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war, aufgefischt. Von dm Geretteten waren Mehre, darunter 3 Frauen, peinlich arg verbrannt. Kapitän Renaud benabm sich außerordentlich liebreich, cr- zeugie den Geretteten alle nur erdenkliche Dienste, verpflegte und verband die Geschädigten mit einer nicht zu beschreibenden Zartheit. Während deS Bran des hatte ich nicht einen Einzigen von den Schiffs- offizicrcn zu Gesichte bekommen und bin gewiß, daß weder von ihnen noch von der Mannschaft irgend Einer auf dem Hinterdeck war, den Steuer mann allein ausgenommen, der aber auch bald seinen Posten verließ. Als der Kapitän vom Feuer hörte, stürzte er ohne Kopfbedeckung aufs Deck, und als er die Flammen sah, rief er: „Wir sind Alle verloren!" Dann versuchte er ein Boot los- zukriegen; dies schlug um; er selbst fiel ins Wasser und ertrank. In einem der eisernen Boote waren 33 Personen beisammen, aber es schlug mehrere Male um, so daß zuletzt nur 23 den „Mauriec" erreichten, wie bereits erwähnt worden ist. Im Ganzen waren somit während der Nacht an Bord des Letzter» 67 Personen ausgenommen worden. Am folgenden Morgen war eine norwegische Barke zum verbrannten Dampfer hinangefahren, die noch 22 Leute gerettet hat. Sämmtliche Gerettete konn ten nichts mit sich fortschaffcn. Von anderen Geretteten sind ebenfalls Dar stellungen dieses schrecklichen Ereignisses veröffent licht worden, von denen besonders ein in Ncwyork ansässiger Deutscher, Herr Glaube nsklce, der die Reise zwischen Deutschland und Amerika schon mehrmals gemacht hatte, ausführlich erzählt. Er befand sich in seiner Schlaskajüte, als er den Ruf „Feuer!" horl^ Sogleich sprang er auf das Verdeck und sah die Flammen durch's Mitteldeck dringen. Der Kapitän versuchte, die Leute zu bewegen, daS zweite Boot am Backbord zu räumen, um es hcrabzulasscn. In dem Getün.mel ver schwand der Kapitän und ward nicht wiedergcschen. Als Hr. Glaubensklee zuerst aufs Deck kam, stand der Kapitän ohne Kopfbedeckung nabe dem zweiten Booie an derBordscite, er suchte die Menge, welche das Boot füllte, zu entfernen, um dieses hinabzu lassen. Gleich darauf erschien der erste Ingenieur, Morgenstern, ans dem Deck, er rief durch dieMa- schinen-Oeff.iung seinem Assistenten zu: die Ma schine cinzuhalten und die Dampfpumpcn anzu setzen; zur selben Zeit drehte er sich um, um selbst hinab;ugehen — er wurde nach dem nicht mehr gesehen. Ein anderer Passagier erzählte, daß er den Ingenieur niit brennenden Kleidern über Bord springen ober sollen sah. Der Kapitän ertrank bei den» erwähnten Versuche, das Boot hinabznlassen.. Die Maschine hielt nicht still und dieDampfpum- pen arbeiteten nicht, da Morgenstern'S Befehl wahrscheinlich nicht gehört worden war und die Ingenieure, die im untersten Deck waren, durch die über ihren Köpfen rasenden Flammen bald erstickt wurden. Keiner der Ingenieure oder Feuerleute, die im Dienst waren, sind gerettet. Einige Passa giere, die sich Lurch Schwimmen retteten, erzählten, daß sie in den untersten Luken, unmittelbar über dem Wasser, verzerrte menschliche Gesichter sahen, als wenn sie einen Ausgang erzwingen wollten, während die Flammen hinter ihrem Rücken rasten. Als Herr G. eS unmöglich fand, nach dem Quar terdeck zurückzukchren, wendete er sich nach dem Vor derkastell, wo er von einem Matrosen aufgefordert wurde, ihm beim Abschneiden des Klüversegels zu helfen, um dasselbe mit Wasser zu tränken und da durch den Fortschritt der Flammen aufzuhalten; dir Leute auf dem Deck aber verstanden den Plan nicht, sie warfen das Segel über Bord, ohne das selbe vorher an einem Tan befestigt zu haben. Hierauf suchte er mit den Matrosen ein Floß zu bauen, aber sie fanden nichts, da das Vordertheil des Schiffes ganz von Eisen war. Thürcn und Sparren waren bereits über Bord geworfen, um Personen zu erhalten. Er fragte und erfuhr, daß keine Pumpen im Vordertheil seien. Drciviertel Stunden nach AuSbruch des Feuers fiel der Fock mast und kurz darauf der Mittclmast über die Steuerbordseite. Der Besanmast stand ungefähr eine halbe Stunde länger. Um die Zeit, als der Mittelmast fiel, glaubte man, der Kessel sei explo- dirt, denn cs kam eine Menge Dampf in der Gegend des NauchfangeS heraus. Das Schiff, welches bis jetzt immer nach Südwest stand, wen dete sich nach Norden, die Maschine stand still und der Rauch, der bisher nach hinten gegangen, kam über die Steuerbordseite; zehn Minuten später explodirte das Pulvermagazin. Der ganze Vor» rath des Pulvers soll hundert Pfund betragen ha ben. Bei der Wendung des Schiffes wurde die Lage derer auf dem Vorderkastell sehr gefährlich, da jetzt Rauch und Flammen dahin getrieben wur den, und man mußte auf das Bugspriet und in die daran hängenden Ketten flüchten. An eine dieser Ketten hielt sich Hr. G. mit einer Menge anderer Personen und klammerte sich an den zweiköpfigen Adler an. Nächst ihm waren Hr. Paneruska, der Schiffsarzt, ein Matrose und ein Aufwärter, Na mens Henry, auf derselben Kette; diese löschten sich gegenseitig die Flammen an ihre» Kleidern. Da Hr. G. sah, daß er gcnöthigt werden würde, ins Wasser zu springen, so zog er Stiesel, Rock und Alles, was ihn im Schwimmen hindern könnte, aus, die Hosen schnitt er über den Knien ab; in