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körperlich erschöpft und beantworteten de» Befehl zum Vorstürmen mit dem Heisern Nus aus trocknen Xeyir» !läu) Nasser. Gewiß ist, daß bei dieser Ge- legenbcit ebensoviel Franzosen an Erschöpfung gefallen sind als von Feinde« Hand. „ Drüben bei den Oestrrreichern ist Wasser!" riefen die französischen Generale, und noch einmal rafften die Franzosen hre letzten Kräfte zusammen und stürmten vorwärts. Die Oesterreicher ihrerseits setzte:: den wüthenden Angriffen die ausdauerndste Tapferkeit entgegen. Einen Angriff nach dem andern schlugen sie ab; aber da sie ohne Unterstützung blieben, während die Zahl der Angreifer sich fortwährend vermehrte, so mußten sie endlich Nachmittags gegen 4 Uhr die ruhmreich ver« lheidigten Höben und damit auch ihre ganze Stellung beiSolferino aufqeben und fick nach dem eineStunde weiter rückwärts liegenden Eavriana zurückziehen, aus dessen Höhen sie von Neuem Stellung nahmen. Während der Kampf umSolferino wüthete, griffen die Sardinier unter der persönlichen Anfüh rung ihre« König« den rechten Flügel der Oester reicher bei Pozzolengo an. Graf Schlick, der hier die Oesterreicher befehligte, kvcll seine Stellung mit ebensoviel Geschick al« Tapferkeit. Seine äußerste Spitze bildete das 8. Armeekorps unter Bene deck und eine Division des 6.; und gerade diese Spitze halte die heftigsten Angriffe der Sardinier auszu, halten. Hier gab Bene deck ein glänzendes Beispiel von Tapferkeit und Geistesgegenwart. Es ist be greiflich. daß die in den österreichischen Reiben befind lichen italienischen und ungarischen Regi menter nicht eben besonder« eifrig waren, sich für das Haus Habsburg in den Kampf zu stürzen, gegen da« nur erst io Jahre früher beide und be sonders die Ungarn so heldenmürhig gekämpft hatten. Es ist behauptet worden, daß während dcS italieni schen Feldzuges italienische und ung irische Truppen sich in Masse hätten absichtlich gefangen nebmen lassen. Auch heute zeigten die Ungarn keine Kampf lust. Ein ungarisches Regiment, in einem entschei denden Augenblick zum Angriff befehligt, zögerte, schwankte und wollte trotz dem Beispiel und dem Zureden der Offiziere nicht vorwärts. Oie Lage der Oesterreicher wurde höchst gefährlich. Da sprengte General Ben «deck vor die Front der Ungarn und sie in ihrer Landessprache anredend, rief er:,,Magyaren! Ick bin Euer Landsmann und Euer General! Noch nie haben tapfere Ungarn einen Landsmann im Stich gelassen. Stets noch sind sie ihrem General gefolgt. Folgt nur!" Und mit lautem ,, Eljen Beo «deck!" ging da« Regiment gegen der Feind und rechtfertigte durch seine Tapferkeit das groß artige Vertrauen seine« General«. Der Kampf wogte aus diesem Flügel stunden« lang bin np.b h..; mir gleichem Muibe ward von beiden Theilen gekämpft, und da hier die österrei chischen Truppen unter so tüchtigen Generalen wie Schlick und Benedeck standen, so konnten dir Sardinier keinen Vorlheil erringen, kaum daß sie sich gegen die Oesterreicher halten konnten. Der linke Flügel der Oestcrreicher unter Wimpffen wurde ebenfalls schon früh am Mor gen von 2 französischen Korps unter den Generalen Niel und Mac Mahon (Herzog von Magenta) angegriffen. Das Dorf Robecco bildete hier den Schlüssel der österreichischen Stellung, und haupt sächlich um den Besitz dieses Dorfes ward mit ab wechselndem Glück bis Nachmittags 3 Uhr gekämpft. Die Vortheile, die die Oesterreicher hier einigemale errungen, gingen immer wieder verloren, theils weil ihre Reserven nicht rechtzeitig eintrafen, theil« weil die zahlreiche österreichische Reiterei, die ans der freien Ebene von großer Wirksamkeit hätte sein können, nicht zweckmäßig verwendet wurde und vor der weniger guten französischen Reiterei sich zurückzog, während lvese, mit vielem Geschick geführt, mehr als einmal unerschrocken in die feindlichen Reihen einhieb und sogar auf Artillerie unbedenklich loSsprengte. Die trefflich berittenen Ehasseurs d'Afrique zeichneten sich dabei vorzüglich aus. (Siehe Abbildung.) Noch während des Kampfes auf beiden Flügeln wurde die sardinische Armee, die den österreichische» rechten Flügel nickt zu überwältigen vermochte, aus dem Feuer gezogen und nach dem entgegengesetzten Flügel geführt, wogegen ein Theil der gegen den linken Flügel kämpfenden Franzosen die bisherige Stellung der Sardinier «innahm, ohne indeß hier einen bessern Erfolg erringen zu können. Da« ganze Manöver war ein höchst gewagtes, und hätte wäh rend des Wechsel« der franko «sardinischen Trupven der Befehlshaber der österreichischen Reiterei seine Aufgabe verstanden, so hätte er vier die Sardinier wie die Franzosen vernichten können. Daß er und noch einige andere österreichische Generale nach der Schlacht ihrer Stellungen enthoben wurden, konnte nicht die großen Fehler wieder gut machen, die sie in der Sckla ht begangen hatten. Ueberbaupl, wenn vor Beginn des Feldzuges die BefehlShaberstellen im österreichischen Heere weniger nach hoher Geburt al« nach soldatischer Befähigung besetzt worden wä ren, so dürfte bei der Hohen Tapferkeit der Truppen wahrscheinlich der Krieg eine g.nz andere Wendung genommen haben. Nachdem, wie oben gemeldet, das österreichische Zentrum die starke Stellung bei Solferino hatte ausgrben müssen, nahm dasselbe eine halbe Meile