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weitem kostspieliger wird der Hafen von Tin eh sein. Der Golf von Pelusium ist durch eine etwa 250 Fuß breite Sandbank vom See Menza- leh geschieden. Diese Sandbank ist an drei Stellen vom Meere durchbrochen, so daß sich das Salz wasser mit dem süßen mischt. Der im Allgemeinen sehr stäche Meeresboden ist am Steilsten bei Said, wo erst in 7000 Fuß Entfernung vom Ufer das Wasser 25 Fuß tief ist. Erst in dieser Tiefe tritt Schlamm an die Stelle des Sandes. Dieser Um stand ließ diese Stelle zur Anlegung des Nordha fens wählen, obwohl der Kanal so mehr als 20,000 Fuß länger wird, als wenn er direkt auf Pelusium geführt würde. Der Hafen soll zunächst aus zwei Dämmen von 900 Fuß Abstand bestehen, von de nen der östliche 6000, der westliche 8000 Fuß Länge haben soll. Das eigentliche Hafenbecken würde 4000 Fuß Länge und 900 Fuß Breite be kommen. Hinter diesem würde sich noch ein zwei ter Hafen von l800 Fuß Länge und gleicher Breite befinden. Die Gesammtkostcn berechnet man — wohl zu niedrig — auf 45 Millionen, die jährli chen Unterhaltungskosten — ebenfalls zu niedrig — auf V, Million Thalcr. Die Ausführung- dieses gewaltigen Unterneh mens ist gewiß nicht unmöglich. Ein Anderes ist es, ob die Benutzung des Kanals die Kosten decken wird. Ganz entschieden aber zu verneinen ist die Frage, ob England zugeben wird und kann, daß dieser Kanal gebaut werde. Das rothe Meer wird — um mit dem we niger Bedeutenden zu beginnen — jetzt nur von englischen Schiffen befahren; die von den Arabern betriebene Küstenschifffahrt will wenig sagen. Käme der Kanal zu Stande, so hätten alle Nationen und vor allen die des Mittclmcercs Anthcil an diesem Verkehr, und die am nächsten gelegenen Länder vermöchten mit England erfolgreich zu konknrrircn. Wichtiger ist die ungeheure Bedeutung, welche durch den Kanal Egypten erhalten würde. Wie jetzt Alexandrien, so würde in wenigen Jahren das ganze Land von Europäern der benachbarten Küsten, vor züglich von Italienern und Franzosen überschwemmt und besiedelt sein. Der Schwerpunkt des türkischen Reichs würde dadurch von Norden nach Süden verrückt, und dies würde sehr bald zur Loörcißunz Egyptens vom osmanischen Reiche führe». Ein ' Fürsichbcstehen Egyptens als selbständiges Reich wäre nicht wohl denkbar, wenn die Europäer sich hier mehr ausgcbreitct hätten. Welcher aber.unter allen Mächten Europa's fiele dann das Land zu? Sicher keiner als der französischen, die bereits Algier erobert und sich dort festgesetzt hat und bald auch Tunis zu ihren afrikanischen Besitzun gen schlagen wird. Frankreich hält eine starke Flotte im Mittelmeer, und cs wird hier, wenn dem nicht bald ein Bruch mit England ein Ziel setzt, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mächtiger werden. Es hat eine schlagfertige Armee und war zudem bereits einmal unter schwierigeren Verhältnissen als die jetzigen Herr Egyptens. Egypten aber wirk lich haben, heißt für Frankreich das Mittelmcer ha ben, und es heißt ferner den ersten Schritt zur Eroberung Ostindiens gethan haben. Der Weg dorthin ist für eine Seemacht viel näher als der Weg, den Rußland von Nordasien her dorthin zu machen hätte, und ein energischer Herrscher könnte den lockenden Preis wohl eines Versuches für werth halten. Das fühlt man in London sehr wohl, und daher die Hindernisse, die man von dort her dem Kanal von Suez cntgegcnstcllt. Daß dem österreichischen Handel die Durch stechung der Landenge von Suez, von großem Nutzen sein würde, kann Niemand in Abrede stel len, der die Lage Triest's auf der Landkarte anblickt- Fraglicher dürfte cs sei», ob" Norddeutsch land Ursache habe zu wünschen, daß der Kanal zu Stande komme. Jndeß, wie leider nun einmal die Verhältnisse sind, wird Deutschland weder für die Beförderung noch für die Behinderung dcS Suez- Kanals ein bedeutendes Gewicht in die Wagschalc werfen können. Ein Gegner der Prügelstrafe. (Mit Abbildung.) Meister Pfriem hatte einen händelsüchtigen Lehrburschen, dec selten über die Straße ging, ohne in Streik und Prügelei zu geralhen. Der Meister, eia, wie wenigstens er selbst von sich behauptete, friedliebender Mann, hatte den Burschen schon einige mal« wegen der häufigen Straßenexzesse ausgezankt; immer vergeblich. Als nun einst ein kleinerer Bursche kam und flch beklagte, der Lehrbursche habe ihn durchgeprügelt, beschloß der Meister, ein Exempel zu statUiren. Er nahm den Knieriemen, chaute damit seinen Lehrburschcn ganz barbarisch durch und hielt dazu folgende Strafpredigt: „Du verfluchte Range, ich will Dich lehren, Deinen Kameraden zu prügeln! Muß ein Mensch den andern hauen?" '' F* .