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dem Au-bruche de- Kriege« nach Italien ab, blieb aber größten Thei!« in der Festung Berona und war nur während der letzten Schlacht bei Solferino eine Zeitlang in der Nähe der kämpfenden Truppen. Al« der Feldzug durch da« Einrücken der Oe« sterreichrr in Piemont begann, «ar der Feldzeug- meister Graf Franz Gpulai ihr Oberbefehlshaber. Er stammt au« einer einflußreichen ungarischen Adels familie und ist al« der Sohn eines österreichischen Generals im Jahre 1799 in Pesth geboren. Schon 18l6 trat er, 17 Jahre alt, als Unterleutnant in das Infanterie-Regiment seines Vaters. Die vor nehmen Verbindungen seiner Familie ließen ihn nicht unter dem in der Regel langsamen Friedensavance, ment leiden, denn bereits im Jahre 1820 ward er al- Oberleutnant im HusarenregimentHejsen-Homburg, im Jahre 182 t al« Kapitainleutnant in demt.Banat- grenzregimrnt und wieder ein Jahr darauf al« erster Rittmeister bei den Kaiser-Ulanen befördert. Im Jahre 1826 zum Husarenregiment König von Wür- temberg versetzt, wurde er 1829 Oberstleutnant bei dem Infanterieregiment Heffen-Hvmburg und «831 Oberst und Regimentskommandant. Im Jahre 1838 war er, in seinem 39. Lebensjahre, bereits General major, was in langen Kriegen bei tapferen und fähi gen Offizieren keine Seltenheit ist, im Frieden aber nur besonder« begünstigten Mitgliedern hochgeborner Familien zu gelingen pflegt. Die kaiserlich« Gunst ist der Familie Gpulai von jeher zuTheil geworden. Im Jahr« 1846 ward GrafFranz zum Feldmarschall- l«utnant und 1847 zum Divisionär und Komman- dirrnden im Küstenland« befördert. Al« solcher ent« wickelte er bei dem Ausbruche de« Krieges im Jahre 1848 groß« Thätigkeit, die ihn jedoch nicht auf da« Schlachtfeld führte, sondern ihn in Triest selbst be schäftigte. Von hier au« ordnete er die neue Be mannung der österreichischen Kriegsschiffe durch zu verlässigere Matrosen, den Vertheidigungsstand der wichtigsten Küstenplätze, d>e Errichtung mobiler Ko lonnen und da« Sammeln der au« Venedig zurück gekehrten Truppen an, wodurch er die vom Aufstande immcr mehr bedrohte Grenze sicherte und Alles vor bereitete, daß Feldzeugmeister Gras Nugent nach dem Eintreffen von Verstärkungen au« dem Innern de« Kaiserstaate« !m April 1848 angriff-weise vor gehen konnte. Im Jahre 1849 übertrug ihm dec Hof da« Kriegsministerium, in welcher Stellung er ebenfall« große Thätigkeit entwickelte. Nachdem er das Kriegsministerium wieder niedergelegt hatte, ward er Kommandant des 5. Armeekorps und später Militär- und Eivilgvuvernör von Mailand, al« wel cher er de« Haß der Italiener durch große Streng« vergalt- Nach dem Rücktritte Radetzky'« übernahm Gyulai, mittlerweile zum Feldzeugmeister (General der Infanterie) befördert, den Oberbefehl über die österreichische Armee in Italien. Im Frühjahre 1859, beim Au«druche des Krieges, an Strlle des Erzherzogs Max zum Militär- und Eivilgvuvernör de« lombardo. venetianischen Königreiche« ernannt, überschritt er am 29. April mir der seinem Befehle untergebenen Armee den die Grenze jwischen Oester- reichisch-Jtalien und Sardinien bildenden Fluß Ticino. In der österreichischen Arme« war man von Anfang an nicht sehr befriedigt, unter dem Oberbefehl eine« General« zu sieben, der nie auf einem Schlachtfeld« gewesen war. Die allgemeine Stimme der Soldaten wünschte den Feldzeugmeister Heß an die Spitze gestellt, der vor zehn und elf Jahren al« Chef de« Generalstabes unter Radetzky die Feldzug«, und Schlachtenpläne entworfen hatte, die damal« den österreichischen Waffen den Sieg verschafften. Heß war indeß bei den einflußreichsten Umgebungen de« Kaiser« nicht beliebt; wie e« scheint, war er auch mittlerweile zu alt geworden. Gyulai rechtfertigt« die geringe Meinung, die die Soldaten in sein« Feldherrnbegabung setzten. Statt die Zeit zu benutzen, um vor Ankunft der französischen Armee über di« bei Weitem schwächere sardinische herzusallen, dies« zu vernichten und Turin wegzunehmen» ließ er sich durch Witterungs- und Terrainschwierigkeitea und durch Bedenken aller Art im Vormarsch aufhalten, dehnte seine Arme« fast über die ganz« Länge der sardinischen Grenze au«, daß er, obgleich in der Ueber- macht, nirgend« Truppen genug beisammen hatte, um einen Schlag gegen die überraschten Sardinier au-zuführen. So gelang e« den zur See über Genua und zu Lande über dir Alpen zu Hilfe eilen den Franzosen, sich mit den Sardiniern zu ver einigen und sich, ungestört von den ihnen gegenüber stehenden Oesterreichern, kampfbereit zu machen. Bi« dahin hatte, mit Ausnahme unbedeutender Vorposten, gefechte. noch kein Zusammentreffen mit dem Feind« stattoefunden. Nun erst griffen die Oesterreich» bei Palästro die Sardinier an, wurden aber nach hitzigem Kampfe zurückgrworsen. Kurz vorher war e« bei Monte bell« zu einem Zusammentref fen zwischen den Oesterreichern, die sich jetzt mehr südlich am Po zusammengczogen hatten, und den Sardiniern, denen eine französische Division zu Hilf« eilte, gekommen; und beidrmale wurden di« Oesterreich» geschlagen. Der kräftige Widerstand, den er hier gefun den, bestärkte Gyulai in seiner Ansicht, daß die vereinigten Franzosen und Sardinirr von ihrem rechten Flügel au- gegen die Oesterreich» vorgehen würden. Diese Voraussetzung gab » auch nicht auf, al« Sari-