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In diesen Salhanna's werden oft, so lange die Schlachtzeit dauert, täglich hundert bis zwei hundert Stück Ochsen geschlachtet. Die eigentliche Schlächterei befindet sich dicht vor dem erwähnten Hofe, aus dem die Thiere in kleineren Haufe», und zwar anfänglich auch wieder nach großem Wider streben, gebracht werden. Man kann nicht leicht mit größerer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit schlachten sehen, als es die hier stehenden, von Blut starrenden, wahrhaft wild blickenden Gestalten thun. Fast immer werden hier sechs Ochsen zu gleicher Zeit gctödtct; ein leichter, aber mit sicherer Hand ge führter Stich, der den Ochsen hinter den Hörnern in den Halswirbel trifft, läßt das Thier lautlos und wie vom Blitz getroffen nicderstürzen, und in der nächsten Sekunde entströmt ihm auö der rasch geöffneten Gurgel das Leben, wobei oft die Thiere aus ihrer Betäubung nochmals zum Bewußtsein kommen. Um indcß jeder gewaltsamen Bewegung vorzubeugcn, hat auch schon während des Nieder fallens ein anderer Schlächter die Sehnen am Hin terbeine des Ochsen durchschnitten. Die Behendig keit und Sicherheit, mit der diese Schlächter ihr Handwerk betreiben, übersteigt jede Vorstellung, denn in noch nicht ganz zehn Minuten ist allen Thieren die Haut vom Leibe gerissen, und oft be wegen sich noch die Glieder, während man sie in große Stücke zerlegt und nach der Küche schafft. Zuvor jedoch kommt das Fleisch in eine große offene Halle neben der Küche, wo andere Arbeiter alles Fett vom Fleische trennen. Das Erstere, so wie ein Theil des Fleisches wird dann in riesigen Kesseln, deren die Küche zehn enthält, gesotten, um so viel Talg als möglich davon zu gewinne». Gewöhnlich wird der Talg in zugenähtc Ochsen häute gegossen oder auch in Tonnen verladen und bildet einen der wichtigsten Ausfuhrartikel der Wa lachei. Das Fleisch in flache Stücke geschnitten, gepreßt und an der Luft getrocknet, heißt Pastram« - Es wird ebenfalls in großen Massen ausgefnhrt und kommt in ganzen Wagenladungen auf den Markt der nahen Hauptstadt, wo cs die ärmere Klasse gern zur Nahrung kauft, denn es ist erstaun lich billig. Dagegen fällt es den Besitzern dieser Salhanna's nicht ein, die kräftige Fleischbrühe zu benutzen. Anstatt sic cinzukochcn und Tafelbouillon daraus zu gewinnen, wird sie verschenkt oder weg gegossen. Ebenso läßt man das Blut des Schlacht viehs unbenutzt verrinnen. Die Fleischtrocknerei nimmt in den Salhanna's in der Regel mehre Höfe ein, deren zahlreiche Ge rüste mie Fleischstückcn dicht behangen sind. Die Häute werden in einer andern Halle zum Transport zubereitet oder zu Schläuchen zusammengcuäht. Solche Salhanna's beschäftigen ost Hunderte von Menschen und rentircn sich ungemein gut. Die Walachei hat deren verhältnißmäßig viele, auch solche, wo nur Ziegen und Schafe geschlachtet wer den. In der Regel ist zugleich eine Lichterzieherei damit verbunden. Die Salhanna's liegen in der Regel an einem fließenden Wasser, in welches alle Abfälle geworfen werden. Natürlich verfährt man hierbei nicht eben mit. der größten Sorgfalt, und unbegreiflich ist cS mir, wie die Bewohner des rings die Schlächterei umgebenden Dörfchens diese schaurige Atmosphäre ertragen können. Zahllose Hunde und ganze Schwärme von Raben umkreisen die Salhanna's und tragen nicht wenig dazu bei, einen Theil der Übeln Fol gen, welche die Ausdünstung auf die Gesundheit der Menschen haben muß, zu beseitigen. Mittel gegen die Hundswuth. Das Kreisblatt zu Marienwerder in West preußen theilt ein Rezept gegen die Hundswuth mit, das bisher als ein Geheimmittel von der Fa milie Thömcr in Sfolp bewahrt wurde, aber, so viel bekannt, alle von tollen Hunden gebissenen Personen, die von dem Thöckerschen Mittel Ge brauch gemacht haben, vor dem Ausbruche der schrecklichen Krankheit geschützt hat. Das Vertrauen auf die Unfehlbarkeit des Mittels ist in der Pro vinz Westpreußen so groß, daß man dort den Biß eines tollen Hundes nicht mehr sonderlich fürchtet. Obwohl die Familie Thömcr keine Entschädigung für die Verabfolgung des Mittels annahm, wei gerte sie sich doch standhaft, das Gcheimniß izu vcrrathen, und widerstand selbst dem dringenden Ansuchen der Regierung. Endlich hat Herr Thö- mer es zweien Freunden zur Veröffentlichung mit- getheilt. Das Mittel besteht aus 2 Loth präparir- ten Austcrschalcn, 2 Loth Enzianpulver, 1 Loth rothcm Bolus und H Loth Myrrhcngummi. Von dieser wohlpulverisirtcn und genau gemischten Masse nimmt der Kranke an drei aufeinanderfolgenden Tagen jedesmal 3 Messerspitzen ein, worauf er warmes Bier nachtrinkt und wohl zugedeckt den Schweiß abwartet.