Volltext Seite (XML)
Jahrbuch für Freunde des Nützlichen und Angenehmen. Rückblick auf die Zeitereignisse vom Juli 1857 bis Juni 1858. Juli I8S7. In materieller Beziehung ließ sich der Anfang de« r Monatlichen Zeitraumes diese« „Rück blickes" besser an als sem Fortgang. Trotz der Trvckenbeit des Sommers waren die Ernteaussichten erfreulich, Handel und Gewerdtbätigkeit blühten, lei der aber auch im Uebermaßr die Spekulation, und hierin lag der Keim einer ve>de'b!ichen Saat, die gar bald aufgeben und große Noch über fast die ganze zivilisiere Eide bringen sollte. — Die Folgen der durch österreichische und preußische Truppen geschehenen Unterdrückung de- Kampfes zwischen den Herzogtümern bchl«<»ig-Holstkinuno Dänema t sind noch nicht überwunden und we»den auch noch lanae di« euro päische Diplomatie w«e das deutsche Volk in An spruch nehmen, weder zur Freude oder Genugrhuung de« einen noch de« andern TheilS. Zunächst zeigt sich hie w eder erwachend« Lheilnahme de« deutschen Volke« an dem gesteigerten Eit age der überall an gestellten Sammlungen zur Unterstützung h lf«de- bü.fiiger ehemaliger schleow'g»holsteinischer Beamten und Offiuer». Auch in Sachs,n, besonder« in L»«p zig und Dresden, geben solche Sammlungen reich lichen Ertrag Wir ««gönnen den hilfsbebüftigea Männern die Unterstützung de- deutschen Volke«, können aber doch nicht di« Bemerkung unterdrücken, haß ein gar großer Theil der nun in Norh Befind lichen in den Jahren ihrer Macht gar gering dachte von dem deutschen Volte. — Durch die am ^7- rifolgteEröffnung bei Laibach-Trie sterEilendahn ist das adrialischr M>er mtt der Noid» und der Ostler >n ununterbrochene Schuaenverdiribuug ge treten. — Die Reise oe» russischen Kaiserpaare- in süddeutsche Bader gab in Deutschland vielfach» Veranlassung zu untettkäuiger Lufwa-tung; in Göttingen aber weigerten sich die Studenten d r ihnen von Hanrver au« an^elonnenen feierlichen Aufstellung auf dem Bahnhof« beim Durchreisen der russisaen Majestäten. — Der große Umfang de« Aufnandes in Ostindien erregte in England schwere Besorgnisse; m t größter Enr wurden Ver» stärkungen an Truppen und Kiiegbebüifniffen nach Ostindien eingeschifft, doch konnte eS nicht fehlen, daß bei der we ten Entfernung vorerst dir geringe europäische Streitmacht in Indien noch auf sich selbst ang,wiesen bleibe» und preße vsrtuste fileidr» mußte. — In Paris starb am 4. der berühmte französische Vvlksdichter Bvranger, im 79. Jahr», dem vorzugsweise zum Lobe gereicht, daß er nie eine Unterstützung von irgend welcher Regierung ange nommen har. Sein Bearäbniß fand auf kaiserliche Kosten und mit außerorden'sicher Entfaltung solda tischer Macht statt, weil man Ausbrüche der Un« zuf>!ed-nheit von Seiten der dem verstorbenen Dichter sehr zugerhanen Arbeiterbevölkerung fürchten zu dürfe» glaubte. — Ein Feldzug der Franzosen gegen die bi-her noch unabhängigen Kabylen in Algerien end gte «mt der Besiegung derselben und gab den französischen Generalen Gelegenheit zu überschwäng lichen S eqeSherichtep, die selbst in Frank eich, wo man doch in dieser Beziehung etwas vertrag»', kann, vielfach veihibnt wurde». — Der in den erste» Jahren seiner Regierung so beliebte Papst Pius IX. wachte eine Reife durch die Provinz»'' de- Kirchenstaates, um sich m«r eignen Augen von dem Zustande d,«selben zu übe zeugen. Dieser Zweck der R ise dürfte indeß, wie da« s» zu geben pflegt, kaum e rricht worden ft'-n, indem seine Umgebungen mit außeroidentljchrr Ge wandtheit und zuweilen auch mit außerordentlicher Rücksichlslcsigkeit Alle« fern zu halten wußten, waS dem Papste eine andere alt die gewünschte An schauung hätte gewähren können. Deputationen oder Hmzelne, die Beschwerden ober Wünsche vor tragen wollten, wurden gar nicht vorgelafftn. nur Dankadressen wurden angenommen. Auf dies» A't ging ee dem Beherrscher der katholischen Chri- stenhet wie den meisten Herrschern, daß sie bei versuchter eigener Anschg -ung Alles in einem falsche» L'chtt zu seben bekommen. — Bei Gelegenheit eines der vielen Aifstandeversuch« im Königreiche Nea pel batten sich de Insurgenten de« sardinischen Dampfers „Cagliari" bemächtigt und den Kaprai» und die Mannschaft gezwungen, sie an der neapo litanischen Küste zu landen. Der Aufstanbsversuch mißlang, und ein neapolitanisches Kriegsschiff ver folgte den „Cagliari", den es erst außerhalb des neapolitanischen Bereiches einbolte und nach Neapel sübrie, wo Kap tain und Mannschaft trotz den Be weisen ihrer Unschuld in langer und Halter Haft gehalten wurden. Aus diesem Vorgang» entsprang eine Reihe diplomatischer Verwickelungen. E