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Weihnacht» - Freude schon vier Wochen vor dem hohen Fest, die Tage sind kurz, der Jubel ist so groß geworden, da geht die Zeit doppelt, nein dreifach so schnell dahin, wie sonst, namentlich in der allerletzten Woche. Jetzt mögen wir unS ja noch etwas Geduld gönnen, in zirka vier Wochen haben wir den Heilig. Abend, aber wer da za be- scheren hat In diesen schönen Stunden, und wie Biele haben eS nicht? der sängt langsam an, etwas nachzudenken. An Aufmunterung und An« rrgung dazu fehlt rS ja nicht, die Entdeckungs reisen der Jugend vor den Läden sorgen schon dafür, daß das große TagrS-Thema nicht in Ver gessenheit gerät. Wir werden hoffentlich für die Weihnachtszeit im Durchschnitt rin leidlich be friedigendes WeihnachtSwettrr behalten, das für einen flotten Umsatz bet unseren Geschäftsleuten einen so wichtigen Faktor bildet. Namentlich sür die Landbevölkerung, sür welche, nach altem Wort, eine Stadtreise im Winter noch immer eine Tagereise ist, macht die gute Wege garantierende Witterung außerordentlich viel auS. Vom Lande her wird mit den Einkäufen ja in der Regel am ersten begonnen, da» AuSsuchen ist knq armer und man hat das Geschält dann hinter sich. Wer weiß, was sich unmittelbar vor dem Fest sonst an Zwischenfällen rinstellen könnte? Nun wird ja überhaupt allen Kauflustigen stärker als sonst tn Aufforderungen aller Art zuges tzt, dir Post hat unheimliche Stöße von Warrn- und Preisverzeich nissen aus allen Richtungen der Windrose her zu befördern, und da muß man sich unter vielen Worten die entscheidende Tatsache, nämlich die der Qualität eines Gegenstandes, herauSsuchen. Der Preis allein macht rS nicht, sondern das, was man dafür bekommt! Und in den beiden letzten flaueren Geschäftsjahren ist etwas bedeutendes geleistet, um die teilweise beeinträchtigte Kauflust des Publikums durch PieiSnachläss; zu stärken, die nicht immer sür den Käufer vorteilhaft sind. Denn er kaust Minderwertiges zweimal tn derselben Zelt, wo er Gutes einmal erstand. Ein jeder Kaufmann lobt seine Ware, das ist selbstredend, und er lobt umsomehr auf dem Papier, als er durch die Entfernung verhindert ist, mit den Käufern zu verhandeln. Deshalb sprechen wir, wenn wir die Einsendung von vornherein gelesen, einmal mit dem altbekannten Teichästsfreund daheim bet uns zu Hause. Zur Unterstützung des ausschlaggebenden Sonntags-Verkehrs ist die Geschäftszeit tn hiesiger Stadt an den kommenden Adventsonntagen bis abends 9 Uhr verlängert, worauf wir an dieser Stelle wiederholt besonders Hinweisen. — Ueber die laut Inserat tn heutiger Nr. am nächsten Sonntag im Schützenhause hier statt findende Vorstellung deS Zauberkünstlers Maurice, Illusionist und Presttdigitateur, schreibt die Kötzschen- brodaer Zeitung: Dir erste der drei Vorstellungen des Herrn Maurice war tn der Tat Staunen erregend. ES wurden nicht nur Verheißungen gegeben, sondern sensationelle Darbietungen auf dem Gebiete der höheren Magie. Das Verschwinden einer lebenden Person auf freier Bühne war ein Meisterstück der Zauberkunst, sowie das Verbrennen geliehener Ringe ein perfektes JllusionSstück. Vor allen aber das Geistrrkabinett oder dir Schöpfung auS nichts. Ein Besuch ist wirklich zu empfehlen. — Der AndrraStag, der auf heute Mitt woch fällt, bringt in manchen Gegenden die sonder barsten Gebräuche mit sich. Da versucht manches heiratslustige neugierige Mädchen, den zukünftigen Mann kennen zu lernen. Einige gießen Blei ins Wasser und erfahren auS der gegossenen Gestalt den Stand des künftigen Gatten. Andere setzen Wasser auf, lassen es kochen und hören auS den Tönen des kochenden Wassers das Gewerbe. Noch andere stecken den Kopf tn den Ofen, fragen ihn, und erhorchen auS dem brausenden Winde dir Be schäftigung des Verehrer». Die Richtung seiner Wohnung wird erfahren, wenn da» Mädchen still schweigend tn der Mitternachtsstunde tn den Garten geht, den Sartenzaun rüttelt, und dann ein Hund bellt. Der zukünftige Gatte wird tm Traume erschaut, wenn da» Mädchen beim Schlafen gehen an die Bettwand pocht und den hrtltgen Andreas bittet, den Zukünftigen ihr zu zeigen. Bor dem Fenster muß der künftige Ehemann er scheinen, wenn da» Mädchen tn der MttternachtS- stunde den Tisch deckt und dann da» Fenster öffnet. Außerdem werden in der AndreoSnacht stillschweigend Zweige vom Kirschbaum und Flieder busch gebrochen und in ein Gla» mit Waffer ge stellt. Au» Zahl und Stellung der Blüten, sowie au» der Zeit, die bi» zur Entfaltung vergeht, schließt und hofft man aus den künftigen Gatten. — Den Ehrenplatz in jedem Hause sollt« die treue Helferin der Hausfrau, die rasche Förderin ihrer Arbeit, die Nähmaschine, rtnnehmen. St« wächst ihr an» tz«rz wir «in« Freundin. Sie hat vielleicht schon ihr bräutliche» Glück mit angesehen, i bei Anfertigung der Ausstattung ihre Dienst« ge leistet, auf ihr hat die junge Frau dir ersten Röckchen für dir lieben Kleinen genäht und je größer der K-eiS wurde, desto mehr hat die eiserne Nähmamsell herhalten und ihr eifriges Tick tick ertönen lassen müssen. In welchem Hause sie noch fehlt, da ist das Suchen nach einem passen- den Weihnachtsgeschenk nicht schwer. Es ist dies Großmanns neue hocharmtge Nähmaschine, eine praktische und reizende Weihnachtsgabe, von hervorragender Konstruktion. Die Herren Teich ssn. und jun., Wallgasse und Kirchstraße, haben den Alleinverkauf für Bischofs werda und Umgegend. uo. — Die kalten Tage kommen! Ge frorener Schnee bedeckt vielfach schon die Erde, und die gefiederten Sänger tn Wald und Flur leiden bittere Not. Da ist rS Pflicht aller Tierfreunde, der Mahnung: I Gedenket der hungernden Bügel' nachzukommen. Der Haushalt bietet ja so viele Abfälle, die tn der Regel achtlos beiseite geworfen werden und mit denen wir den hungernden Vögeln über die härtesten Winterszeiten hinweghelfen können. — Die neuen sächsischen Regimenter. Das Kavallerie-Regiment, welches am 1. Okt. 1905 In Chemnitz neu sormiert werden wird und die beiden ESkadronS Jäger zu Pferd tn sich aus nimmt, soll, wie verlautet, rin Ulanen-Regtment werden, das sür Bautzen 1906 zunächst mit drei ESkadronS, 1908 mit sünf ESkadronS zu bildende Regiment ein H u saren-Regiment. Das zur Garnison Freiberg hinzutretende Infanterie- Bataillon ist nicht, wie verschiedentlich angenommen wird, ein neu formiertes, sondern gehört zu einem der Regimenter mit zwei Bataillonen, die an Stelle des Jäger-Bataillons Nr. 12 Freiberg als Garnison erhalten. Danach macht sich in den nächsten Jahren, zumal wenn zur Ergänzung der Regimenter Nr. 177, 178, 179 und 181 ge schritten wird, die Errichtung von kleineren neuen Garnisonen nötig. — Ehrenvolle Ertonerungstage sind sür unsere sächsischen Truppen der letzte Novcmbertag und die eisten Dezembertage, dir diesmal um so mehr tn der Erinnerung unserer alten Krieger ausleben, als der heldenmütige Führer jener Tage, unser verstorbener König Georg, der an diesem Tage so gern seiner alten Kriegskameraden und ihrer Verdienste gedachte, nunmehr auch zur großen Armee abberufen worden ist. Schon am 30. November hatte die 48. Brigade von Abcndroth Schulter an Schulter mit der 1. Württembergischen Feldbrtgade von Rettzenstein den wütenden Anprall der 2 Pariser Armee unter General Ducrot (100000 Mann, 288 Geschütze gegen 11 Bataillone, 6 ESkadronS, 30 Geschütze) bet VillierS und Neutlly heldenmütig pariert. Diese erste Schlacht von VillierS, an der sich besonders das 106. und 107. Infanterie-Regiment hervorragend beteiligte», kostete dem sächsischen Korps 31 Offiziere und 822 Mann. Am 2. Dezember befahl Prinz Georg, unser jüngst verstorbener König, die verloren ge- gangenen Dörfer Brie und Champigny dem Feinde zu entreißen. Das Vordringen des 107. Regiments und der Schützen gehört zu den heldenmütigsten Taten des ganzen Feldzuges. Noch am Abend des 2. Dezember erließ der kommandierende General Prinz Georg nachstehenden Tagesbefehl: „Die sächsische Kriegsgeschichte hat ein neues ruhmvolle« Blatt aufzuweisen. Die heute fechtenden Truppe» haben mit großer Tapferkeit und seltenem Mute ihren alten Ruhm bewährt. Speziell spreche ich dem 8. Regiment Nr. 107 wegen deS Sturmes auf Brie-sur-Marne und dem Schützrnregtment wegen seine» glänzenden Gefechts gegen vielfach überlegene Kräfte meine Bewunderung und voll« Anerkennung auS." — Die Ziehung der 10. Sächsischen Pferde-, zucht-Lotterir, wofür die Lose schon fett 14 Tagen auSverkaust sind, findet am kommenden Dienstag, den 6. Dezember, von morgen» 9 Uhr ab öffentlich vor Notar und Zeugen im Hotel „Deutscher Herold" in Dresden statt. Die Gewinnliste dürste dann am Donnerstag, den 8. d. M., abend» erscheinen, während die Ausgabe der Gewinne mit Freitag, den 9. Dezember, früh 9»/, Uhr beginnt. Alle» Nähere ist au« der Zlehung»ltstr dann ersichtlich. Burkau, 27. Novbr. Heute nachmittag vereinigten sich die Samariter de» V. Kreise« de» lausitzer Frurrwehrverbande», die Wehren Belm»- darf, Bischofswerda, Burkau, Nieder - Neuktrch, Rammenau und Schmölln umfassend, zu einer theoretischen und praktischen Urbung im Schuster- scheu Gasthof, wozu sich auch mehrere Führer von den genannten Wehren, sowie der Herr Brand direktor Gemeindeoorstand Zenker, eingefundrn hatten. Nachdem Herr Kommandant Richter die Anwesen den begrüßt und auf die Bedeutung der Ein berufung dieser Versammlung hingewtesen, erhielt der Obrrsamariter, Herr Jähne-Oderwitz, zu seinem zu gesagten Vortrag da» Wort. Derselbe verbreitet« sich in anschaulicher und faßlicher Weise über die verschiedensten Arten von Unfällen und gab be lehrende Anweisungen, wo der Samariter seine erste Hilfe leisten kann, wenn ärztliche Hilfe nicht gleich zugegen ist. Hieran schlossen sich einige praktische Vorführungen unter Leitung de» Herrn Obrrsamariter Jähne, wofür demselben für diese sowohl, wie für den lehrreichen Vortrag der Dank der Versammlung durch Herrn Kommandant Richter abgestattrt wurde. Ferner wurde beschlossen, um das Samariterwesrn tn diesem Kreise mehr zu fördern und zu heben, von Zeit zu Zeit ähnliche Zusammenkünfte abzuhalten, wobei Vorträge ge halten werden sollen. Die nächste Zusammenkunft findet am HohneujahrStag In BelmSdorf statt. * Burkau. Das Konzert der Oschatzer Kaiser Franz-Ulanen hatte am letzten Sonntage so zahl reiches Publikum von nah und fern herbetgelockt, daß der geräumige, elektrisch beleuchtete Saal deS Schustrrschen Gasthofs bis auf den letzten Platz gefüllt war. AuS der gutgewählten VortragS- ordnung wollen wir als vortrefflichst auSgrführt die „Mtgnon-Ouverture" und dir „Troße Fantasie a. d. Op.: Travtata" von Verdi hier anführen. Wie alle Borträge, erntete auch die hier wohl zum ersten Male gespielte Westermeyir',che Kaiser- Ouverture, Kaiser Franz Joseph gewidmet, wohl verdienten Beifall. Die gute Aufnahme, die Herr Mustkdlrtgent Linke mit seiner Kapelle hier ge funden, dürfte diesen Herrn wohl veranlassen, mit seinen Braven bald wieder hier vor uns zu er scheinen. Zittau, 28. Nov. Et» schwerer Unfall er eignete sich am Sonnabend tm städtischen Elek trizitätswerk. Der beim Baumeister Hennig be schäftigte Ttschlerlrhrltng Regner, Sohn deS Zimmermanns Oswald R., wollte GrsimS-Brettrr oberhalb der großen Torflügel an der Wagen halle deS Werke» anbrtngen. R. hatte jedenfalls etwas Schnee an den Stiefeln und glitt deshalb mit dem Fuß auf einer Leitersprosse seitlich auS. In der Meinung, er könne zu Fall kommen, griff er nach einem der OberleitungSdrähte, während er sich mit der anderen Hand an der Eisenkonstruktion der Halle festhtelt. Da der Strom eingeschaltet war, bekam R. einen so heiligen elektrischen Schlag, daß er von der Leiter aus der Höhe von etwa 6 Metern hrrabstürzte. Er erlitt erhebliche Ver letzungen, u. a. einen Hüftenbruch. Stadt Wehlen. Die Arbeiten sür den städtischen Wasserleitungsbau gehen nunmehr ihrem Ende entgegen. Im Rückstände ist nur noch das Maschinenhaus, dessen Fertigstellung aber, da jetzt das benötigte Wasser aus der Dorf Wehlenrr Leitung entnommen werden kann, nicht so dringend erscheint. Die Inbetriebnahme der Leitung dürfte nach einer am 30. d. M. stattfindenden Haupt probe erfolgen. Dresden, 29. November. Die einzige Vorlage der Regierung an den außerordent lichen Landtag ist soeben in Form des königlichen Dekrets Nr. 1 auSgegeben worden. Sie betrifft die Festsetzung der Ztvllltste und der Apanagen. Die Zivilltst« deS Königs ist unverändert mit 3 550 000 Mark betbehaltrn, ebenso das Wittum der Königin-Witwe mit 2100000 Mark. Die Bezüge de« Prinzen Johann Georg kommen nicht tn Betracht, da sie aus dem Vermögen der Sekundogenttur fließen. Für Prinzessin Mathilde sind nach den Bestimmungen des Hau»- gesetzt- 12000 Taler KonventtonSmünze, d. h. 37000 Mk., als Apanage angesetzt. Außerdem stehen ihr 6000 KonoentionStaler, d. h. 18 500 Mark, zur Errichtung eine» eigenen Haushalt» zu. In Wegfall kommt dagegen die bisherige Apanage der Prinzessin von 20000 Mark und die Kron prinzen-Apanage mit 300000 Mark. — Sachsen hat tn Zukunft für Zivtlltste und Apanagen 3 797000 Mark, statt bisher 4080000 Mark, aufzuwenden. Dresden, 28. November. Die in Borstadt Löbtau erscheinende Ost- und Westendzeitung ist für die AmtShauptmannschast DrrSden-Altstadt Amtsblatt geworden. Dresden, 27. November. Der Besuch de» Wetßeritz- und Müglttztale» wird vom 1. Dezbr. ab insofern erleichtert, al» die Rückfahrkarten von Dresden nach vufchmühle bei Schmtedeberg und nach Ktp»dorf zur Rückfahrt auch von Glashütte au» berechtigen, Zurzeit besteht diese Einrichtung nur für di« Rückfahrkarte« von Dres den «ach Schmiedeberg, vom gleichen Tage ab kann man auf c!.ie Rückfahrkarte von Riesa «ach