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während welcher Zeit beide Boote ab und zu fuhren. Der Dampfer war nun überall in Flam men, und Niemand Ivar mehr an Deck zu sehen. Am nächsten Morgen segelten wir dicht am Wrack vorbei, konnten aber kein lebendes Wesen seben; zwei Leichen, darunter eine Frau,' hingen in Tauen am Hintcrthcil deS Schiffes über dem Wasserspie gel, so daß sie bei den Bewegungen des Schiffes manchmal untertauchten. Eine engl. Meile davon sahen wir eine norwegische Barke, und eines ihrer Boote fuhr um das brennende Schiffherum; soviel wir durch das Fernrohr erspähen konnten, waren 2 bis 3 Personen nebst den Ruderleutcn darin; ob dies Gerettete waren und ob das Boot bereits mehre Fahrtetr gemacht, konnten wir natürlich nicht un terscheiden. Philipp Berry von Hackensack lag, als das Feuer ausbrach auf einem Sopha in der zwei ten Kajüte. Ein erstickender Rauch drang in diese ein, und Berry rettete sich rasch durch das Deck fenster. Nachdem wenige Augenblicke ihn überzeugt, daß an Löschen nicht zu denken sei, dachte er an seine eigene Rettung und eilte nach den Booten auf dem Hinterdeck. Weiter erzählt er: Drei oder hier Offiziere des Schiffes waren auf dem zweiten Boote aut der linken Seite des Schiffes beschäftigt. Die Hintern Taue waren los, aber nicht die vor der» und daK Boot hing mit dem Hintcrtheil ini Waffer und mit dem Schnabel nach oben. Der Kapitän wollte sich in dasselbe hinablaffen an einem Strick, der von der Brüstung des brennenden Dampfers herabhing. Bei seinem Versuch aber in das Boot zu steige», machte et einen Fehltritt und glitt aus; er griff nach einem Strick, der am Hinterthcil des Bootes befestigt war, das, wie gesagt, wit diesem Theil niedriger wie mit dem Schnabel hing. An diesem Strick wurde er eine Zeit lang mitgezogen, er sank dann und wurde nicht wieder gesehen! Während dieser ganzen Zeit fuhr der Dampfer mit einer Schnelligkeit von 8 bis 10 Knoten in der Stunde. Es war unmöglich, die Maschinen cinzuhalten, da die Ingenieure eben falls von dem Rauch erstickt waren. Ich verließ hierauf das Boot, entschlossen, mich selbst zu retten. Ich verschaffte mir eine Rettungsboje und blieb auf dem Quarterdeck so lange, Lis mich das Feuer vertrieb. In der Zwischenzeit sah ich, wie ein an deres Boot hcrabgclasscn wurde, welches in Trüm mer ging; bei diesem Versuch verloren 40 bis 50 Menschen ihr Leben. Der Anblick der Sccncn auf dem Deck war herzzerreißend. Eine Frau kam zu mir und bat mich um Gotteswillen, sie zu tödten; sie lief wie wahnsinnig auf dem Deck hin und her und bald verlor ich sie aus den Augen. Andere riefen und flehten einander um Hülfe an, — aber es war keine Hülfe möglich. In der That dachte Jeder nur an sich selbst, und von Disciplin war keine Rede mehr. Kein einziger von der ganzen Mannschaft war zu sehen. Die Geretteten haben nur ihre Taschenuhren und die Kleider, welche sie trugen, mit gerettet. Mehre von uns sprangen m die See, in der Absicht im Wasser einander beizustehen, aber dies war unmöglich, weil das Schiff mit großer Schnelligkeit fortzog. Wir waren 4 Stunden im Wasser und schwammen an vielen Leichen vorbei. Ich war der erste, der von der „Maurice" aufgegriffen wurde. John Palicrusca war auf Besuch bei seiner Mutter in Triest gewesen und kehrte als Zwischendcckpassagier auf der „Austria" zurück. Er zollt dem freundlichen ärud wohlwollenden Benehmen des Kapitän, Hcydtmann während der Reise das gebührende Lob, und was die vortrefflichen Eigen schaften des Kapitän Heydtmann so lange als kein Unglück geschah, betrifft, so herrscht dar» er nur eine Stimme. Leider aber reicht cs nicht hin, um seins» Mangel an Muth und Besonnenheit in der Stunde der Gefahr vergessen zu machen. Palicrusca hatte am l3., nach Tische, weil das Zwischendeck geräuchert werden sollie, ein Paar Singvögel, die er bei sich hatte, heraufgcholt und berichtet nun über Das, was. weiter geschah: Zehn Minuten später stieg etwa zehn Schritt hinter dem ersten Mast ein Rauch auf und die umstehenden Passa giere fingen sogleich an ein Geschrei zu erhebe». Man ermahnte sic, ruhig zu bleiben, es sei nur ein gewöhnlicher Rauch, doch wenige Sekunden später brachen Helle Flammen heraus; cs entstand eine entsetzliche Verwirrung, und ich fass den Kapi tän baarhaupt, weiß wie Schnce, auf dem Deck auf- und abrcnnen. Einigc'Paffagiere fragten ihn, was ec zu thun gedenke, und er schlug seine Hände über den Kopf zusammen nut den Worten: Wir sind Alle verloren! — Von diesem Augenblicke an sah ich den Kapitän nicht wieder. Fünf Minuten später war die Verbindung zwischen Stern und Vor- dertheil des SchistcS unterbrochen. Ich hatte noch Zeit, eine Planke zu ergreifen und mich zum Bug spriet zu drängen, wo ich sie zur Vorsicht festband. Jetzt explodirtc das Pulvermagazin, doch ohwe großen Lärm. Wir nahmen nun Frauenklcider, wickelten sie in Bündel zusammen, tauchten sie an Tauen ins Wasser und benetzten damit die Brust wehren und alles übrige Holzwerk, das jeden Au genblick vor Hitze sich selbst zu entzünden drohte. Nachdem der zweite Mast gefallen, drehte sich das Schiff nach dem Wind und das Feuer trieb seine Flamme» nun gerade nach dem Vordcrtheil. Da