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Jahrbuch für Freunde des Nützlichen und Angenehmen. Rückblick auf die Zeitereignisse vom Zuli 1858 bis Zuni 1859. 1858. Juk?. Nicht weil cs rin weltgeschicht liches Ereignis, sondern weil es in unserm engern Vaierlande, in Sachsen, sich zugelraaen, beginnen wir diesen Rückblick mit der Erwähnung eines Vorgänge- an der Universität Leipzig, deren Studenten sich sonst dadurch auszeichnen, daß sie wenig von sich rede» lagen. Eine unfreundliche, vielleicht unüberlegte A-ußerung des Professors der Theologie, Tuch, gegenüber seinen wenigen Zuhö rern, hatte nicht nur diese beleidigt, sondern auch die anderen Studenten aufgeregt, die sich, wohl nicht ont Unrecht, in ihrem Kameraden mit belei digt hielien. Der Umstand, Laß Professor T.ich gerade Rektor der Universität war und diese Würde nicht getrennt zu halten verstand von der Strei tigkeit, die er nicht als Rektor, sondern alS Pro fessor mit Studenten hatte, und d»ß er im Fort gänge dieser Streitigkeit ohne voiherige Bcrathung mit dem akademischen Senat die H^lse der Gar nison in Anspruch nahm; dies und manches Andere trug dazu bei, einem Vorfälle, der bei anderen Per sönlichkeiten sich nicht über die Wände des Hör saals hinaus verbreitet haben würde, Wichtigkeit zu verleihen, so daß wochenlang die Vorlesungen eingestellt wurden, bis Herr Luch das Rektorat niederlegte und ein beliebterer und umsichtigerer Professor dasselbe übernahm. Zn der ganzen An gelegenheit benahmen sich die Studenten ruhiger und besonnener, als man dies von aufgeregten jungen Leuten erwarten durfte und vielleicht auch erwartete. — Eine Kommission Sachverständiger von den beteiligten Staaten befuhr die Elbe von Böhmen bis Hamburg, die gerade wegen der Trockenheit deS Sommers einen besonders niedrigen Wasserstand hatte, wobei daS Dampfschiff, auf dem die Kommission sich befand, trotz aller Vor sicht der Mannschaft, oberhalb Wittenberge auf dem Sande festfuhr und dadurch den thatsächlichsten Beweis von der Berechtigung der von den Schiff- fahrttrcibenden erhobene» Klagen lieferte. Aus Len Erörterungen der Kommission stellte sich heraus, daß die Fahrbarkeit der Elbe von der sächsisch preußischen Grenze abwärts in den letzten 8 Jahren nicht zu-, sondern a b genommen hatte, sodaß gründ liche Abhilfe dringend geboren «schien. — Gewal» tige Regengüsse in den letzten Tagen dieses Mo« nats verursachten in einem großen Thc-le Sachsen furchtbare Ueberschwemmungen, deren Verlauf wir bereits im vorigen Jahrgange unsers Kalenders in einem b.sonbcrn Artikel geschildert haben, auf den wir hier verweisen. — Der seit länger als einem Jahre an einem Gehirnlcitcn schwer erkrankte König von Preußen re'ste auf den Rath der Aerzte zu mchimonatlichcm Aufenthalte nach Tegernsee im südlichen Baiern. Auf der Durchreise durch Leip zig ward der Königin von Peeus,en ein Portefeuille ti.uvcndct. Las mehre Tausend Thaler in Gold stücken und viele wichiige Papiere enthielt. Trotz den angestrengtesten und ausdautlnLsten Bemühun gen der sächsiichcn und der preußischen Polizer »st cv nicht gelungen, des gesteh encn Gegenstandes oder des Diebes habhaft zu werten, der es nicht auf das Geld, soudein auf die Papiere abgesehen zu haben scheint. Jrtrigucn, die hinter dem Rücken, aber im vermeintlichen Jmeiesse hoher Personen gespielt wurden und vor einiger Zeit schon zu dem bekannten Dcpeichendicbstahl in Pots dam Veranlassung gegeben, scheinen auch hier, wie wohl vielleicht von enlgrgengrsetzler Seilt, im Spiele gewesen zu sein. — Beim deutschen Buudcvlage schwebt »och immer die schleewig - Holste» «sehe, oder wie sie he ßl, weil Dänemark diese Bezeich nung nicht gestaltet, holsiern-laucnburgische Frage. In Kopenhagen fand ein theilwriier Minister wechsel statt, weil die bisherigen Minister nicht unlerci.:andcr einverstanden waren über die Art, wie sie diese unglückliche Frage weiter ,n die Länge ziehen sollten; die Sache selbst blieb auch unter dem neuen Ministenum beim Alien und wirb -rs noch lange bleiben. In den letzten it Jahren ist die dänische Flotte um 7 Schiffe (worunter 1 Linienschiff und 3 Fre allen) vermehit, wählend bekanntlich die deutsche Flotte veraukucnirt worden ist, die preußische aber zwar ein-n großen und kostspieligen Verwaltungsapparat, aber kaum 2 oder höchstens 3 wirtlich sceiiichlige Swiffe besitzt. — Auch in der freien Schweiz tomunn zuweilen sonderbar« Dinge vor, nur Laß sie tvrt rücksichtsloser an'« Licht gezogen und in Ordnung gebracht werde», als in unsteten Ländern. Bei