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war. Der Zug fetzte sich daher nach Zwickau in Bewegung. Aber auch die Bahn von Zwickau nach Glauchau war vom Wasser gefährdet, und die Wei terschaffung deS Zuges mittels Lokomotive nicht zu wagen. Er wurde deshalb von Pferden gezogen und von Herrn Gaffe und seiner Mannschaft geschoben. So kam man unter strömendem Regen und mit den größten Anstrengungen Abends 9 Uhr bis Ge- sau, wo die Bahn unter Wasser stand. Die Kähne wurden ins Wasser gelassen und mit Brod beladen, das von Zwickau aus mitgftchickt worden war. In dichter, durch den Regen vermehrter Finsterniß ft.hr man nun querfeld- oder vielmehr querwafferein dem nahen Glauchau zu. Man brauchte zu dieser Fahrt trotz allen Anstrengungen vier volle Stunden, da man größtenkheils durch Getreidefelder und durch unbekannte Strömungen in einer gänzlich fremden Gegend fuhr. Untee mehrfacher Lebensgefahr brachte man endlich 2 Kähne nach Glauchau, die sofort nach Ankunft ihr Rettungswerk begannen und noch in der Nacht gegen 70 Menschen retteten, bis mit dem anbrechenden Morgen die unterwegs zurückge- lassenen 5 Kähne und die 6 der Pontoniere sich ihnen zugesellten. Von den letzteren wurden bald einige nach den benachbarten bedrängten Ortschaften gesandt, wo sie ebenfalls mit anerkennungswerthec Thätigkeit überall hin Hilfe und Rettung brachten. So virl besannt haben trotz der großen und lang andauernden Gefahr in Glauchau und in der näch sten Umgegend doch glücklicher Weise nur Z Men schen daS Leben verloren, darunter die siebenjährige Tochter eines Webers, die in demselben Augenblicke, al« sie von ihrem Vater aus dem halbzerstörten Hause auf einer Leiter hinab in eine Fähre getragen wurde, durch einen herabstürzenden Balken getroffen, rettungslos in der Fluth versank. Wie furchtbar groß die Noch in Glauchau war und 'zum Theil noch ist, mag man daraus ersehen, daß daselbst durch die Ueberschwcmmung 64 Gebäude völlig eingestürzt, St aber so beschädigt sind, daß sie niedergerissen werden müssen, und bei 27 das Niederreißen von den Sachverständigen für räthlich erklärt worden ist. Außer diesen zusammen l42 Gebäuden sind noch über »20 mehr oder weniger beschädigt. Wir haben vielseitig behaupten hören, die Ei senbahndämme an der Mulde hätten zu wenig Durch, lässt, so daß deshalb da-Wasser so doch gestiegen wäre. Auch seien schon währenddes Baues desfallsigeBefürch tungen ausgesprochen, aber nicht beachtet worden. Was davon begründet ist, können wir als Nichtsachverstän- dizr nicht deurrheilen; wir erwähnen dieser Behaup tungen »ur, weil sie vielfach ausgesprochen werden. Auch in Remse und Waldenburg hatten die Fluthen furchtbar gewüthet, Häuser und Bäume wegqerissen, Möbel, Badehäuser und die Getreide garben von den Feldern, fortgeschwemmt. Nament lich Altstadt-Waldenburg schwebte in großer Gefahr. Dort stand noch am 2. August das Wasser H Elle höher als bei der großen »Überschwemmung von 1772; doch ist dort, so viel bekannt, kein Menschen leben verloren gegangen, während in Remse ein von 12 Personen bewohntes Haus zusammenstürzte, nach dem 7 der Bewohner auf einer Nothfähre gerettet waren, und eben auch die 5 letzten abgeholt werden sollten, die nun den Lod in den Fluthen fanden. In Kolditz strömten die Fluthen mit solcher Gewalt, daß kein Kahn oder Fähre sich darauf halten konnte. Man mußte, um die Menschen aus den zusammenstürzenden Häusern zu retten, die Giebel- wä.ide von Haus zu Haus durchschlagen. Bei Wurzey, wo ebenfalls die ganze Mul denniederung unter Wasser stand, hatte die heftige Strömung eine Wegeüberbrückung der Leipzig-Dres dener Eisenbahn weggerissen, in Folge dessen diese Stelle der Bahn mehre Tage nicht befahren werden konnte. Die eigentlichen Eisenbahnbrücken haben sich in ihrer soliden Bauart bewährt. —- Im Plauenschen Grunde hat die Wei tz er itz ebenfalls arg gewüthet und besonders in Neudöhlen, wo durch die Baulichkeiten eines Burgk- schen Kohlenbergwerkes die überströmenden Fluthen nach einer andern Richtung gedrängt wurden, Häu ser weggerissen, wobei mehre Menschen ibr Leben verloren. An der neu erbauten Felsenkeller brauerei bei dem Dorfe Plauen riß das Wasser die massive steinerne, aber unbegreiflich leicht gebaute Brücke und mehre Stücken Ufermauer weg, unter wusch hinter dem Tharandrr Bahnhof« in Dresden die Böschung der Brücke und riß oberhalb des Bahn hofs einen hölzernen Srcg, wie im Ostragehege einen zweiten und daselbst-die eiserne Brücke der Kohlen bahn weg. Auch ein Theil der Kohlenbahn selbst, gleich unterhalb des Bahnhofes ward weggerissen, lange Uferstrecken unterwaschen und weggeschwemmt, wodurch ein Theil einer noch im .Bau begriffenen Maschinenbauanstalt nachstürzte. Auch die Bäche und Flüsse der Oberlausitz richteten vielfache Verheerungen an. — Die Elbe wuchs zwar bis auf 5 Ellen über Null, trat auch hier und da aus den Ufern, ohne jedoch wesentlichrs Unglück anzurichken. Wir wiederholen, was wir schon oben sagten: es ist nicht möglich mehr als Einzelnes von den durch die Wafferfluihen angerichleten Zerstörungen