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terdrücken konnte. Auch als der Spruch der Ge schworenen verkündet, gab sie kein anderes Zeichen von Gemüthsbcwcgung als ein leichtes seltsames, Lächeln, das über ihr Gesicht flog und ihm einen noch weniger angenehmen Ausdruck verlieh als die Nordpolheitcrkeit, die cs auf einen Augenblick ver drängte. Mit langsamen, aber festem Schritte ging sie die Treppe hinab und begegnete ihrem Bruder, ohne eine Spur von Bewegung zu verrathcn. Mit ihm und einem andern Herrn sprach sie über ihren Prozeß, erklärte den Vorsitzenden Richter für einen langweiligen alten Mann und rühmte die Rede des öffentlichen Anklägers als ein Meisterstück. Ihre Mutter verließ mit ihr noch denselben Tag Glasgow, brachte die Nacht auf dem Lande zu und schiffte sich des andern Tages mit ihr ein. Die ganze Familie wird auswandcrn. — Es be zeichnet den englischen Nationalcharakter, daß man in London Wetten eingegangen ist, wie viel Hei- rathsanträge Miß Madeleine Smith binnen einem Jahre erhalten werde — in England, dem Lande der strengsten Rechtgläubigkeit. Miszellen und Anekdoten. Ein Hausmittel. Eine englische medizi nische Zeitschrift versichert, daß sich ein lästiger Husten sehr leicht dadurch beseitigen lass,-, daß man während des Ausorhmens die Nase mit dem Daumen und Zeigefinger fest zuhalte, dagegen frei einalbme. Auch gegen den Schlucken soll sich dies Verfahren bewahrt haben. — Jedenfalls kann der Versuch nichts schaden. Dem österreichischen General von Svork bezeichnete einst der Minister in einer Konferenz, welcher der Kaiser Leopold l. silbst beiwohnte, auf der Karte von Ungarn einen Punkt mit den Wor ten: „Hier, Herr General, müssen Sic mit der Armee über den Strom gehen." Oer bezeichnete Punkt war eine Stelle der Donau mit 17 Wirbeln und Strudeln. Oer alle Soldat ergriff in der Hitze die Papiersckeere mit goldnem Griff, schlug den Minister heftig damit auf den Zeigefinger, der den Uebcrgongspunkt andeurete, und rief: „Ja, wenn Ew. Excellenz verfluchter Finger eine Brücke wäre!" —De.r Kaiser lachte herzlich und ü-erließ es dem General, da über die Donau zu gehen, wo er wollte. „Da habe ich schon wieder einen Zahn ver loren," sagt eine Frau zu ihrem Manne. — „Der kann sich freuen, daß er mir Deimr Zunge nickt mehr in Berührung kommt," war die nngalantc Antwort. In Darmstadt. „Verzeihen Sie, bester Herr, wie kommi's denn, daß hier Alles so öde, so still und leer ist auf den Strassen, man sieht ja keine Mensckenseele? „„Sehen Sie denn nicht, da hinten wimmelt jT schon Emer!"" Lehrer. „Was sind das für Leute, die weder ordentliche Wohnungen, noch reinliche, warme Kleider, noch genug zu essen und zu trinken haben?" Schüler. „Arme Leute!" Lehrer. „Richtig. Was sind aber das für Leute, die prächtige Kleider tragen, in Palästen wohnen, in Kutschen fahren, die theuersten, selten sten Speisen, ja sogar Scknepfendreck essen?" Schüler, rasch: „Schweinigel!" — Ein junger Mensch schüttete sein schmutziges Waschwasser zum Fenster heraus und traf einen Vorübergehenden, der wülhend herauf schrie: „Der Teufel soll Sie holen, daß Sie Mir Ihre Schwei nerei über den Hals gießen!" — „Nun," ant wortete höhnisch der Andere, „Sie können doch des den schlechten Zeiten nickt verlangen, daß ich Sie mit Chokolate begießen soll!" Der aufopfernde Ehemann. Arzt: „Guten Tag Hanns, wie geht's, was macht die Frau? Ist ihr die Biersuppe gut be kommen, die ich ihr verordnet habe?" Hanns: „O ja wohl Herr Doktor, sie ist jetzt wieder ganz gesund. Die Biersuppe wollte sie aber nicht essen; sie sagte, sie wär' ihr zu sauer, und da hab' ich etwas Zucker hineingelhan und die Suppe selbst gegessen." Ein Ehepaar nöthigre sich bei Tische- gegen seitig zum Essen. „Es macht mir Vergnügen, Dich essen zu sehen," sagte die Frau. — „Und ick," sagte der Mann, „habe Vergnügen, wenn ich Dich essen sehe; ein noch größeres Vergnügen aber habe ich, wenn Du ein Vergnügen hast.