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Schutz den Vögeln. Unter dieser Überschrift enthielt die „Garten laube", eine der besten deutschen Zeitschriften, die für den geringen vierteljährlichen Preis von 15 Ngr. allwöchentlich in zwei großen Bogen Unrerhalten- des, Belehrendes, Stärkende- in reichster Auswahl bietet, und die wir deskalb allen unseren Lesern warm rmpfehlen — einen Aufsatz von dem berühmten Vo gelkenner vr. A. E. Brehm. Da es auch in Sach sen noch so unendlich viel Leute giebt, die ihre größte Lust darin finden, allen Vögeln, auch den harm losesten, den schönsten, den nützlichsten, Tod und Vernichtung zu bringen, so haben wir es räthlich gesunden, den genannten Aufsatz hier abzudruckeü. Dir Dummheit und Bosheit der Menschen zeigt sich recht deutlich in der sinnlosen Verfolgung und Vernichtung vieler Thiere, welche unbestritten in bohem Grade nützlich sind. Um auf jene so überaus prak tischen Menschen unserer Zeit gleich von vrrnberein aufmerksam zu machen, bemerke ich, daß es sich hier um einen Nutzen handelt, welcher mit Worten und Zahlen ausgedrückt werden kann, und mst Hunderten und Lausenden von Lhalern nicht ausgewogen wer- den dürfte. Namentlich die Vögel sind solche nütz liche Tbiere, und vorzugsweise werden sic noch immer, selbst von gebadeten und gulmülbigen Menschen, rück sichtslos verfolgt. Noch heut zu Tage nageln Dumm heit und Bosheit die ohne Zweck, ohne Noth erlegten Bussarde und Eulen, deren Nützlichkeit sie durchaus Nicht anerkennen wollen, prahlend an's Hoflhor, als wollten sie sich allen Vernünftigen offen ze-gen; poch heute ziehen Dummheit und Bosheit im Spache dst in den Wald hinaus, um auf der Me senhülte e uer der alternühlichsien Familien unter den Vögeln nach, zusiellen, obgleich deien Guedel so klein sind, daß jedes einzelne Vögelchen kaum einen Bissen giedr; noch heule geben Dummheit und Bosheit klemen nich!«- nützig.n Bud.n das Vogelflmlchen in die Hand, um auS dem Kinde frühzeitig — nicht Jä^er, sondern mordlustige Lodischläger lieblicher W-lm zu b'ldcn; noch heute sehen D-mmbe t und Bosheit ruhig zu, wenn Oümmlein und Börlein in den Wald gehen und Vogelnester ausnehmen oder, wie man in Thü ringen treffend sagt, ausschinden. Mir ist cs unbegreiflich, wie man eS Üder's Herz bringen kann, unsre nützlichen Vögel in der angcdeuleten Werse rücksichtslos zu verfolgen. Ich weiß Nicht, wie es möglich ist, daß ein fühlender Mensch, anstatt die Vögel an sich zu fesseln, sie von sich treiben kann; sie, denen er so viele schöne Stunden verdankt, die ihm in jeder Weise angenehm sein müssen. Hat denn derjenige, welcher gleichgültig tausend Leben zerstört, welcher ein fröhliches Herz schon im Keime Vernich- tet, niemals daran gedacht, was der Vogel ist? Ist es ibm denn niemals klar und verständlich geworden, daß der Vogel ein poetisches Bild, ein herrliche« Ge dicht der großen Dichterin Natur ist? Heule noch kommen viele zu uns gezogen, siedeln in dem Garten, auf dem First des Hauses, in der Hausflur an und bitten den Menschen mit Nicken und Neigen des Hauptes, Klappern und Pfeifen und Singen, ihnen doch ein gütiger Gastfceund sein zu wollen. Welch ein freundlich Bild, und wie wenig wird cs beachtet! Der Winter hat sein weißes Schlummertuch über die Erde gebreitet; auf Bergen und Thäiecn, auf First und Dach liegt die schneeige Decke. Drau« ßen im Walde isi's still geworden, blvs an den sonnigen Gehängen streifen unter Führung des Bunt» spechts die lustigen Schaaren der Meisen und Goldhähnchen umher. Luser im Walde führt das Aigeunervolk der Kreuzschnäbel sein beweg» liches Leben; einzelne von ihnen baden sich wohl schon gepaart und beginnen in Sturm und Winter» frost am warmen Neste zu bauen. Sonst tst der Wald merkwürdig still; cr ist arm geworden, und vor dieser Armulh sind seine Bewohner gestoben. Sie kommen nun in großen Haufen zu den Menschen heran und begcbren daS Gastrecht; vermagst du, k- ihnen zu verweigern ? Gewiß nicht! Wer könnte dem armen Goldammer, dem Fc l dsp erli nq, der Meise, dem Finken, Gimpel, Srieql'tz, der Amsel, dem bunten Zimmermann Specht, den vom fernen Norden bergewandeilea Schaaren der Zeisige und Leinsinken, selbst de» Nebel-, Raben- und Saat Krähen ihre sitzt gar muh- 'el'g zu e-webenbe Nahrung kürzen nullen? Wer könnte ihnen, de» Schutzsachenden, geringen Gewin nes halber t ückisch Fallen Nellen, in welche sie eben die Nord Nicht? Nur ein Mensch, weicher Nicht we ß, was die Vögel >bm sind, nicht weiß, was sie ibm sagen, wenn sie, von seinem U-berflusse gesättigt, singend zu ibm sp-echen, zu seine-Freude und Lust; nur ein Mensch, welcher kein Wort von ihrem Ge sänge versteht. Und man sollte sich dock bemühen, d'es zu können. Alle Vögel, welch« unser Gehöft umfliegen, werben um unsere Freundschaft. Kaum sind alle Wintergäste vollständig bei uns eingezogcn, da erscheinen bereits die Boten des Frühling« wieder im Hose, im Garten; und wenn sie uns nichts an, deres zu bieten hätten: Grüße vom Frühling und G*