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Eduard konferierte in den litzten Tagen hierüber mit dem zu vielem Behusr in Berlin ringetroffinen Regenten von Koburg - Gotha, Erbprinzen zu Hohenlohe-Langenburg, wobei der Herzog, wie ver lautet, zu erkennen gegeben hat, daß ihm eine Fortsetzung der Verhandlungen über die mit dem Domänrnabtommen zu verhängenden Fragen er wünscht sein würde. Demgemäß seien die nötigen Vorkehrungen getroffen, um auf der Grundlage bestimmter Vorschläge In Verhandlungen unter Mitwirkung des StaatSmintsterS Heutig einzu treten. Nachdem Minister heutig seine Demission eingereicht und erhalten hat, kommen diese AuS- gleichsvcrhandlungen etwas post kostum ES wäre wohl richtiger gewesen, wenn der junge Herzog seine Einwendungen geltend gemacht hätte, ehr die Regierung sich mit dem Landtage ver ständigte. Jetzt ist kaum rin anderer Ausweg möglich, als daß der Herzog nachgibt. Wenigstens kann sich Herr Hentig doch unmöglich selbst desavouieren, und ebensowenig wird der Landtag geneigt sein, ein anderes Abkommen in der Domänenfrage zu bewilligen. Man muß also abwarten, ob der junge Herzog genug Entsagung besitzt, seinen Widerspruch fallen zu lassen. Das man Herrn Hentig ungern ziehen läßt, geht auch daraus hervor, daß am 2. Dezbr. im Residenzfchlosse zu Koburg zu Ehren des scheidenden Ministers eine größere Hostafel stattfindet. In Württemberg ist in der Frage der neuen Gemeindeordnung ein Konflikt zwischen der Regierung und der Abgeordnetenkammer entstanden. Im Verlaufe der Freitagsdebatte über diese Vor lage hatte der Minister des Inneren Namens der Gesamtregierung erklärt, daß eine etwaige Ein schränkung oder gar Aushebung des Bestätigungs rechtes der Regierung gegenüber den Ortsvorstehern das ganze Gesetz gefährden würde. Trotzdem nahm das Haus mit 65 gegen 16 Stimmen einen Antrag an, durch den das Bestätigungsrecht der Regierung bei der Wiederwahl eines Octsvorstehrrs nach Verlauf der zehnjährigen Wahlperiode sehr wesentlich eingeschränkt wird, mit welchem Be schlüsse der Konflckt also gegeben ist. Zu der politischen Krisis in Ungarn liegt folgende neuere Meldung aus Pest vor. Der frühere Ministerpräsident v. Szell sandte ein offenes Schreiben an seine Wähler, In dem er die ablehnende Haltung der Opposition gegenüber den Bestrebungen Tiszas mißbilligt, aber auch die Verletzung der Nechtsform bei Jnkcaftsrtzung der provisorischen Hausordnung tadelt. Szell erklärt, er werde sein Mandat niederlegen, fügt aber hinzu, daß er sich der Opposition nicht anschlteßen werde. Die Schweiz geht recht energisch an den Abschluß von Schiedsgerlchtsverträgen. Nach amtlicher Mitteilung aus Bern sind bis jetzt vom schweizerischen politischen Departement im Namen des Bundesrates und unter Vorbehalt der Rati fikation durch die Bundesversammlung 4 SchiedS- gerichtsverträge abgeschlossen worden, nämlich mit Belgien, Großbritannien, Italien und den Ver einigten Staaten. Ferner ist der schweizerische Gesandte in Berlin ermächtigt worden, auch mit Schweden-Norwegen einen solchen Vertrag abzu schließen. In der holländischen Deputiertenkammer geht die Debatte über die Kolonialpolitik der Regierung noch immer weiter. In der Frei« tagSsttzung verteidigte der Kolonialminister die Kolonialpolitik Hollands gegenüber den AngMen der Gegner und erklärte hierbei, von einem Ver kaufe der holländischen Kolonialbesitzungen könne keine Rede sein. In der französischen Deputtrrtrnkammer ist seit Freitag das Budget des Ministerium» des Auswärtigen an der Tagesordnung. Im Laufe der genannten Sitzung gab Ministerpräsident CombeS Erklärungen betreffs deS Protektorates Frankreichs im Orient und der Stellungnahme der französischen Regierung zum Friedenskonferenz projekt des Präsidenten Roosevelt ab. Die in Petersburg geführten Verhandlungen zwifchen der englischen und der russischen Regierung wegen eine» Abkommens über den Schiedsgerichts- vertrag zur Entscheidung der Hull-Angrlegenhrit ist heute vom Grasen Lambsdorff und dem Bot schafter Hardinge unterzeichnet worden. Dem Reuterschen Bureau wird au» Petersburg ge meldet, da» dort abgeschlossene Abkommen be treffend den Vorfall In der Nordsee werde am Montag in Petersburg veröffentlicht werden. Die Form, in welcher die Einladung an Frankreich und die vereinigten Staaten ergehen soll, stehe jetzt zur Beratung. Da» baltisch« Geschwader hat unter -roßen Vorsichtsmaßregeln den Surzkanal passiert und ist wohlbehalten in Suez «ingetroffrn. i . ... Der argentinische Ardetterbund Hot einen 48stündigen Ausstand beschlossen, um gegen die Vorgänge von Rosario zu protestieren, wo eS zwischen Polizei und Ausständigen zum Zu- sammeostoß kam. Der Ausstand soll Donnerstag und Freitag erfolgen. Berlin, 27. November. Der Kaiser hatte zur Denkmalsfeier in Washington nachstehendes Telegramm an den Präsidenten der Bereinigten Staaten von Amerika gerichtet: „Tief bewegt durch den Trinkspruch, den Sir bei Ihrem Fest mahl auszubringen die Güte hatten, und die er greifende und glänzende große Rede zu Ehren Meines großen Vorfahren bitte Ich Sie, den Ausdruck Meines tiefsten und herzlichen Dankes cntgegenzunehmrn. Die Freundschaft zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten, deren Eckstein Friedrich der Große legte, ruht auf fester, granitener Grundlage, und indem Ich in seine Fußtapfen trete, ist es für Mich, seinen Nachfolger, eine angenehme Pflicht, an der Kräftigung der Bande zwischen unseren beiden Völkern sortzu- arbeiten. Der Schiedsvertrag, den Wir B.ide zu zeichnen im Begriff stehen, wird ein neues und starkes Glied sein, um Amerika und Deutschland in friedlicher Beziehung zum Besten der Zivili sation zu verknüpfen, und er möge die Gefühle der gegenseitigen Achtung und Kameradschaftlichkeit zweier großer und junger Völker fördern helfen und dauernd ihrer friedlichen Weiterentwickelung zu Gute kommen. Von ganzem Herzen wünsche Ich Amerika und seinen Bürgern, die Mir auf richtige Bewunderung einflößen, Fortschritt und Gedeihen, gez. Wilhelm. I. li" Hierauf ist aus Washington folgende Antwort eingetroffen: „Mit dankbarer Anerkennung las Ich die freundliche Botschaft Ew. Majestät und in vollstem Maße weiß Ich Ihre Gesinnung der Achtung vor dem amerikanischen Volke, sowie Ihre edelmütigen für dessen Wohlfahrt ausgesprochenen Wünsche zu schätzen. Es freut Mich, daß die Gelegenheit sich Mir wiederum bietet, Ew. Majestät Meine Hochachtung auszudrücken und Meine herz lichsten Wünsche daran zu knüpfen mit der Zu stimmung aller Meiner Landsleute zum Glück und Wohl der deutschen Nation, gez. Theodore Roosevelt." Berlin, 27. Novbr. Wie der Lokalanziiger meldet, wurde gestern Abend das Urteil gegen den Hochstapler Schiemangk gesprochen. Gegen den Angeklagten wurde auf 3 Jahre Zuchthaus, 2 Wochen Haft, 300 Mk. Geldstrafe und 5 Jahre Ehrverlust erkannt. 6 Monate Zuchthaus und 2 Wochen Haft wurden als durch die Untersuchungs haft verbüßt erachtet. Berlin, 27. November. (Amtliche Meldung.) Gefallen am 22.11. 04 im Gefecht bet Kub: Unter- offizier Hermann Ständer, geb. 21.9.79 zu Eisenach, früher im Inf.-Regt. Nr. 167, Schuß linke Schulter; Reiter Alfred Müller, geb. 27. 8. 84 zu Kottbus, früher im Frldartillerie-Regt. Nr. 54, Brustschutz; Reiter Paul Wittig, geb. 11. 9. 82 zu Dresden, früher Im sächsischen Frldartillerte- Regiment Nr. 32, Brust- und Unterleibslchutz; Reiter Paul Sauer, geboren 23. 2. 81 zu Braschen früher im Pionier-Bataillon Nr. 6, Brustschuß; Reiter Max Sell, geb. 18. 1. 83 zu Wyichtn, früher im Dragoner - Regt. Nr. 12, Brustschuß. — Am Typhu» gestorben: Reiter Hugo Wefchke, geb. 7. 12 80 zu Heldrungen, früher im Jnsanterie-Regt. Nr. 47, am 11. Nov. im Lazarett Epukiro. Der unterm 18. November vermißt gemeldete Reiter Bruno Bruckmann hat sich wieder ringrsunden. Dem Berliner Tageblatt zufolge hat der Deutsche Automobilklub die Gründung eines Deut schen freiwilligen Automobilkorps in die Wege ge leitet nach dem Muster der englischen Voluvtssr- oorpZ, die sich bet den Manövern sehr gut bewährt haben. — Dasselbe Blatt meldet weiter: Das Kriegsgericht der zehnten Division zu Posen ver urteilte den Unteroffizier Koch von dem in Ostrowo garntsonirrenden 154. Infanterie-Regiment zu 5»/, Jahren Gefängnis und zur Degradation, weil er in angetrunkenem Zustande den Feldwebel Lübke mehrmals mit den Fäusten in» Gesicht geschlagen hatte. Kiel. (An den Pocken gestorben.) Der aus Berlin stammende Arzt vr. Bergmann, der an den schwarzen Pocken erkrankte, ist der Krankheit erlegen. Der verstorbene stand im Alter von 36 Jahren. Er zog sich die Krankheit bei Behandlung russischer Patienten zu. Erfurt. (Schutzverband gegen Waren häuser.) Anläßlich eines Vortrages de» General sekretär» Henningsen-Altona wurde hier ein Schutz verband gegen di« Warenhäuser gegründet; 100 Firmen stad bi» jetzt beigette München, 27. November. Der Priazrrgent ist mit den Prinzen Ludwig und Leopold zu den Jagden nach dem Spessart abgereist. Laibach, 26. November. Fürst Hugo zu Windtsch-Grätz, Senior de» fürstlichen Hause», ist auf Schloß HaaSberg im 81.Lebensjahre gestorben. Wien, 26. Nov. Wir dir Neue Freie Presse au« Triest meldet, hat die Poltzridtrrktton die Verfolgung von zehn P:rfonen wegen Verbrechen de» Hochverrat» angeordnet. Unter ihnen befinden sich ein SchiffSkapitän, ein Professor au» Mailand und zwei Schriftsteller. Die Verfolgung scheine mit der vor einiger Zeit erfolgten Schließung der Assoc'aztone ginnastica zusammenzuhängen. Budapest, 26 November. Ministerpräsident Gras TiSza hielt heute auf einem Bankett deS Klub» der inneren Stadt eine Rede, in welcher er erklärte, er sei glücklich, daß Szell und Andrassy ebenfalls die unerläßliche Notwendigkeit der Revision der Hausordnung anerkennen. Traf Andrassy gestehe ein, daß dir Obstruktiontsten rin absolutes Vetorecht im Hause besitzen. Die Frage sei aber, was geschehen solle, wenn dieses Häuslein Obstruktiontsten sich auch jener Revision der Haus ordnung widersetzten, die Szell und Andrassy als unbedingt notwendig erachteten. Es bleibe nichts übrig, als entweder sich über einige Bestimmungen der Hausordnung hinwegzufetzen, oder die Hände müßig in den Schoß zu legen, so datz der Parla mentarismus zu anarchischen Zuständen führe. Er seinerseits könne den Gedanken nicht fassen, daß diesem Treiben gegenüber sich im ganzen Lande kein einziger Mann finden sollte, der den Kamps mit diesem Ungeheuer aufnehmen wolle. Er scheue die Sümpfe und Untiefen nicht, wenn dies der einzige Weg fei, der zur Rettung des Lande» führe. Er sei in diesem Punkte Fanatiker, werde diesen Kampf mit dem Fanatismus eines ehrlichen Mannes zu Ende führen und bitte ihn mit gleicher Gesinnung tatkräftig zu unterstützen. (Lebhafter Beifall.) Rom, 27. November. Der König unter zeichnete heute die Dekrete, wodurch der Senator Canonico zum Präsidenten und die Senatoren Blaferna, Graf Codroncht - Argelt, Paterno di Sessa und Billari zu Vizepräsidenten des Senats ernannt werden. Rom, 27 November. Der Papst hat heute den Bischof Benzler von Metz empfangen. Rom, 27. November. Heute wurde im Lateranpalast die internationale Marine-Aus stellung eröffnet. Kardinal Ferrata hielt eine Ansprache. Anwesend waren u. a. mehrere Kardinäle, das diplomatische Korps, sowie zahlreiche italienische und ausländische Bischöfe und andere hervorragende Persönlichkeiten. Petersburg, 26 Nov. Nach einer Meldung aus Tiflis nimmt die Cholera in der Provinz Eriwan zu. Amtlichen Berichten zufolge sind vom 13. bis 21. November Im Bezirk Nachttlchewan 85, im Bezirk DaralageS 193 und im Bezirk Eriwan 68 Personen der Seuche erlegen. Athen, 27. November. Die Kammer Ist auf den 7. Dezember etnberufen worden. Washington, 26. Nov. Präsident Roosevelt wurde bet seinem Besuche der Weltausstellung von der angesammelten Menschenmenge mit lebhaften Kundgebungen begrüßt. Die Wagen des Präsidenten, seiner Angehörigen und der Umgebungen waren von zwei Schwadronen Kavallerie und berittener Polizei eskortiert. Im Deutschen Hause nahm der Präsident mit besonderem Interesse dir dir Wände schmückenden Gobelins und die den Kaiser lichen Majestäten seinerzeit vargebrächten Hochzeits geschenke in Augenschein. Nach dem Besuche der Ausstellung nahm der Präsident eine Parade über die Truppen ob. Saint Louis, 26. November. Präsident Roosevelt besuchte heute mit seiner Gemahlin und seiner Tochter Alice da» Deutsche Hau» auf der Weltausstellung. ReichSkommtfsar Geheimrat . Lewald empfing die Gäste und geleitete sie durch die prächtigen Räume de» Erdgeschosse». Im ersten Stock wurde zu Ehren de» Präsidenten Roosevelt ein Frühstück gegeben; dabei bot Geheimrat Lewald dem Präsidenten einen mit edlem Rheinwein gr- süllten au» Aachen stammenden alten Metallpokal zum Trünke dar. Suez, 27. November. Die russische Flotte ist in See gegangen, begleitet von ägyptischen Küstenkrevzern. Die Jacht „ESmerald" hat die Erlaub«!» zur Westerfahrt erhalten. Ihr Ziel ist nicht bekannt. Der Krieg in Ostasten. Da» Gerücht vom Tode de» berühmten japanischen Feldherr« Kuroki scheint jstch ungeachtet seiner Dementierung von amtlicher japanischer Seite doch z« bestätigen. tzWlggz M