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dessen'Sprache es nicht versteht und mit dem es durch Dolmetscher von oft zweifelhafter Glaubwür digkeit reden muß. Beharren wir daher in der Verlhcidigung unserer Freiheit und der alten Ge rechtsamen unserer Stadt, welcher von jeher das Recht der Königswahl zustand, und rufen wir kei nen zum König aus, der ohne unsern Bcirath und ohne unsere Zustimmung gewählt worden ist! Eins von Beiden wird nothwendig cintreten: entweder geben wir den Baronen nach, und dann gehen wir unserer Freiheit verlustig, oder wir entschlagen uns d.eses Königs. Bedenket nun, Ihr Herren und Brüder, und überlegt wohl, was ihr thun und was Ihr lassen wollt." . „Durch diese Vorstellungen wurden die Ge- müther der Bürger dem Herzoge abwendig und sie beschlossen, keinen ohne ihre Einwilligung erwählten König anzuerkennen. Damit nun aber die Barone nicht in Zcrwürfniß mit dem Volke gerathcn möch ten, fuhr der Pan Samuel folgenderweise fort:" „Ihr Herren, euch ist bekannt, in welchen Ver fall und in welche Armuth unser Land gerathcn ist. Die königlichen Städte und Schlösser sind den Ba ronen verpfändet und die Kuttenberger Silbergruben gewähren dem Schatz; wenig Ausbeute. Der neue König ist ein lehr reicher Mann und würde nicht nach fremder Herrschaft trachten, wofern er solche nicht für einträglich hielte: er wird den königlichen Namen nicht begehren ohne Ruhm und Reichl hum. Setzt er nun seine Ansprüche Lurch, so mnß er entweder aus eigenen Mitteln leben, oder die Städte und Schlösser den Baronen gewaltsam ab dringen. Das Eine bringt Schaden, das Andere Gefahr. Untersuchen wir daher, auf welchem Wege er daS herabgekommene Reich herzustellen und zum vorigen Glanz zu bringen gedenke, denn es liegt am Tage, daß er sehr armselig leben muß, sobald er außer der Kuttenberger Ausbeute^eine Einkünfte besitzt." „Die Rede fand Beifall, und Barone sowie Bürger wendeten sich zum Herzog Albrecht. Nach cingct"etenem Stillschweigen legte dieser mit Hülfe eines Dolmetschers dem Volke sein Recht dar: auf Einladung der Barone sei er gekommen, um die ihm angetragenc Krone entgcgenzunchmcn, er werde ein gütiger Herrscher sein, die Rechte und alten Freiheiten Les Reichs bestätigen und für dessen Ehre unermüdlich besorgt sein." „Als ihm nun die vorerwähnten Bedenken ein gehalten wurden und er befragt ward, wie er dem Lande aufzuhelfen gemeint sei, erwiedcrte er nicht ohne Bewegung: man habe ihn gerufen, die Krone in Empfang zu nehmen, und er habe dafür schon viel aufgewendct, solche zu kaufen sei er nicht ge kommen. Mkit dem eignen Erbe ein verarmtes Land zu unterstützen und aus einem reichen ein armer Fürst zu werden vermöge er nicht. Unter den bewandten Umständen wolle er vorziehen, die eigenen Lande in Ruhe zu verwalten, statt ein fremdes Reich mit Gefahr und in Dürftigkeit zu beherrschen. Empfange er Ersatz seines Aufwandes so sei er erbötig, seine Ansprüche aufzugcben und auf die Krone zu verzichten." „Sowohl die Barone, als auch das Volk nah men diese Erklärung nicht wohl auf. Von Ersteren schien Hinterlist, von dem Anderen Gewalt zu fürch- tep, denn gegen die Deutschen war immer Abneigung vorhanden. Albrecht besorgte einen AuSLruch, ent fernte sich unter dem Schutze seiner Waste» und gelangte unversehrt in sein Land zurück." So weit unsere Quelle. Wir haben diesen, ans derselben mitgetheilten Abschnitte nichts hinzu zufügen. Er spricht für sich selbst und wird hof fentlich unseren Lesern nicht »„merkwürdig erscheinen, sondern zu mancherlei Betrachtungen anregen. Ein reelles Heirathsgesuch. Auf dem alten Markte in Magdeburg steht die fast tausendjährige Reitcrstatue des Kaisers Otto des Großen, des eigentlichen Gründers der Stadt und Les Erzbisthums Magdeburg, und zu beiden Seiten des Kaisers befinden sich die Bildsäulen seiner beiden Gemahlinnen, neben ihm stehend. Die Gruppe hat keinen künstlerischen Werth, ist aber wegen ihres hohen Alters, und weil sie alle Zerstö rungen der Stadt, auch die vom 10. Mai 1631 Lurch Till, überdauerte, merkwürdig. Vor einiger Zeit hat man das etwas schadhaft gewordene Denk mal zu rcstaurircn unternommen und bei dieser Ge legenheit die beiden weiblichen Statuen, die der Ausbesserung ganz besonders bedurften, von dem Postamente entfernt, um sie bequemer bearbeiten zu können. Da über diese Arbeit eine ganz unvcr- hältnißmäßig lange Zeit verging, machte sich Ze- niand den Spaß, in den „Magdeburger Correspon- dentcn" folgendes reelles Heirathsgesuch einrücken zu lassen: „Ein rüstiger Mann von ho-