfolgt werden. S) Der Uhu raubt selbst Hasen und verfolgt alle Hühner eifrig. Krähen und Kaninchen sind wohl seine Hauptnahrung. Zwar fängt er auch Mäuse, allein der Schaden, den er anrichtet, überwiegt diesen geringen Nutzen bedeutend. — Außer dem Uhu ist keine andere deutsche Eule schädlich. 10) Der Kolkrabe ist durch Vertilgung der Mäuse ebenso nützlich al« durch Rauben von jagd barem Wild und jungem Hausgeflügel schädlich. Zu weilen wird auch die Ra den krä h e schädlich, Indem sie die Nester kleiner Singvögel plündert, auch wohl ein junges Rebhühnchen, Fasanchen, Haushühnchen frißt, Aehnlich verhält es sich auch mit der Elster und dem He her, und namentlich die Elster zähle ich zu den schlimmsten Feinden des Kleingeflügels und dulde sie nicht in meinem Gehege. lt) Der Raudwürger richtet unter dem Kleingeflügel oft bedeutenden Schaden an und würgt sogar eine Amsel ab; jein Name ist also ganz bezeichnend. Auch der ganz unschuldig außsehcnde Do rndrehe r oder Neuntödter ist von dem Verdachte, Vogel nester auszunehmen, nicht ganz freizusprecben. 12) DergroßeTrappe überwiegt den Nutzen, den er durch sein wohlschmeckendes Fleisch gewährt, durch den Schaden, den er den Saaten zufügt. Namentlich auf Rapsfeldern richtet eine Trappenge- sellschaft im Winter große Verwüstung an. 13) Der Kranich frißt zur Saatzeir und auch zur Zeit der Reife nur Getreide und braucht ziemlich viel zu seiner Nahrung. 14) Alle Fischreiher, namentlich der graue und P u rpurr ei her, dir Rohrdommel und der Nachtreiher, nähren sich von Fischen und nehmen blos gelegentlich einen Frosch ober eine Maus zu sich. Auch die Silderreihcr sind ebenso schädlich; sie gehören jedoch dem Eüdosten an und leben dort an großen und so fischreichen Morästen und Brüchen, daß ihre Nahrung di« Wirlhschaft des Menschen nicht beeinträchtigt. 15) AlleSäger und Seetaucher, nament lich'der Gänse-, langschnäbelige und ge- häubte Säger, der Eis-, Polar- und roth- kehlige Taucher, sowie auch derHaubensteißfuß sind sämmtlich Fischfresser und sehr geschickte Jäger, welche den Menschen dadurch beeinträchtigen, daß sie auf süße Gewässer kommen. Hiermit ist die Liste der schädlichen Vögel geschlossen; denn die wenige», welche noch Schaden bringen, z. B. der Eisvogel, sind ent weder so klein, daß der Schaden ein kaum zu beach tender ist, oder sie wiegen, wie z. B. die Saatgans, den Schadrn durch den Nutzen auf. Ueberhaupt giebt es noch viele Vögel, die fälschlich zu den schädlichen gerechnet werden, weil ihre Verdienste im Stillen bleiben. Wer hätte nicht schon uusern Haussperling verdammen hören? O, der ist ein Spitzbube, ein Erzdieb, Schelm, Schurke! — anderer Übeln Nach reden, namentlich hinsichtlich seiner in der That etwas stürmischen Liebeserklärungen gar nicht zu gedenken. Armer Sperling, wer Hal wohl jemals Deine Ver dienste anerkannt? Die Körner, welche Du aus den Aehren des Getreides stiehlst — und stehlen mußt Du, weil Dir dis Menschen sonst Dein Brod vor der Nase wegnehmen — hat man gezählt, geschätzt und überschätzt; die Kirschen, welche Du Dir schmecken ließest, die Weintrauben, von denen Drl Dir Deinen Zehnten nahmst, hat man gewiß alle in Dein Schuld buch eingetragen; aber wer ha« jemals zu Deinem Gunsten gesprochen? Höchstens dann uvd wann ein lustiger Kauz, ein Philosoph, dem Dein weltgerechtes Wesen und Leben die verdiente Bewunderung entlockte, weiter niemand! Ich aber habe Dich lieb gewonnen, alter getreuer Hausfreund, treffsicher Menschenkenner, kluger Gesell! Drum will ich Dein Anwalt sein. Der Haussperling ist ganz gewiß eine Zeitlang im Jahre schädlich; aber wie längs währt diese Zeil? Kaum zwei Monate, so lange die Kirschen, Trauben und Getreidearten reifen — länger nicht! Wenn er im Winter in die Kornspeicher fliegt und sich von dort seinen Bedarf holt, ist cs eben blos die Schuld des nachlässigen Besitzers, w.sicher den Speicher nicht verschloß. Wegen der wenigen Kirschen und Wein beeren aber, welche der Sperling verzehrt, würde man vielleicht kein so großes Geschrei erbeben, wenn man bedächte, daß jeder Arbeiter seines Loknes werlh ist. Und der Sperling ist ein solcher Arbeiter. Auf jede Kirsche, welche er sich zum Lohne crbittct, kom men ganz gewiß lOO Insekten, die er von demselben Baume im Laufe des Jahres ablas; wenn man die Eier rechnen wollte, vielleicht 1000. So ist es auch bei den Trauben, und nur beim Getreide tritt ein anderes Vcrhältniß ein: er macht sich eben am Ge treide für das bezahlt, was er den Gartenpflanzen und anderen Früchten genützt hat. Das, denk' ich,