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begonnen, als ihn die Auszeichnung, mit der sein älterer Bruder William in Spanien und in der Schlacht von Waterloo gefochten, bestimmte, die juristische mit der Soldatenlaufbadn zu vertauschen. Noch im Jahre 1815 trat er alsFäbndrich in eine englische Schützenbrigade, wozu in England nicht wie bei uns eine Vorbereitung in militärischen Bis- dungsanstalten und eine Prüfung gehört, sondern der Kauf eines Patentes von einem zu einer höhern Stelle (gewöhnlich ebenfalls durch Kauf oder durch Begünstigung einflußreicher Familien) Verrückenden oder Abgehenden oder Gestorbenen. Nach achtjähriger Dienstzeit in dem Murterlande trat der Leutnant Havelock in das 13. leichte Infanterieregiment und schiffte mit diesem 1823 nach Ostindien, wo im nächsten Jahre der Krieg rnjt den Birmanen aus brach und ihm Gelegenheit bot, sich in mehren Ge fechten auszuzeichnen. Später wurde er der Gesandt schaft zugetheilt, die an den Hof von Afa geschickt wurde. Nach der Rückkehr zu seinem Regiment«, aber erst 1838 nach 23jähr>ger, größtentbeils im Kriege verbrachter Dienstzeit, ward er zum Kapitain befördert. Viele jüngere Offiziere aus reichen und vornehmen Familien hatten ihn im Avancement überholt, obwohl sie nickt wie Havelock 15 Jahre ununterbrochen hintereinander in dem ungesunden, sengenden Klima Ostindiens Dienste getban und tapfer gekämpft halten. Als Kapitain wohnte ec dem Feldzüge gegen die Afghanen bei und nahm Theil an der Erstürmung von Gansi und der Er oberung von Kabul, sowie später an der denkwürdigen Vertheidigung dieses Platzes. Bei dem großen An griff, der im' April 1842 auf Mohammed Akbar unternommen wurde und diesen zur Aufhebung der Belagerung zwang, befehligte Kapitain Havelock den rechten Flügel, welcher den Feind schlug, ebe dir anderen englischen Kolonnen herbeikamen. Er avan- cirle für diesen Sieg zum charakterisirren Major und erhielt den Bathorden: «me Auszeichnung, die in England nicht so leicht zu erringen ist als auf dem Festlande. Bald nachher gab man ihn dem General Pollock als persischen Dolmetscher bei, in > welcher Eigenschaft er mehren Gefeckren beiwohnte. Darauf ging er nach Kohistan und machte hier die Schlacht bei Jstaliff mit. Erst im Frühjahr t843 ward er wirklicher Major und wurde in den Generalstab deS Oberbefehlshabers Gough als persi scher Dolmetscher versetzt. Er begleitete die Armee nach Gwalior und focht in der Schlacht bei Ma- baradschpur mit. Im folgenden Jahre ward er Oberstleutnant. 1845 nahm er Theil an dem Feld zug« gegen die Sikh'S, wo er sich in den Schlachten bei Mudki, Ferosschah und Sobraon auszeichnete. Bei Mudki wurden ihm zwei Pferde unter dem Leibe erschossen, bei Sobraon ein drittes. Nach Beendigung dieses glorreichen Feldzugs erhielt er die Stelle eines zweiten Generaladjutanten der königlichen Truppen in der Präsidentschaft Bom bay. Nach einem fast Lkjährigen schweren Dienste in Ostindien begann er an den Folgen der ausge standenen Anstrengungen und des KlimaS zu leiden. Er ging deSbalb auf ärztliches Anrathen mit Urlaub nach Europa. Doch schon 1851 kehrte er nach Ostindien zurück, wa-d zunächst Oberst, dann Gene- ralquartiermeister, dann erster Generaladjutant der britischen Truppen in Ostindien. Als solcher ging er mit in den persischen Krieg, wo er in der Schlacht von Mohammerab mitfockt. Nach dem Frieden mit Persien ging er wieder nach Bombay, schiffte sich indeß bald nach Kalkutta ein, auf welcher Fahrt er an der Küste von Ceylon Schiffbruch litt. Er kam in Kalkutta an, als dort Alles in der tiefsten Bestürzung war in Folge des Ausbruches und schnellen Umsichgreifens des Auf stande« der Sepoys (eingeborenen Truppen). Ha velock, zum Brigadegeneral befördert, raffte an europäischen Truppen zusammen, waS eben zu haben war, und es war dies wenig genug, verfügte sich nack Allahabad und griff von hier aus die Aufstän dischen unter Nena Sahib an, den er in mehrfache» Gefechten schlug. Gelang eS ibm auch nicht die schwache englische Besatzung von Khanpur zu retten, so besetzte er doch diese Stadt wieder, eroberte Fat- tkipu.r und machte von da aus seinen weltberühmt gewordene^ Zug nach Lucknvw, das er nach einer Reihe ruhmvoller Kämpfe entsetzte. Die Nachricht von diesen ersten glücklichen Erfolgen britischer Waf fen gegen die Meuterer traf in England ein, als eben in Folge der sich schnell folgenden Hiobsposten aus Ostindien dort große Besorgniß und Belrübniß herrscktr. Havelocks Heldentbaten erhoben wieder den Muth und das Selbstvertrauen der Engländer. Sein Lob erschalltr durch das ganze Land und nun beeilte man sich, den oft zurückgesehten, weil von niedriger Geburt, und nur selten belohnten General mit der Freigebigkeit zu belohnen, die dann in Eng land Gebrauck ist. General Havelock ward in den Adelstand erhoben und, die Regierung wie die,ost- indische Kompagnie gaben ihm neben seinem Gebalt reiche Pensionen — leider zu spät, um lkm selbst noch zu nützen. Bald nach dem Entsatz von Luck- now unterlag er den übergroßen Anstrengungen und starb nach einer Krankheit von wenigen Tage«, wahrhaft betrauert nicht bws von der Armee, son,