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hat weder Studie«, noch angemessene Beschäftigung. Die Mönche unt rricbten weder sich noch Andere. Die kirchlichen Feste sind »ermkrt au« gewstinsüch. tiger Absicht, und wenn die Geistlichen den Glauben und d e Ausübung der «vangel schen Tugenden ver- nachlässigen, so t^un'S die Laien noch mebr." — Die toskanische Verwaltung war in seinen Augen „nichts als eine Maschine, Geld zu machen." Die inneren Zölle verglich er mit Fußangeln. Im Iabre 1847 ward Ricasoli zu diploma tischen Verbandlungen mit dem Papste und Mit dem Könige Karl Albert von Sardinien verwandt. Er warf be> dieser Gelegensten den politischen Blick weiier und sab in Karl Albert den Mann der zur „Befreiung der «asten scheu Fürsten ' (!) berufen sei; aber er fand ihn nicht entschieden genug. „Man muß den König in der italienischen Zache kcmpro- mitliren," schrieb er an den toskanischen Minister Seiristori. Da« ging gegen Oesterdeich und Radetzky, und die zu Befreienden stießen noch P>us IX. und Leopold II. ,:Es leben die Für"en, welche d e Vol ker reformren!" Das änderte sich bald in: „Es leben die Völker, weiche die Fürsten refcrmuen!" Wahrend der Renoluiion von 1848 st ieb Ri ca so li immer noch konseivaliv. Er arbeit, l, an der R ickkestr de« Gros-Herzog«, aber unter ausr.jchenden Bürgschaften für das Land. Al? er jedoch last daß Leopold II. feine Rückkehr nur den österie cl iechen Truppen verdanken wollte zog er sich zurück au« seiner bisherigen politischen Anschauung und ward fortan vom t-euen Diener de« Fürsten ein treuer Freund de« Volke«. Nichts ilt gefährlicher als ein enttäuschter Konseivaliver. Zestn Iabre lang, von 1849 di« 1859, beschäftigte er sich ml der Aus trocknunq der Maremmen — en, lan„er sumpfiger Küstenstrich — und erz-eite wunderbare Eifrige. Gleichzeitig betsteiligte er sich flenng an Ze tunqen und politischen Brvchüren, in denen er pred^rec „Für Italien kein Heil und keine wahre Freiheit, als wenn cs sich von Oestreich und vom Papste losmacht." Als 1854 der Krieg ausbrach, wollten d e ge mäßigten Liberalen «ine Petition an den Großkerzvg rickten um Reformen. Ricasoli setzie sich enlscstieden dem Vorstaden entgegen: „Wer soll de Petition überbringen?" rief er befrig und stolz, „ich nicht!" Und die Pelit'on ward verworfen, Toskana wandte sich mt seltener Einstimmigkeit zu Viktor Ema nuel, dem „qek-önren Soldaten Iialiens." Am 27. April zog der stisber'ge Großkerzog unbekeUigt ad. Das Volk betrachtete ikn nicht als Feind, sondern als Hinde-niß. Buoncampaani verwaltet« nun Toskana lm Nimen Viktor Emanuel's, und Ricasoli liberna'-m das Minilieii >m de« Innern in der neuen Verwa tuna, die Schw'«rig?e<rea nicht >m Volke, sondern in f-emden Eiastüssen und Adsichlen findend. Der Prinz N a p ole o n war nicht umsonst m r einem AiMeecc'pii nach Lino-no und Florenz geschickt wor den. Nicht au« Liede zum gestürzten G-oßbeizoq venveigerle Frankreich die Anerkennung des Anschlusses an Sardinien. Fran.ösi che D'plomaten kri-ben sich nicht absichtslos einer nach dem andern in Florenz berum z aber sie trafen alle in R ca'oli ihren Mann. Al« -iner dieser Herren ibn wieder einmal h.ftig d.stürml statte, fuhr Rica soll heraus: „Aber da Sie so gewaltig m t mir verhandeln, so e-kennen Sie mich al« Lande«regi,>ung an?" — „Nein, das tbun wr keineswegs!' war die Lnlwo-t. — „Nun wohl," ve'seyle Ricasoli, „ich erkenne Sie ebensowenig an" Durch seine Bebarrlicstkeit und geistige Kraft brachie er doch eidlich die Evverle.bung Toskanas in's italienische Königreich zu Stande. Al» Abge- oiblieter de? italischen Parlaments trug er wesentlich mir bei zu Befest gung de? mu vere,nieten R:ichs, dis ihn nach Eavour's Tode der König an die Spitze des Ministeriums rief. Tas deutsche Scbützemest in Gotha. (Mit Abbildung ) Das Bedürfniß der Einigung Deutschland« wird im deutschen Volte immer mächtiger e'kannt. Der letzte italienische Krieg und der Regierung« und System wechsel in Preußen haben Deutschland aus der Ab- spannung der unmittelbar vvrbergegangenen Iabre wach gerüttelt, und in sidem der vielen deutschen Länder will man nicht mehr blos Sachse, Hanno veraner, Baier, Badenser, man will vor Allem Deutscher sein. Ganz haben sich auch die Regie rungen der deutschen Einzelstaaten diesem Einigungs drange nicht entziehen können. Einrichtungen und Gesetze für da* gesimmre Deutschland—wenn auch neckt für ein Gesammr-Deutschland — sind in den letzten Jahren theilel vollendet, theil« wenigstens an- gestrebl oder voibereitet worden. Vieles, da« Meiste bleibt noch zu wünschen übrig. Das Vo'k ist in seinen Wünschen weit den Regierungen vorangeeilk. Wo irgend die beengenden