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hem Stande, bestem Rufe nnd unverwüstlicher Kör- perkonstilution, Witwer von zwei Frauen, die ihm wider sein Wissen und Wollen von der Seite ge rissen werden, sucht, da er stets zu Pferde sein muß und somit der Gelegenheit ermangelt, passende Bekanntschaften anzuknüpfen, auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege eine oder zwei Lebensgefähr tinnen, die ihm die Langeweile des ungewohnten Alleinseins verkürzen. Vermögen, die Hauptbcdin- gnng anderer reellen Heirathsgesuche, beansprucht er bei seiner Zukünftigen nicht, wohl aber ein solides, festes Acußere, einen stillen Charakter und eine gegen den Einfluß der Witterung unempfindliche Gesundheit. Geehrte und gleich ihm allein stehende verlassene Jungfrauen oder kinderlose Witwen wollen vertrauensvoll anonyme Anträge unter der Chissre „0. t. t. o. Alter Markt Nr. 0." abgeben lassen und sich der allerstrenzsten Diskretion versichert halten." — Einige Tage darauf versicherte der „Magdeburger Korrespondent," cs sei nicht nur ein Brief mit dem Postzcichcn Halle unter der vorste hend angegebenen Chiffre bei der dortigen Post ein gegangen, und da der Briefträger die Adresse in der ganzen Stadt nicht habe finden können, als un bestellbar nach Halle zurückgesandt worden, sondern cs wären auch der Redaktion des „Magdeburger Korrespondenten" drei Briese von auswärtigen hei- rathslustigen Damen in dieser Angelegenheit zugc- gangen, die gleichfalls als unbestellbar mit Dis kretion zurückgelegt feie». Anekdoten. Die Statuten des Grabekassenvercinö zu R. beginnen mit den Worten: „Da es sehr wenig Menschen giebt, die sich selbst begraben können. .." Ein junger Geistlicher in England sollte zum ersten Male vor dem Könige Karl II. predigen. Al» der etwas blöde Mann die Kanzel betrat, brach ihm der Angstschweiß aus. Diesen abzu trocknen, suhr er mit der Hand über das Gesicht. Unglücklicher Weise aber hatte er neue' schwarze Handschuhe an, die absärbten. Als er nun mit dem Text begann: „Ich bi» furchtbar und wunderbar gemacht", und sein bis dahin gesenktes Gesicht er hob, fing Alles an zu lachen, und selbst der König stimmte mit ein. Ein Musikfreund ließ sich zuweilen von einem armen Notcnschrciber Musikstücke abschreiben und pflegte bei Ucbcrscndung solcher Musikstücke stets ein Verzcichniß beizulegc» mit Beifügung des For mats oder der Zeit, in welcher das Abschrriben besorgt sein mußte. Da las man denn in solchen Verzeichnissen: Bei Männern, welche Liebe fühlen bis Dienstag Abend 8 Uhr. — Es rückt an, es rückt an das zweite schöne Regiment auf einem Quartbogen. — Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar in Klcinfolio. — Nie nahte mir der Schlummer bis Sonnabend früh 10 Uhr u. s. w. Sin Pianoforte-Virtuosc spielte einst an einem Hofe. Nachdem er geendet, trat eine hohe Person an ihn Hera» und sprach huldreichst: „Ich habe Thalberg gehört — (tiefer Bückling deS Künstler«) — ich habe auch List gehört — (noch tieferer Bück ling des überglücklichen Künstlers) — aber so wie Sie hat noch keiner geschwitzt." — Die Hamburger Bürgergarde ließ zu Anfänge dieses Jahrhunderts viel zu wünschen übrig. In den verschiedensten kivilkleidcrn mit einer Pfeif« iar Munde pflegten die Bürger Schildwache zu stehen und verließen auch wohl einmal ihren Posten, wenn ein Lieblingsgericht fir nach Hause zog, obgleich ei» altes Gesetz solches Verbrechen mit dem Erschossen werden bedrohte. Ei» Hamburger Bürger hatte fich einst durch ein Stück Rauchfleisch von seinem Posten nach Hause verlocken lassen; fein militärisches Ver gehen wurde angezeigt und der Delinquent zum Tode verurthcilt, indcß wurde die Todesstrafe ohne sein Ansuchen in eine Geldstrafe von 1000 Mark und da er sich standhaft weigerte zu bezahlen, auf 500 Mark und so immer weiter herunter bis auf 7 Mark 8 Schilling verwandelt. „Nix," sagte der gewissenhafte Bürgersoldat, „ick verlang mien Recht, entweder dod schaden wärn oder gar keen Straf, ick bctahl keen Sößling." (Ich verlang« mein Recht, entweder todt geschossen werden oder gar keine Strafe, ich bezahle keinen Sechsling.) Da man ihn doch unmöglich todt schießen konnte, mußte man die ganze Sache fallen lassen.