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HO», z»lgt« sich auch dadurch, daß »erschiedene Jouruat« amtliche Derwsise erhielten, weil 6t die zu erwartenden Dividenden von französischen Eisenbahnen und anderen Ak- ttenunternebmungen zu niedrig angenommen. Der Erfolg zeigte später, da» die Dividenden noch wett hinter der von den verwarnten Journalen angenommenen Ziffer zurückblieben, wie überbauvt seit dem I i. Jan. und seinen Folgen der Han dels- u. Äewerbverkcbr Frankreichs bedeutend zurückgegangen ist. Dazu kragen wesentlich die neuen Paßplackereien bei, von denen die drückendste die ist, daß Jeder, der nach Frank reich reisen will, seinen Paß dem französischen Gesandten oder Konsul in seinem Heiwakblande persönlich zum Viflren überreiche» muß, so daß die Reisenden bäusig erst kostspielig« Reisen an den Sitz eines solchen Gesandten unternehmen müssen, ehe sie die Reise nach Frankreich selbst antretcn können. Solche Maßregeln haben den na türlichen Erfolg, daß nur wenige Fremde nach Frankreich kommen, wodurch namentlich der französische Luxushändlcr bedeutend verliert. Mai. Am 21. und 22. sand in Annaberg die erste mündlich-öffentliche Gerichtsverhandlung gegen einen Maiangeklagten, den Advokat Haustein, statt, der einige Jabre als Flüchtling in der Schweiz gelebt batte, frei willig zurückkehrte und sich dem sächsischen Gericht stellte. Er ward zu Zuchthausstrafe von 3 Jahren and l Monat »erurtheilt, diese Strafe aber aus dem Gnadenwege in einjäb'iges Landesgefängniß umgewandelt. — In Wei mar sand die allgemeine deutsche Lebrerversainmlung unter zahlreicher Betbeiligung aus den Ländern Katt, wo die Tbeilnabme erlaubt war. — Der Redakteur einer schwer dtschen Zeitung, an geklagt der Verleumdung eines Frauen zimmers. ward nach einem längst nicht mehr angewandten, aber noch nicht ausdrücklich aufgehobene» kkefetze aus der „guten alten Zeit" zum Tode »erurtbeilt. Begreiflich ward dies Unheil nicht vollstreckt, und der Verur teilte kam mit Abbitte und Geldstrafe dadon — Wie wenig hie „kräftigen" Regierungsmaßregeln den Geist der Franz osen gebessert, zeigten die angeordneten Nachwahlen zum gesetzgebenden Kötter. Trotz dem Verdächtigengcsetz und trotz dem sol datischen Minister des Innern sielen von 3 Pariser Nach wahlen 2 zu Gunsten der Republikaner ,us. Auch am Oberrbein ward ein Ovvofitions-Kandidost gewählt, ge wiß ein. Zeichen der Zeit. Die auffällig e Bevorzugung d«s Heeres durch den Kaiser weckte de» in Frankreich bisher nicht so gekannten Usbermutb dep jungen Of fiziere und führte zu ärgerlichen Auftritten , von denen ein Duell zwischen einem Schriftsteller und einem Leutnant mir dem passenden Namen Hpöne sHiänel durch die Bru talität tes Letzter« viel Skandal erregte,, übrigens aber unbestraft blieb. — Die Pariser Konferenz, die nach dem Krimfeldiuge den Friedensabschluß beralchen, batte die Verhältnisse der Donaufürst nthümer Mo stau und Wa lachei späterer Regelung Vorbehalten. Zu dieser Regelung trat st« jetzt wieder zusammen, hält v cn Zeit zu Zeit Sitzungen, gelangt aber «egen zu große s Verschiedenheit »er Meinungen der beiheiligten Regierung en nur langsam zU einem Ergebnisse, dem man schon je tzt, »och ehe es »orliegt, di« Bestandlosigkeit prophezeien darfAm 18. starb in Richmond in England dis Herzo, ein von Orleans, di« mit mehr Würde und Umsicht hie ! tzandelungen d-ö Geschickes getragen hatte als andere M itglieder der ver triebene» französischen Königsfamili«. Die Nachrichten ztzs Ostindien wieszu übereinstimmen d eher «in Wach st» als eine Unterdrückung des Ausstand es nach. Obgleich V« t»-iischen Gericht« s,rtchqtzr«nd L jege der Englän der v«,künden, so »ermindert sich dich nur ihre ki-st» Streitmacht, während die der Aufrührer wächst. Ma, fährt deshalb im Mutterland- fort, neu« Trupven u»d Kriegsbedarf nach Ostindien zu schicken. — Zwischen de» Montenegrinern und den an der Grenz« ausgestellten tür kischen Truppe« war unter dem Einflüsse der fremden Konsuln ein Waffenstillstand zu Stande gekommen. In dem Augenblicke, wo die Türken in Folge dieses Waf fenstillstandes ihre starke Stellung verließen, wurden fie vo» den Monienegrinern hinterlistig überfallen und größtentbeil» aufgerieben. — Aus der Eisenbahn zwischen Kai, o und Sues stürzte ein Babnzug in Folge orientalischer Nachlässigkeit in den Nil, wobei unter vielen anderen Reisenden auch d«r egyptische Thronerbe und 2 Paschas das Leben verloren- Iitni. Gerüchte von der beabsichtigten Verlegung der Universität Leipzig nach Dresden wurden zu allge meiner Befriedigung amtlich widerlegt. — Seit einigen Jabren bat man sich von Brasilien aus Mühe gegeben, deutsche und schweizerische Auswanderer anzulocken. Die glänzenden Aussichten, die man eröffnet«, baden auch viele Tausende von Auswanderern.dabin gezogen, deren größter Tbeil sich bald bitter enttäuscht sab. Die schwei zerischen Behörden nahmen sich durch ihre Konsuln kräftig ihrer betrogenen Landsleute an und verschafften deren gerechten Klagen Abhilfe. Den deutschen Auswanderern in Brasilien ward nicht so wohl. Da- Einzige, wag unsers Wissens geschehen, ist, daß man in Deutschland vor der Auswanderung nach Brasilien warnte. — I» dem der englischen Hudsonsban-Kompagnie gehörigen Gebiete an der Westküste Amerika'- bat man am Fraser flusse reiche Goldlager entdeckt, die die kalifornische» noch übertreffen sollen. — Nachdem die neapolita nische Regierung sich lange geweigert batte, da- «cher- rechtlich aukaebrachte sardinische Dampfschiff „Cagliari" und dessen Mannschaft frei zu geben, nahm sich zunächst da» englische Toryministerium kräftig der vo» Lord Pal» merston aufgegeben gewesenen zwei englischen Ingenieure diese- Schiffe» an, von denen der eine in Folge der schlechten Behandlung im neapolitanischen Gefängnisse wahnsinnig geworden war. Sie mußten beide frei gege ben und rechlich entschädigt werden Allein nun ver langte die sardinische Regierung mit erneuter Energie die Freigebunq von Schiff und Mannschaft, und da die englische Regierung dies Verlangen unterstützte, so wagte die neapolitanische nicht, auf ihrer Weigerung zu behar ren, sondern -ab nach. - Nachdem der General Espi- nass» al- Minister des Innern so kräftig für Rub« und Ordnung gesorgt batte, daß auch die französische Regie» rnng meinte, eS sei genug, erhielt er seinen Abschied. Im Wesentlichen blieb auch nach seiner Entlassung der von der Regierung eingeschlagene Weg unverändert. — Der Prinz Napoleon, Vetter des Kaiser«, ward zum Minister von Algerien und den Kolonien mit w.it aus gedehnten Befugnissen ernannt — Auf der türkischen Insel Kandis brach ein-Aufstand der Christen aus. Auch in den übrigen türkischen Provinzen, in denen die Christen die N'ebrzabl bilden, herrschen Unruhen, während in de» ächt türkischen Provinzen die altgläubigen Muselmänner von einer gefährlichen Aufregung gegen die Neuerungen deS Sultans und gegen die Bevorzugungen der Christen beseelt sind. ES bereiten sich unleugbar ln der Türkei wichtige Dinge vor, die allem Anscheine nach dieselbe» Folgen haben werden wie in der letzten Hälfte des »ori gen Jahrhundert» die Zerwürfnisse in Polen.