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der Kirch« opfern, auch sollte für Josef Smith ein eigenes Haus gebaut werden. Als ein We>b der Gemeinde ebenfalls anfinq zu predigen und dadurch Josef Konkurrenz» machen, kam die Offenbarung, daß der Allerhöchste nur durch den Mund Josefs spreche. Da in Ohio das Land zu theuer war, um die ganze Gemeinde anzusiedeln, zrq man weiter nach Mffouri, um das Zion des jüngsten Tages zu gründen. Hier entfaitete sich die Lebenskraft der Gemeinde in der leichten Ueberwindunq aller Schwie rigkeiten.^ und ihre Ansiedelung gedieh wunderbar. Die christlichen Nachbarn sahen .mit Neid und Wutk auf die Gemeinde, welche öffentlich eikläete, daß die Herrschaft der Welt ihr gebübre. Die Cdri- sten rotteten fick» zusammen; die Verfolgung begann. Di» Mormonen wurden weiter nach Westen getrie ben ; aber überall wurden sie von den Christen ver folgt und weiter gehetzt. Doch jede Verfolgung kettete fle enger aneinander. Endlich fanden st« eine kurze Ruhe in Nauvoo. Hier wurde die »iqentbümliche Sittenlehre der Mormonen geoffenbart. Die Stimme Gottes belehrte im Jabre 1843 den Jvstf, daß es den Gläubigen erlaubt sei, eine unbeschränkte Anzahl Frauen zu nehmen. In das nächste Jabr fällt Josef Smnb's Märtyrtbum. Er wurde von den Christen gefangen, nach Karthago in Illinois ge- . bracht und in den Kerker geworfen. Während der Nacht sammelte sich ein Pöbelbaufen vor dem Ge- fängniß, brach durch Thürcn und Fenster, schleppte Gmitk auf den Markt und tödteie ibn durch Flin tenschüsse. Dies war am 27 Juni 1844. Damit war da« Material für die neue Kirche vollständig: sie hatte einen Märtyrer. Im Jahre 1846 mußten die Mormonen ihren Wanderstab nochmals wcitersehen. Zwanzig Tausend verließen fle das von den Christen belagerte Nauvoo und zogen durch Wildnisse und Einöden westwärts, bi« sie am 2t. Juli die Ufer des Sa'zsee« erreichten. Don Zwanzig Lausend Menschen waren unterwegs Siebenzehn Tausend den Anstrengungen, dem Hunger und Krankheiten erlegen: Die Drei Tausend Ueber- ledendtn gingen unermüdlich und mit dem frühern fabelbasten Erfolge an'« Werk, eint neue Stadt zu bauen, die sie „Utah" nannten. Brigham Poung ist an di« Stelle Josef Smiths getreten; ihm schlossen sich die Aeltesten, die Priester, die Lehrer, die Diakonen als nimmer rastende Glieder an. Die neue Stadt Utah wuchs au- dem Boden, die Erde ward urbar ge macht, Kohlenminen wurden aufgefundeo und abgr- baut, Fabriken errichtet. Und von allen Landern zog ein Strom von Neugläubigen nach Utab. Die Gemeinde wie ihr Glaubens- und Surensystem bil» de'e sich au«. Die D elweiberei wird als da« mächtigste Mittel zur Seligkeit verkündet: ein mubamedanischrr Himmel mit prächtigen Gelagen und schönen Weibern. Das Unsinnigste gerade führte der neuen Religion die mebrsten Anhänger zu. Ihr Gemsindewesen wuchs und gedieh. Die ameiikanische Bundesregierung sah mit Schrecken, daß nur noch wenig fehlt zur E-füllung der Bedingungen, unter denen ein Territorium sich als Staat konstituiren und durch seine Vertreter in den Kongreß der Vereinigten Staaten eintreten darf. Der ganze Gegensatz christlicher Lebensanschauung gegen eine Mischung von Heidenthum, Judenthum und Muhamedanismus ist erwacht, aber auch — und da« ist nickt die kleinste Triebfeder zum Hasse gegen die Mormonen — der Gegensatz der mächtigen und brutalen Sklavenbalterpartei, die Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um alle neuen Territorien zu Sklavenstaaten zu machen, gegen dir das Skla vereiunwesen verwerfenden Mormonen. Der vorige Präsident der Vereinigten Staaten Pierre und der jetzige Buchanan, Anhänger und Werkzeuge der Sklavenhalterpartei, und die bisherige Mehrheit im Kongresse suchten und fanden Veranlassung zu feind seligen Maßregeln gegen die Mormonen, die frei lich auch da« Jbrigr- tbun, um den Gegensatz zu schärfen, indem sie die Bundesbeamten, welche zu ihnen gesandt worden, mit äußerster Verachtung de- bandeln. So ist rS zu offener Feindseligkeit ge kommen. Einige Tausend Mann Bundes trr'ppen sind gegen Utah marsckirt. Dieselben Naturhinder nisse, denen vor 12 Jahren 17,000 Mormonen unterlagen, haben auch ih-en vernichtenden Einfluß auf die Bundestruppen ausqeübt, wenn auch al« ' Folge besserer Ausrüstung und erleichterter Verkehrs mittel in nickt so grausigem Verhältnisse Endlich aber erreichten sie doch die Gegend von Utah. Die Mormonen, die anfänglich zu verzweifeltem Wider stande entschlossen schienen, ließen die Beamten der Bundesregierung ungehindert in die „heilige Stadt" einzirhen. Aber sie scheinen entschlossen, in Masse die Vereinigten Staaten zu verlassen und sich in Mexiko anzusiedrl».