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reicher die ganze Nacht vom 23. zum 24. Juni marschiert waren, um die Franko-Sarden zu über, fallen, waren sie unerwartet selbst die Ueberfallenen und mußten nach einem ermüdenden Nachtmarsche, ebne vorder rüden und essen zu können, ganz wie bei Magenta, den Kampf aufnehmen. Die Franzosen und Sardinier hatten die Ab sichten der Oesterreicher früh genug erfahren, um sich zu konzrntrircn nnd Jenen schlachtbereit entgegen zugehen Nm die Oesterreich» sich erst gehörig ent- wickeln und ausdehnen zu lassen, zogen sich anfäng lich die vordersten französischen Truppen fechtend auf ihre Hauptkorps zurück. Dann erst schritten sie selbst zum Angriff. Die österreichische Schkachtlinie batte eine Aus dehnung von 4 bis 5 Stunden und bildete einen stumpfen Winkel, dessen einwärtsgekehrter Schneide punkt auf den steilen Höben bei dem Flecken Svi fer ino sich befand. Der »echte Flügel, aus der 2. Armee unter dem Grafen Schlick bestehend, war bis zum DorfePozz olengo, fast eine Meile vom Zentrum bei Solfcrino, vorgeschoben; die t. Armee unter dem Grafen Wimpffen bildete den linken Flügel und hatte als Hauptstützpunkte die Flecken Guidi^zolo und Castell Goffredo besetzt. Diese zn weit ausgedehnte Steilung der Oester reicher veranlaßte dieFranzosen mit ihrer Hauptmacht gegen das österreichische Centrum vorzugehen, um dies wo möglich zu durchbrechen. Die beiden österreichischen Flügel wurden mit vernältnißmäßig geringeren Kräften angegriffen: der rechte von den Piemontesen, der linke von den Franzosen. Die Angriffe gegen die Flügel beabsichtigten blos, diese festzuhaltcn, damit sie nicht dem Zentrum zu Hilfe kommen könnten. DerFlecken Solferino und die dabei liegen den steilen Höhen wurden von 2 ist-rreichischen Armee korps vertheidigt. Früh um 4 Uhr hatte die Schlacht begonnen, wie schon erwähnt, mit dem scheinbaren Rückzug« der Franzosen. Gegen lO Ubr kam sie bei Solferino zum Stehen. Die in dichten Tirailleurschwärmen vergehenden oder vielmehr vor stürzenden Franzosen hatten nach und nach die vorgeschobenen Posten der Oesterreicher verdrängt und stürzten sich mit wüthendem Geschrei auf deren feste Stellungen. Hier aber fanden sie den kräftigsten, ausdauerndsten, tapfersten Widerstand. Der einzige Zugang zu den höhen war eben so wie die Höben selbst stark von Fußvolk und Geschütz besetzt. In den Weinbergen, an jeder Felsenecke, hinter jedem Baume, überall, wo nur eine Deckung möglich war, lagen die österreichischen Jäger, mit ihren weit und sicher tragenden Büchsen ein furchtbares Feuer auf die heranstürwenden Franzosen unterhaltend. Wo irgend dazu Raum war, staaden Kanonen und streck ten, kaltblütig und ausdauernd bedient, ganze Reihen derFranzoscn nieder. Hier war nicht durchzudringen, das zeigte sich, nachdem die verzweifeltsten Anstren gungen erfolglos geblieben waren. Aber e» war dies der einzige Zugang zu den Höhen, die, auf der oberen Fläche dicht mit Artillerie und Infanterie besetzt, daS ganze Schlachtfeld beherrschten, und ohne deren Besitz die Franzosen sich nicht halten, geschweige denn die Oesierrcicher besiegen konnten. Sie mußten demnach versuchen, in anderer Weise die gefährlichen Höhen zu ersteigen. Da es auf dem einzigen herauffübrenden Wege nicht mög lich war, so mußte es auf der steilen Vorderseite versucht werden, die freilich auch obne dir das Er- klimmen wehrenden Oesterreich» unzugänglich schien. Wahrend noch immer ein Theil der Franzosen um de Besitz des Weges kämpfte und ein anderes Armeekorps den tapfer vertheidigten Flecken Sol ferino anqriff, unternahmen Zuaven, Turkos und Jäger den fast wahnsinnig erscheinenden Anqriff auf der steilen unzugänglichen Vorderseite der so wichtigen Höhen. Auf die Schultern ihrer Kameraden stiegen sie, bobrten ihre Bayonnette in die Felsenspalten und bildeten, in dieser Weise sich aufwärts helfend, eine Art keitern, die schon an und für sich gefährlich waren, weil hier und da ein Bavonnet abbrach und die darauf sich Stützenden in die felsige Tiefe oder in die Bayonnette ihrer unten nachdringrnden Kame raden stürzen ließ. Immer aber drängten andere nach. Und wenn sie endlich oben anlanqten, wurden sie von den österreichischen Bayonnette» und Kolben wieder in die Tiefe hinabgestürzt. Glücklich Die, die durch den Sturz augenblicklichen Tod fanden; Viele aber lagen mit zerschmetterten Gliedern unten auf den Felsenkani-n, vom Schmerz ihrer Wunden und von fürchterlichem Durst gleich gräßlich gequält, denn die glühende italienische Mittagssonne brannte an den Felswänden, und nirgends war ein Tropfen Wasser. Trotzdem stürzten immer neue Französin sich in den sichern Tod, in immer dichter» R.ihcn klommen sie die steilen Felswände hinan, packten die sich ihnen entgegenwerfenden Feinde und stürzten im wüthend- sten Handgemenge mit diesen zugleich in die Tiefe, bis es ihnen endlich doch gelang, die vorder"»» Oesterreich» zurückzudrängen und auf der Höhe festen Fuß zu fassen, obgleich nun Geschütz- und Gewehr feuer ganze Reihen von ihnen niederrissen. Sobald aber einmal Franzosen obenstanden, konnten ihr« Kameraden in größerer Masse nachklettern; bald waren genug beisammen, um gegen die österreichischen Bat terien vorzugeken; aber vom Klettern, Kämpfen, Schreien bei der furchtbaren Sonnengluth waren sie