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richtet« Wirth-Häuser mit weichen Betten und rein licher Bettwäsche, zwischen denen er nachholen mag, »a« er etwa hoch oben in den einfachen Bauten entbehrt zu haben meint. Der höchste, freieste Punkt deS Riesengebirge«, di« 5000 Fuß hohe Schneekoppe, beet bi« zum Zähre 1850 dem durch da« mühsame Hinaufkletlern auf schlechten, eigentlich keinen Wegen erschöpften Reisenden gar zu wenig Bequemlichkeit. Da« ein zige auf der Spitze befindliche Gebäude war bi« dahin die ihrer kirchlichen Bestimmung entzogene LaurentiuSkapelle, ein kreisrundes, mehr al- einfache- dunkles kleines Gebäude mit gewaltigen Steinmauern. Darin hauste eia weniger durch Zu vorkommenheit al« durch hohe Preis» sich auszeich- nendtr Wirth. Da- die ganze Weite de« Gebäude füllende Gemach war Eß-, Rauch, und Schlafzimmer für beide Geschlechter. Erst al« der bi«herige tüchtige Wirth der Sch neeqr üben baute die Wirthschast auf der Schneekoppe übernommen hatte, ward Hand angelegt, ein wohnliche« Hau- daselbst zu bauen, wa« auf dem kahlen, wenig Oberfläche bietenden Kegel, auf dem die Stürme oft mit furchtbarer Gewalt wüthcn, keine leichte Aufgabe war. Im Zahre 1852 «ar da« Gebäude vollendet, aber schon im Jahre 1857 brannte es mit seinem ganzen In halt« nieder. Sogleich mit Begin« de« Frühjahr« 1858 ward rüstig Hand angelegt, ein neues noch größere« und bronemere« WirthshauS zu bauen, und bereit« am 1. August desselben Jahre« konnte dasselbe Gäste aufnehmen. Diese« neue Gebäude ist mit Ausnahme der massiven Feuerstätten ganz von Holz mit einem Doppeldach von Schindeln; di« Balkenwand ist von außen mit Bretern vertäfelt, von innen verrokrt. Unzählig« große eisern« Nägel und Anker müssen dem Bau den fehlenden Schutz einer bergenden Fels- «and ersetzen. Er ist 75 Fuß lang, «8 Fuß tief. Ein Vorbau nimmt den .eintretenden Wanderer schirmend auf und wehrt das Eindringen de« Stur me- in di« inneren Räume ab; ein mit einem sichern Geländer versehener Umlauf an der Morgen- und Mitternachtseite dient ebenfalls zum Schutze vor den Stürmen und gewährt prachtvolle Blicke in da« herrliche Hirsch'oerger Thal mit seinen Städten, Dörfern und Burgen, Höhen und Tiefen, Wäldern und Wiesen, Felsgruppen und verschiedenfarbigen Feldern, Bächen, Flüssen und zahlreichen Teichen, über welche« Alle- hinau- unbehindert durch di« da« Thal umlagernden niedrigeren Bergzüge der Blick hinschweift in die gesegnete schlesische Ebene. Das untere Stockwerk des Gasthauses enthält einen Baal von 4o Fuß Länge und 38 Fuß Breite, welcher ebenso wie dir Gastzimmer Eleganz mit Be quemlichkeit vereinigt. Zu beiden Seiten des Saale« und dahinter liegen die WirthschaftSräume, sechs Fremdenzimmer, die Führer- und Trägeestube. Da erste Stockwerk enthält 20 Gastzimmer, da« zweite sechs; 70 vollständig« Betten sind in diesen Zimmern aufgestellt. Für minder Bemittelte und minder Ver wöhnte gttbt e« in den vielen noch vorhandenen größeren und kleineren Räumen Lagerstätten auf Matratze oder auf Streu, so daß alle Klassen hier angemessene« Unterkommen finden vom be, und wohl» häbigen DergnügungSreife-nden an bis zum arme« Handwerksburschen, der sein Ränzchen zum Kopf kissen und seinen Rock zur Decke nimmt. Auch ein besserer Weg führt jetzt auf die Schnee» koppe, die nun zu Pferde zu erreichen ist, während fie früher nur durch mühsames Steigen und Klettern über gewaltige Steinmassen zu ersteigen «ar. Ja Seidorf findet man stet« Reitpferde aufgesteklt. Der Gonnenauf- und Untergang bei heiterm Himmel ist auf der hohen, freien Schneekoppe rin unbezahlbarer Genuß, der früher mit einem mehr al« schlechten Nachtlager erkauft werden mußte, in dem neuen „Ablerhause" aber nicht« erfordert als ein etwa- frühe« Aussicht» vom bequemen Bett. Wir können denjenigen unsrer Leser, deren Mittel eine Vergnügungsreise erlauben, und die die schönen Partien unser« sächsischen Erzgebirge« und der säch sischen Schweiz bereit« durchwanderr haben, aus voller Ueberzeugung eine Reise in da- Riesengebirg« em» pfehlen. Sie werden die darauf verwandte Mühe und Geld reichlich ersetzt finden durch di« vielfachen herrlichen Genüsse dieses hohen Gebirge«, und nament lich solche Reisende, deren Beruf eine fitzende Lebens weise bedingt, werden hie dadurch untergrabene Ge sundheit wiederfinden und von Neuem befestigen. Nachschrift. Am Abend de« 23. Juli 185S ist dir Koppenkapelle durch einen Blitzstrahl in Brand gerathen und bis auf die Umfassungsmauern niederaebrannt. Der Wirth mit seinen Leuten und eine Partie DreSlauer Studenten, sowie einige jur.ge Leute au« Dresden, die gerade oben waren, konnten in dem heftigen Sturme nur mit den größttn Anstren gungen da- Gasthaus schützen, das auch wirklich unbeschädigt geblieben ist.