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Wagen geworfen, viele Leute aus dem Gefolge und von den Umstehenden verwundet und qetödtet, das kaiserliche Ehepaar aber kam mit dem bloßen Schrek- ke» davon. Noch in der Nacht gelang es der pari ser Polizei, sich der Thäter zu bemächtigen. Es waren die Italiener Orsini, Pierri, Rudio rind der Spanier Gomez, die das Attentat unternommen hal ten in der Hoffnung, durch den Tod des Kaisers der Franzosen die Befreiung Italiens zu erlangen. Da die Thater sich bis einige Zeit vor dem Atten tate in England aufgehalten hallen, so wandle sich die französische Regierung und ihre Anhänger in gro ßer Aufregung gegen England, deren Regierung mau beschuldigte, sie ließe das Asyl, das die englische Ge setzgebung politischen Flüchtlingen gewährt, mißbrau- chen zu Mvrdanschlägen gegen befreundete Monar chen. Die französischen Ankläger beachteten nicht, daß die englische Regierung so wenig-Kenntniß von den Plänen der Verschworenen gehabt hatte als die französische, unter deren Augen sie sich wochenlang vor dem Attentate ungestört in Paris aufgehalten hatten. Daß der Stadtrath von Dresden, unseres Wissens er allein von allen städtischen Behörden in Deutschland, an den französischen Gesandten eine GlückwünschungSdeputation wegen Rettung des Kai sers adschickie, machte vielfach Aufsehen. — Die kaiserliche Regierung ordnete nach dem Attentate viel fach« Gewaltmaßregeln an und theilte ganz Frank reich in 5 Militairdistrikte, deren jedem ein Marschall mit fast unumschränkter Gewalt vorgesetzt wurde. — Nachdem es endlich dem General Havelock gelun gen war, die Lucknow wieder belagernden Sepoys so «eit zurückzulreiben, daß er abmarschiren und sich mit der bei Khanpur siebenden englischen Haupt macht vereinigen konnte, starb er nach kurzer Krank heit, mit Recht tief betrauert von seinen Landsleuten. Februar. Kaum harre man sich einigerma ßen von dem Schrecken der Krisis erholt, als der Spekulationsgeist in Sachsen von Neuem seine- Schwingen regte. Besonders in Dresden tauchten eine Anzahl neuer Aktienunternehmungen auf: eine zweite Ebampagnersabrik, Bierbrauereien und mehre Sleinkohlenbau- und andere Unternehmungen priesen ihr« Aktien aus und fanden auch fast alle dafür Abneh mer. Ob dabei die Aktionäre überall den gehofften Gewinn erlangen werden, muß die Zeit lehren, die „Gründer" wenigstens haben bei dec Mehrzahl die ser Spekulationen ihren Gewinn im Vorau« zu sichern gewußt. — Der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der künftige Thronerbe, hatte sich mit der Prinzeß Viktoria von England verbeirathet und hielt am 8. mit seiner jungen Frau feierlichen Einzug in Berlin unter dem Jubel der Bevölkerung, di«, vielleicht zu schnell, von der Verbindung mit dem englischen KLnigShause ein« liberale Rich tung der preußischen Politik und das Ende der im Volke nicht beliebten Hinneigung zu Rußland sah. — Das in Frankreich von Oben herab genährte Geschrei gegenEnqland überschritt alles Maß. DieOber- sten vieler franz. Regimenter reichten im Namen dersel ben Adressen an den Kaiser ein, worin sie mit oft gera dezu unschicklichen Worten Krieg gegen England for derten, und der französische Gesandt« in London führte gegen die englischen Minister eine Sprache, die dort allgemeines Mißfallen erregte. Daß daS Ministerium Palmerston die ungehörigen französischen Depeschen nicht zurückwies, sondern sich dazu verste hen wollte, wenigstens einige dec französischen For derungen zu erfüllen, war die Ursache, daß es die bis dahin große Mehrheit im Parlamente verlor-und abtreten mußte. Eia Toryministerium, dessen yervcr- ragendst« Mitglieder Lord Derby und Disraeli sind, trat an seine Stelle, und weil eS, um sich die Mehr heit im Parlamente zu sichern, eine liberale Politik, wenn auch vielleicht widerwillig, befolgte, so miß langen die Versuche des längst nicht mehr liberalen Palmerston, es zu stürzen und wieder sich und die Seinen an's Ruder zu bringen. — Um die Solda tenherrschaft in Frankreich zu vervollständigen, ward der General Espinasse zum Minister des Innern und der öffentlichen Sicherheit ernannt, der diese letztere damit zu befestigen vermeinte, daß ec ohne alle gerichtliche Form eine große Anzahl von Personen, deren Verbrechen oft nur in ihrer Beliebtheit beim Volke bestand, verhaften und nach Algier oder Ea- yenne tranSportiren ließ. Zugleich verlangte dir ftan- zösische Regierung von den Regierungen benachbarter Staaten in gebieterischer und verletzender Weise Maß regeln gegen die Flüchtlinge. Die Mehrzahl der also angegangenen Reaiecungen fügte sich. In Frank reich wurde ein Gesetz „über die öffentliche Sicher heit" erlassen, das jeden Verdächtigen oder wen die Polizei dafür hielt, das heißt Jedermann der Willkür der Polizei preis gab, wie es anderswo auch ohne Gesetz der Fall. — Seit England durch den ostindischen Krieg seine Trupp!» in An spruch genommen sah, -hatte e« »den Mißhclligkeitrn mit China nur wenig Aufmerksamkeit zuwende» können. Als aber französische Kriegsschiffe und Truppen sich mit den englischen vor Kanton vereinigt hallen, wurde eine gemeinschaftliche Kriegserklärung gegen China erlassen, darauf die chinesischen Küsten befestigungen und die große und wichtige Handels stadt Kanton erobert und von den verbündeten Trup pen besetzt. März. Nachdem eine Zeit lang in Deutsch land keine Kammerauflvsung statlgefunden, erschien e« fast ungewöhnlich, daß die bairrisch e Regiemag