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dieser Lage verblieben sie durch mehre Stunden, beständig Zeugen der schrecklichsten Todeskämpfe. Die Barke näherte sich jetzt sehr langsam, da die Maschine still stand und der Wind sich gelegt hatte. Als das Schiff sich wendete und die auf dem Vorbertheil von den Flammen erfaßt wurden, erhob sich ein herzzerreißendes Geschrei; als die Qualen unerträglich wurden, stürzten sich die Meisten freiwillig über Bord, die Frauen wurden durch ihre Röcke einige Minuten über Wasser ge halten. Um 4 nach 5 Uhr war die „Maurice" auf 2 engl. Meilen nahe gekommen, worauf sie ein Boot aussetzte. Hr. G. sprang, sobald das Boot nahe genug war,, herab und war die dritte Person, die ausgenommen winde; cs wurden dann noch 4 bis 5 Personen anfgcfischt und nach der Backe gebracht. In Mitte des Weges sahen sie einen Körper, den sie für eine Leiche hielten, sie zogen ihn heraus, es war Hr. Theodor Eisfeld«, der bald wieder zum Leben gebracht wurde, wie wohl er nach Verlauf von 24 Stunden noch nicht sein volles Bewußtsein erlangt hatte. Fritz Thomsen aus Cappcln bestätigt Alles, was über den Ursprung des Feuers anderweit ge sagt ist. Den Feuerruf vernahm er, als er gerade aus dem Zwischendeck herauf kam. Als er das Verdeck betrat, stürzte derKapitän herbei, fuhr mit den Händen durch die Haare und rief: „Wir sind Alle verloren!" Thomsen sagte ihm: „Kapitän, es sind zwei Schiffe in Sicht, wir können sic vielleicht erreichen;" aber Hchdtmann antwortete nicht und eilte nach dem Hinterdeck. Es stürzte sich nun Alles nach den Booten und drängre sich in die selben, das erste wurde mit '6 Mann herabg? lassen, worunter der erste-Offizier war, dieses er reichte später die „Maurice." Ich sah bald, daß cs unmöglich war, in einem der überfüllten Boote Platz zu finden, und ich drängte mich daher nach dem Vordcrtheil des Schiffes, welches von einem dichten Mcnschenknäucl bedeckt war. Alles stürzte dahin, wodurch die Vordersten über Bord gedrängt, zu 10 bis auf einmal in die See fielen. Ich stand in der Mitte dieses Men- schcnknäuels, und wir konnten kaum so viel Platz gewinnen, um die Taue, welche den ersten Mast hielten, zu kappen, damit dieser nichr auf uns falle. Wir verblieben so durch 2 Stunden, die Flammen breiteten sich immer weiter aus und setzten unsere Kleider in Brand. Wir vermochten nichts dagegen zu thun; gleich Anfangs unternahm ich es mit 4 Anderen, im Rauche vorzudringen, »m die Wassercimcr zu holen; wir erreichten sic auch, fanden sic aber angeschloffen und mußten mit leeren Händen zurücktchren; später banden wir Kleider zusammen, tauchten sic inS Wasser und suchten damit dem Vordringen der Flammcn zu steuern. Wir konnten nicht sehen, waS auf dem Hinterthcil des Schiffes vorging, da die Mitte des Schiffes in Rauch und Flammen gehüllt war. Ich sah während dieser ganzen Zeit, außer An fangs den Kapitän und den ersten Offizier, Niemand von der Mannschaft, auch hörte oder merkte ich kein Kommando. Die Verbindung zwischen dem Vorder- und Hinterthcil des Schiffes war von Anfang an un terbrochen, da die Flammen sogleich aus allen Luken hcrvordrangcn. Nach 2 Stunden waren bereits 2 Drittheilc der Menschen vom Vordertheile über Bord gedrängt; die Flammen rückten so weit vor, daß man sich nicht mehr am Deck aufhalten konnte. Ein alter Engländer mit seiner Frau, die in Sout hampton cingestiegen waren, hielten lange an mei ner Seite aus, endlich, als die Kleider der Frau brannten, rief dcr alte Herr: „Komm, Alte, wir wollen nicht verbrennen, lieber ertrinken!" Er um armte sie und Beide stürzten über Bord. Ich vermochte mich nun nicht länger am Verdeck zu halten und ließ mich an einem Tau, welches ich zu diesem Zwecke an einen Rinz an der Außen seite des Schiffes festbaud, herab, an dem unteren Ende halte ich eine Schlinge gemacht, in die ich meinen Fuß setzte und mit den Händen thielt ich daS Tau sest. K um aber war ich übcrm Wasser anzclangt, so kamen 4 bis 5 Menschen auf einmal dasselbe Tau herabgcrntscht. Sic klammerten sich ail mcinen Kleidern, in meinen Haaren fest, wur den aber durch frische Nachkömmlinge verdrängt und abgcstrcist. So ging cs beiläufig 3 Stun den. Während dieser Zeit fielen beständig Men schen, zum Theil halb verbrannt, auf mich herab und versanken nach kurzem Kampfe in meiner Nähe, Kohlen und brennende Balken überschütteten mich, und da meine Kräfte schwanden, ließ ich endlich das Tau fahren und schwamm nach dcr Rich tung, in dcr ich das Segelschiff früher vom Deck aus gesehen hatte. Nach langem Schimmen wurde ich von einem Boote der französischen Barke auf genommen. Als ich an Bord kam, waren bereits zwei unserer Passagiere da, welche die Barke direkt erreicht hatten; mit mir wurden sieben Personen an Bord gebracht. Zwei Boote gingen nun wie der fort; das Bugspriet und alle daran hängenden Ketten und Taue waren übersäet mit Menschen. Die Boote konnten sich nicht bis unter Dieselben wagen, da sonst zu Viele auf einmal herabge sprungen und die Fahrzeuge nmgestürzt wären; sie konnten sich blos dem Dampfer nähern und die Schwimmenden auffischcu. Die Barke Maurice blieb noch zwei Stunden in unmittelbarer Nähe,