Volltext Seite (XML)
Geschehen diese Anfälle öfter, so hält sie die- immer mehr in 8er Nähe bewohnter Plötze, ja, was der Hauptnutzen einer solchen Behandlung ist, sie berei ten sich ihr Lager in der Nachbarschaft und kommen mit den jungen Ferkeln zum Haus, um gefüttert zu werden. Ist dagegen, ein Schwein erst einmal recht ordentlich wild geworden, dann hilft welker kein Locken und Rufen; es ist scheuer wie ein Hirsch, und dem Eigenkhümer bleibt nichts übrig, a!S eS wie ein ander Glück Wild zu beschleichen und durch «inen sichern Schuß zu Boden zu strecken. Dann und wann durch etwas Mais unter- stüht, halten sich die Schweine ausgezeichnet im Freien, es müßte denn einmal ein ganz schlechtes Mastjahr es nöthig machen, sie in eine bessere Gegend zu treiben, wobei auch wieder unumgänglich nöthig ist, daß sie nicht zu wild sind und getrieben werden können. Die Schafzucht wird in den westlichen Staaten nur sehr schwach betrieben, und dies aus verschiedenen gewichtigen Gründen. Der erste möchten die wilden Thiere sein, die ihnen besonders riach- stellen. Wenn Schafe zuerst in ein noch unbebau te« und unbewohntes Land kommen, so fürchten sich sonderbarerweise die Wölfe vor ihnen. So war es nicht allein in den westlichen und südlichen Staaten, wo der Wolf bei Weitem dem nördlichen nachsteht, sondern selbst in Kanada. ES ist Thal- fache, daß die Wölfe in den ersten Monaten die Gegend mieden, wo Schafe weideten. Haben sie aber nur erst einmal ihr Blut gekostet, dann ist eS auch um die Armen geschehen, und sic sind den Nachstellungen dieses Erzfeindes Tag und Nacht ausgesetzt. Ein zweites, der Schafzucht entgegen stehendes Hinderniß sind für die Walddistrikte die Kletten; freilich eigentlich in den Feldern, beson ders in den Maisfeldern heimisch, wachsen sie doch auch außen an den Femen und hie und da in offenen Waldstellen und bilden dann in den Pelzen der Schafe eine dickte Masse, daß die Wolle wohl abgeschoren, aber nie auf dem Rücken der Schafe gewaschen werden kann. Ist die Wolle herunter, so müssen die Kletten mit unsäglicher Mühe und mit den Fingern einzeln ausgezupft werden, und wie beschwerlich eine solche Arbeit ist, läßt sich denken. Die Weide besteht im Sommer aus trefflichem Hügel- und Eumpfgrasc, aus einer Art wilden, rankenartigen Klee«, den das Vieh leidenschaftlich liebt, auS wildem Hafer und Roggen; im Winter auS einem üppigen Wintergras, waS jedoch vorzugs weise in den Niederungen gedeiht und hauptsächlich in den Rohrbrüchen an den Rändern der Flüsse und in etwa- sumpfigen Thälern, Die Hauptnahrung der Schweine ist dieEichet- und die H ckory- oder Wallnußmast, und besonder« reich sind die westlichen Wälder an der erstern Gattung, von denen eS allein über l2 verschiedene Arten giebt. Sonst finden sic auch noch manche nahr hafte Wurzeln und werden gewöhnlich, wenn nickt das Mastiahr zu schlecht ausfällt, außerordentlich fett. Wenn in sehr ausgedehnten Landstrichen rin Farmer wohnt, der, zu einem bedeutenden Wohl stände gelangt, ausgebreitete Herdey besitzt, die er nicht mehr allein übersehen kann oder will, so ist es etwas seh« Gebräuchliche«, daß er sich einen soge nannten Stockkeeper nimmt und diesem die Auf sicht des VieheS anvertraut. Da es jedoch in solchem wilden Lande äußerst schwierig sein würde, ein Kvnrrole über das eifrige oder nachlässige Verfahren des Stock keepers zu halten, so wird dessen Nutzen von seiner eignen Aufmerksamkeit und seinem eigenen Eifer ab hängig gemacht, und er bekommt den fünften, oft sogar den dritten Lhcil des Ertrages der Herden als Eigenthum. In einem Lande, wo Jeder sein Vieh im Walde hat, und dieses bald da, bald dort weidet, sich bald unter die eine, bald unter die andere Herde mischt und stets seines Aufenthalt wechselt, ist c« nöthig, daß jeder Eigenlhümrr tzin Vieh zeichnet oder markirt. Di« Zeichen selbst sind sehr verschieden. Pferden drückt man gewöhnlich einen weißqlühend gemachten eisernen Buchstaben auf den Schenkel; dasselbe geschieht auch hier und da mir dem Rindvieh, doch gewöhnlicher ist es, dir Ohren desselben auf irgend eine besondere Art zu schneiden, daß man sie unterscheiden kann, Die Schweine und Schafe werden einzig und allein an den Ohren gezeichnet. Es fällt aber doch manchmal vor, daß irgend ein schlechter Nachbar dadurch den eigenen Viehfland zu vermehren sucht, daß er fremdes Vieh unter sein ei gene« Zeichen dringt. Kommt da« aber an den Tag, so ist die Strafe erbarmungslos, und die Farmer haben schon oft einen Mann gehenkt, weil er sich ass solche Art und Weise «in paar Ferkel zugeeignet hatte. Freilich gehört eine strenge Ahndung solcher Vergehen, die leicht zu verüben, aber schwer zu ent decken sind und von den nachlheiligsten Folgen für das ganze gesellschaftliche Leben der Farmer sein könnten, zu den nvthwendigen Uebeln der Selbst hilfe, die ein freie« und allerdings noch einigermaßen gesetzloses Leben mit sich bringen. Von wilden Thieren haben die Herden wohl auch zu leiden, doch wagt sich an die Kälber selten ein Wolf, er müßte denn einmal ein« ganz allein und »»beschützt finden. Hier und da springt wohl