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Fürsten, dn trotz dem anfänglichen Sträuben de« Sultan-, als Oberherrn Serbien«, dir Würde an nahm und bald in der alten Art seiner Schreckens herrschaft begann. 1859. Januar. Die schon seit längerer Zeit gespannten Beziehungen zwischen Frankreich und Oesterreich, noch mehr die zwischen Oesterreich und Sardinien, risten mit dem ersten Tage de- neuen Jahre- vollend- auseinander. Als die fremden Gesandten dem Kaiser Napoleon III. ihre diploma- tischea Glückwünsche brachten, richtete dieser in hef tigem Tone »«freundliche Worte an den österrei chischen Botschafter. Die politische Welt und die Börsen sahen darin, und wie der Erfolg zeigte, nicht mit Unrecht, die Vorboten einer Kriegserklä rung. Oesterreich beschleunig'« seine längst im Stillen betriebenen Rüstungen und setzte die Festungen in Italien in Kriegsbereitschaft. Wäh rend die- die Gemüther ängstigte, schien die mit Neujahr wieder aufgenommene Einlösung der No ten der österreichischen Nationalba»k geeignet, Be sorgnisse zu zerstreuen. Van, offen rüstete Sardi nien, dessen König bei Eröffnung der Kammern eine sehr krieg-rische Rede hielt. Auch in Frank reich ward eifrig zu Lande und zur See gerüstet, zugleich aber auch abgeläugnet, daß gerüstet werde. Prinz Napoleon, der Detter de- Kaiser-, ward nach kurzer Brautwerbung am iiO Januar mit der ältesten Tochter de- König- von Sardinien per- heiratbet nnd'bei dieser Gelegenheit ein Schutz- und Trntzbuudniß zwischen Sardinien und Frankreich abgeschlossen. — An den Zusammentritt de- preu ssischen Landtage- wie an die am 27. erfolgte Ge burt eine-Enkel- des Prinzen von Preußen knüpften Biele im Lande Hoffnungen, die sich nicht erfüllen sollten. ES unterblieb auch diesmal die immer erwartete und immer unterlassene Amnestie, und die mit ganz vereinzelten Ausnahmen ministerielle 2. Kammer vermied ängstlich die Berührung von Fragen, die dem neuen Ministerium unangenehm sein konnten. Nnr die 1. Kammer zeigte sich oppo sitionell, aber nicht in freiheitlichem Sinne, sondern im Sinne des starrsten RückwärtßthnmS. — Auch in Baiern trat der nengewählte Landtag zusam men und wählte das alte Bureau wieder, wegen dessen Wahl er 4 Monate früher vorschnell aufge löst worden war. Was damals eine rein innere Angelegenheit der Kammer gewesen, war dieSmal ausgesprochen eine Demonstration der Kammer gegen die Negierung, die cS j doch weder gerathen fand, zu einer nochmaligen Kamme,auslösnng zu schreiten, noch abtrat. — Auf rücksichtsvolles An suchen deS deutschen Bundestage« hatte sich die dänisch, Regierung endlich herbeigelasscn, einen dänischen, d. b. »en »ern herein nkolgkosn, Versuch ,ur Verständigung mit Holstein zu machen. Der holstein'sche Landtag trat in Attehoe zusam- n:enberieth und begutachtete die Verlagen der dänischen Regierung und wa"d dann wieder beim« geschicke. Die Lage der unglücklichen Herzogtbümer aber blieb die alte und wird eß noch lange bleibe». — In Ostindien errang das englische Heer fortwährend Siege über die aufständischen Einge borenen. Im Königreich Audh war bereits mit Beginn de- neuen Jahre« der Ausstand völlig unterdrückt und an anderen Punkten der Wider stand nur noch schwach. — Die dem Namen nach unter türkischer Oberhoheit stehenden Donaufürsten» thümer Moldau und Wallachei hatten bi'S jetzt getrennte Verwaltung, jede« unter einem Wahl, Fürsten, gehabt. Seit längerer Zeit hatte dort eine starke Partei auf Vereinigung beider Herzogthümer unter einem Fürsten hingearbeitet. Die europäi schen Großmächte jedoch, die sich für berufen halten, die politischen Verhältnisse ganz Europa'« nach ihrem Willen zu regeln, waren in ihrer Mehrbeit gegen diese Vereinigung. Die Moldau-Wallachen aber kümmerten sich nicht nm die Großmächte. Die moldauischen sowohl al« die wallachlsche« Nb« geordneten wählten den Oberst Cousa zum Fürsten der vereinigten Herzogthümer, und d e Diplo matie der Großmächte fügte sich der vollendeten Thatsache. — Aul der Intel St. Domingo, auch Haiti genannt, in Westindien hatte vor we nigen Jahren ein Neger die Republik gestürzt und sich als Fan st in l. zum Kaiser von Haiti ge macht. Ganz nach dem Vorbilde des Kaiser der Franzosen führte er eine rücksichtslose und ver schwenderische Gewaltherrschaft, bis endlich seine getreuen schwarzen und braunen Untertbanen, der kaiserlichen Glücklichmacherei satt, ihn fortsagten und die Republik wieberberstellten, waS ganz ohne Blutvergießen vor sich ging, da alle Tbeile darüber einig schienen, daß Se. kaiserl. Majestät keinen Schuß Pulver werth sei. Febrnar. Das sächsische Königshaus ward von einem neuen schweren Verlust betroffen: die Erb- großherzogin Anna vonToscana starb am 10. in Neapel nach einer Krankheit von einigen Tagen. Zehn Tage spärer, am Iss., starb in Leipzig der Fürst Otto Viktor von Schönburg-Walden burg, ein Mann, der auf den Gang der Ereig nisse in Sachsen nicht ohne Einfluß gewesen ist. J.i der Vertheidiqung der Vorrechte seine« Hanse« und in der Beförderung strenggläubigsten Kirchen» thum« war er unermüdlich. — Wie wenig Zu trauen die großen Geldmächte zu Oesterreich be» sitzen, zeigte sich, als dessen Regierung zu Betret'«