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Unter den neuen Gästen, die an diesem Tage kamen, war auch die Amtsschützengesellschaft von Nirder- simmenthal, die 70 Mann stark auf den Fest platz zog. Vor dem Zuge her, schritt ein stattlicher Senne, ein Mann von riesigem Körperbau in der malerischen Tracht der Sennen. Et führte ein prächtiges Rind von Simmentbalec Race, das an beblümten Riemen eine klangvolle Glocke trug, die Ehrengabe der Simmenthaler. Nach den Simmen- rhalern rückten die F r eibucger, 200 Mann stark, mit der Äantonalschützenfahne ein. Das Banner von Uri rückte am Mittwoch, den 4, Festtag, an, von 40 urner Schützen beglei tet, statt de« trotzige» Stiers von Uri das eidge- nösfische Kreuz. Nach ihnen kamen die Schützen gesellschaften des Oberaargaus, 400 Mann stark. Diesen folgten die Graubündner, tOO Mann, und dann dieW aadtlän der Schützen, 4oo Mann. — Nachmittags zogen die Banner von Ob- und Niedwalden heran, dann die Kantonalsahne von Tessin, die Gesellschaften von Zürich, zu einem Zuge von 300 Mann vereinigt mit 9 Zahnen. Auch die Luzerner erschienen, 150 Mann stark, und am Abend dieses Tages wehten 53 Fahnen von der Fahnenburg herab. Am Donnerstag früh kam die Schützengesell- schasl vvnB ürcn an mit ihrer alten, durchlöcherten ehrwürdigen Fahne. Nach ihnen kamen 200Glar ner Schützen. Diesen folgten die Schützen von St. Gallen und Appenzell mit den beiden Kantonfahnen und mit der deS Feldschützcnvereins der Ostschweiz, 250 — 300 Mann stark. Auch 260 Genfer rückten ein und 80 Thurgauer. Am Nachmittage erschienen 80 Schützen aus Basel land und noch 200 Aargauer. — Um 3 Uhr wurde die Schützenversammluug abgehalten, nach alter Sitte im freien Walde, in BreMgarten. Am Freitag erschien die Gchützengesellschaft von Langnau im Emmenthal, 40 Mann, mit ihrer alten Fahne. Beim Mittagsmahle brachte der bekannte Fazy aus Genf einen Toast aus auf die Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Schweiz, deren lhalsächlichc Grundlage vor 500 Jahren ge legt worden sei und seitdem nicht wieder in Frage gestanden habe. — Wir bedauern, daß der enge Raum unsers Kalenders und die Verhältnisse uns nicht erlauben, von den vielen Festreden und Trmksprüchen dieser Woche auch nur die hauptsächlichsten und im kurzen Auszug« den Lesern vorzulegen. Es würde sich darin am Deutlichsten der gewaltige Unterschied zwischen dem schweizerischen wahrhaften Volksfeste und den auch hie und da Volksfeste benannten Vogel- und Königsschießen in deutschen Städten zeigen. — Am Nachmittage kamen die Schützen gesellschaft von Zug mit 70 Mann, die Gesellschaft von Frutigen und die von Summiswald im Emmenthal. — Am Sonnabend rückten die Wal liser mit ihrer Fahne ein, am Sonntage die Schwyzer, so daß kein Kanton unvertr.ten blieb. Das Fest hatte seinen Höhepunkt erreicht, und allmäUch näherte es sich seinem Ausgange. Schar um Schar zog ab, und als am Mittwoch, den 15. Juli, der Gabentcmpel seine letzten Preise ver- theill hatte, schloß das crinnerungSreiche Fest, das wir nur in seinen Hauptumcissen zu schildern ver sucht haben. So karg und trocken auch unser» Schilderung ausfallen mußte, dennoch wird mancher unserer Leser sich die Frage beantworten können, welche Schießseste wohl den Vorzug verdienen, die schweizerischen oder die deutschen, und warum? General Havelock. (Mit Abbildung.) Als nach Ausbruch des Aufstandes in Ostin dien Schlag auf Schlag die überraschten Engländer traf, und bereit« nicht blo« Aengstljche und Schwarz, seher da« Ende der britischen Herrschaft in Asien erblickten, war unter den englischen Generalen Ha velock der erste, welcher mit ruhiger Besonnenheit ein kleine« Häuflein Truppen sammelte und damit gegen die Aufständischen marschierte. Er und seine Soldaten haben durch Ausdauer in furchtbaren Ent, behrungen und Anstrengungen und durch glänzende Tapferkeit sich Anspruch erworben auf die unver gängliche Dankbarkeit der Nation: eine Dankbarkeit, di» dem General auch geworden, leider erst nach sei nem Tode, der ihn mitten aus seiner tapfer» Lauf, bahn abrief. Es ist in dem „freien" England viel schwieriger al« in irgend einem andern Lande, daß sich da« Talent, dem nicht zugleich vornehme Geburt oder hervorragender Reickthum zur Seile steht, m der militärischen Laufbahn Anerkennung und Beför. dcrung erringe. Auch Henry Havelock ist dafür ein Beweis. Der Sohn eines zwar wohlhabenden, aber doch nicht eigentlich nach englischen Begriffen reichen Kaufmann« in einer Proviuzialstadt, wurde im Jahre 1795 in Bischops Wearmoulh geboren. Er beabsichtigte anfänglich Advokat zu werden und hatte bereit« da- Studium d»r RechtSwissenschast