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Kanonendonner in Bern an, überall unterwegs von Schützen- und Sängervereinen festlich begrüßt und in Bern selbst auf das Feierlichste empfangen. Am Sonntag, den 5. Juli, begann der erste Festtag. Nach 10 Ukr Vormittags bewegte sich der Festzug durch die Stadt nach dem Schießplane. Es mochten bereits 2000 Mann beisammen sein, 37 Fahnen und 8 Musikchöre. Als der Zug unter dem Donner der Kanonen, (wofür in der Schweiz ebenso wenig als für das Abbrennen von Feuer, werkskörpecn obrigkeitliche Erlaubnis einzuholen ist) auf dem Festplatze angekcmmen war, übergab der Präsident des abtretenden sololhurner Zentiaikomiiv's die Fahne mit einer Anrede, welche der Präsident des einlretenden Berner Zentralkomilo'S erwicderte, an deren Schluffe er das achtzehnte eidgenös sische Freischießen für eröffnet erklärte. Nach dem Schluffe der Reden und während de« Veräd. reichens de« Ehrenweines wurde die Nationalhymne „Rufst du, mein Vaterland" angestimmk. Die Fahnen wurden auf der Fahnenburg aufgepflanzt, die eidgenössische auf der odera Spitze, die übrigen auf der „ordern Fronte und zu beiden Seilen deS Schießpavillons. In dec Mitte dieser Reche wehte die Kankonalschützenfahne, neben ihr die nordameri kanische, sodann die der Schützengilden von Bre men, Hamburg und Lübeck, Um 12 Uhr rief «in Kanonenschuß zum MittagSmahle, bei welchem nach einem rauschenden Siegesmarscke der erste Toast „unsrer Mutlerkönigin, dem Vaterlande!" gebracht wurde. Andere Toaste galten dem Bunde, den Beamten desBundes, denGästen, unter denen vorzüglich die Schützen aus Bremen gefeiert wurden. Dann eilten die Schützen zu den Ladbänken des Schützen stande«, und als der Kanonenschuß erdröhnte, der ihren Kugeln die Scheiben frcigab, begann sofort auf der ganzen Linie ein knallendes Nottenfeuer. Früh schon gaben sich die ersten Erfolge des ununter brochenen Feuerns kund. Die ersten 20 K-Hrnum- mern schoß ein Angehöriger des Kantons Zürich und scscrt führten ihn seine Gefährten zu Abholung des Prämienbechers nach dem Gabentempel, wobei die Msiitärmustk ihm seinen ersten Siegesmarsch vor. schmetterte und der Oderjäger in mittelalterlicher Tracht v»r ihm hertanzle. Als er die Stufen ves EhrenttmpelS hinanstieg, trat ihm der Festpräsident mit dem mit Ebrenwein gefüllten Becker entgegen. Bald darauf ward einem Neuenburger dasselbe Glück zu Theil. Den dritten Becker empfing ein Baseler. Außerdem wurden schon am ersten Lage noch Uhren, Stutzen und andere Prämien gewonnen. G«g«n Abend war die Schützengesellschast von Baselstadt eingerückt. Zn seiner Anrede setzte ihr Führer auseinander, warum sie gerade am Sonn tage ausgenommen werden wellten; sie wollten zei gen, daß man in Basel, dessen Bewohner doch auch als fromme Christen gelten, in der Eröffnung eines vaterländischen Festes keine Scnntagsentheiligung finde, daß man dort glaube, auch die können gute Christ-n sein, die nickt nach der Uhr beten. — Der Montag, dec zweite Lag des Festes, ge hörte vorzugsweise den Neuenburgern. Diese, etwa 1500 Mann, versammelten sich am Vormittage auf der Plattform und zogen, die Mustkchors von Chaux de Fonds und Locle an der Spitze, nach dem Festplatze. DieMontagnardS eröffneten den Zug; ihnen folgten die K.-lonalschützen von- Neuenburg. Am Gabeniemp I angelangt, bestieg ihr Kommandant mit einer Fahne in der Hand die Stufen desselben und hielt unter t efstec Stille der zahllosen Menge eine Anrede, an deren Schlüsse er „der geliebten Mutter, der Eidgenossenschaft" ein Hoch brachte. Hierauf begab sich der Zug nach der Fest hülle, wo um 12 Uhr ein sehr belebtes Mittags mahl gehalten wurde. Unter den Toasten galt der erste „der Republik", der zweite „den Neuenburgern, die sich um das Vaterland verdient gemacht". — Im Echießstanbe waren heule die Neuenburger gleichfalls Sieger; ihrer fünf zogen nach dem Gabemempel, um sich Ehrenbecher zu holen. — Die Ankunft der Gesellschaft von Schaffhausen bildete außer- dem einen Glanzpunkt de« FesnageS. Es folgte nach ihr die Schützengesellschast von Bremen, die zur Erinnerung an ihren Brsuch in Bern dem schweizerischen Schützenvereiu eine weiß und rothe Fahne mit dem Etadiwappeu von Bremen und dec Inschrift „Der freien Schweiz der Bremer Schützen verein" als Geschenk brachte. — Kaum wehte die Bremer Zahn« vom Schießstande herunter, so kün dete neuer Donner der Kanonen abermals einen Festbesuch an. Es waren die Abordnungen der Schweizer in London und Paris. Der Jubel war gross, der diese LandSleuteempfing, di« in berede» erst beendigten Zeit der Noth und Gefahr durch di« Thal grzeigk halten, daß sie noch Schweizer durch und duich waren. Nach ihnen kamen die Schütz«» von Winterthur. Jndeß rusr auch die Trompete vom Schießstande her zur Sammlung. Bald mar schiert ein Zug unter laurem Jubel zum Gabentempel. Sie bringen den Scharfschützenwachtmeister Staub vcn Männerdorf, der die erste Prämie und 3oo Nummern in den Feldkehrscheiben holt. Er wählt, da er genug zu haben meint, ein« Uhr. Am D i e n st a g verabschiedeten sich die Br«m«r,