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d«s Wirk der Reformation. Ueberall hin drang seine Lehre, zunächst auch in die sächsischen Klister. Bruder Ernestus förderte sie unter seinen Brüdern, und bald trat er mit ihnen heraus, um öffentlich das Evangelium zu lehren. Auch die Nonnenklöster öffneten sich dem Lickte und dem Lebe«: der ver- ketzerte Pfarrer und die verurtheilke Hexe durften sich wieder begegnen und ohne «in Bewußtsein von Schuld innig vereint mit einander wirken für den reinen Glauben. Die golde Ein Engländer hatte viel gehört von der merk würdigen goldenen Bulle, jenem alten deutschen Reichsgrundgesctze, in welchem Kaiser Karl IV. die Rechte der deutschen Fürsten festsctzte, und wünschte sie mit eigenen Augen zu sehen. Er fuhr deshalb über den Kanal und eilte nach Frankfurt. Da er aber nicht beachtet hatte, daß es in Deutschland zwei Städte dieses Namens gicbt, so kam er nach Frankfurt an der Oder und wunderte sich höchlich über die Langweiligkeit der Stadt und die große Stille, die darin herrschte, da er doch Frankfurt als eine große Handelsstadt hatte rühmen hören. Noch mehr aber wunderte er sich, als er nach dem Rathhause fragte, das man den „Römer" nenne, A n e k d Ein nicht gerade wegm seines Geistes berühmter Mann hatte sich ei»en Strohhut gekauft. Eitel fragte er einen Bekannten, dem er begegnete: „Wie steht mir der Strohhut?" „„Herrlich! Wie auS dem Kopfe gewachsen!"" Trotz wiederholtem Verbote spielte ein kleiner Knabe im Zimmer Ball und warf endlich ein Fenster ein. „Weißt d» wohl, was du daüir verdienst?" fuhr ihn der erzürnte Vater an. — „Ach, Vater, ich verlange gar nichts," antwortete kleinlaut der Knabe. Ein kleiner, aber gelehrter Mann, gerieth mit einem riesenhaften Gegner in heftigen Streit. „Schweigen Sie!" schrie der Lange voller Wuth, „Sie stecke ich in mcine.Tasche!" — „„Pah!"" erwiderte der Kleine, „„stecken S>'c mich lieber in Ihren Kopf, da ist mehr leerer Raum."" Der kleine Sohn eines Gastwirthes blieb ver wundert vor einem Gaste sichen und starrte bald dessen kahles Haupt, bald den langen Bart an, der Mund und Kinn des Fremde» umschloß. End lich brach der Kleine in die Worte aus: „Dir sind ja die Haare herabgcrutscht!" ne Bulle. und erfuhr, daß es hier kein solches Rathhaus gebe. „Aber im Frankfurter Rathhause soll ja eine goldene Bulle sein!" rief er ärgerlich. — „Ja, lieber Herr," erhielt er zur Antwort, „das ist Frankfurt am Main, und wir sind in Frankfurt an der Oder." — Der Engländer riß die Augen weit auf und ließ dann packen, um die Reise nach dem zweiten Frankfurt sortzusetzen. Hier fand er auch den Römer und auch die goldene Bulle, ging aber sehr getäuscht von dannen. „Da zeigen sic mir ein altes Buch; dergleichen habe ich aber auch zu Haus,. Ich habe gemeint, einen großen goldenen Bullen anzutrcffen, und da- hätte mich gefreut." o t e n. Gin Lehrer katcchisirte mit seinen Schulern über das siebente Gebot: Du sollst nicht stehlen! „Wenn du stehlen wolltest," fragte er einen Knaben, „und niemand von den Leuten würde dich sehen, wer wird dich dennoch sehen?" — „Der GenSdarm!" antwortete rasch der Knabe. „Heute Nacht träumte mir, daß ich von Euer Gnaden ein halbes Pfund Tabak und von der gnä digen Frau ein Vierielpfund ^hce geschenkt erhielt," sagte ein irischer Bettler zu einem Gutsbesitzer.— „Ach was, Träume bedeuten immer das Gegen- theil!" meinte der Herr. — „Gewiß, und deshalb, werde ich den Tabak von der gnädigen Frau und den Thee von Euer Gnaden erhalten," antwortete zuversichtlich der Bettler. Ein alter Herr, der sehr an der Gicht litt, pflegte an den mit Flanell umwickelten Füßen weil« Schuhe zu tragen. Eines Morgens trat sein Diener ein und meldete, daß die Schuhe gestohlen wären. „Wie?" fragte der Gichtkranke, „meine Gichtschuhe?" — „Ja, mein Herr!" — „Nu», dann wünsche ich von Herzen, daß sie dem Diebe passen mögen."