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Leipzig gaffirt batte. Dies« Herren verdarben unserm bedrängten Direktor vollend« das Sp'el. Und sie «a'«n aerode sein letzter Hcffnvng«anker gewesen. Na, batte er gedacht, wenn die Fabrikanten von der Messe kommen, wird'« schon noch gut werden; die bringen frische« Geld und kommen alle auf den ersten Platz. Sie waren ja immer mein bestes Publikum, und sind nicht so versessen aufs kuftkne'wen wie die ewigen Stuhl-, Spinnsaal- und Druckstubcnbrcker, zumal der Gevatter RathSwi-rb immer auf ein gutes Gla« Doppelbier hält. Er hätte sich auch gar nicht »errechnet, der gute Monn, hätte er nur gleich einen Unrelmann gehabt, der die..Drillinge" gespielt Härte. D>« Messieranren kamen wirklich den ersten Abend in« Theater, aber ob man auch da« Mögliche leistete, die hocbzuverehrenden Gönner zufrieden zu stellen, es fehlt» der Unzelmann — st« hatten Kops und Her; so voll Unzelmann, daß ihnen jede Avmödie obn« Unzelmann vorkam wie des Ratbswinks „Doppel mops". wenn er sauer gewesen wäre. „So geht es nicht, D'rektvrcken", meinte ein wohlmeinender Kattunfabrikanten Eommi«, der »in Auge auf des Direktor« zweite Tochter, die erste Liebhaberin, hatte; ,.Sw müssen stch einen Komiker anschaffen, so «inen d sg Unzelmann, dann werden Eie die besten Ge schäfte machen." — „Es hat sich was zu Unzel- mannen," erwrederte der Direktor und gab dem jungen Herrn, der sich in die Garderobe drängen wollte, wo die Damen sich «ben entkleideten, einen väterlichen Stoß nach Außen und zog die Thür hinter sich zu. Da« fehlte noch, daß so ein Ellenjunkcr sich in das Allerheiligste drängte — und so weil war es schon gekommen, daß man ihm eine solche Verletzung der Litte zu bieten wagte! — Das war der Mann und da« die Noth, die den Mann drückte, der dort auf dem Grabhügel unter dem weißen Marmockreuze saß. 2. „Willkommen, o seliger Abend. —" So klang e« in etwa« t-emulirender Weise vom Berge hernieder ins Thal. Laut und immer lauter erklang e« von dec Straße, die sich den steilen Zscho- penberg gen Hohendorf hinanwindet, die älteste und einst belebtest» Straße des Gebirges, die Straße von Lepzig nach Prag. Selbst der Schieferdecker, der drüben,auf dem runden Schloßthurm das Dach au«, besserte'und eben im Begriff war, Feierabend zu macken, blieb noch auff seinem Brete sitzen und blickte herüber nach dem Zschcpenberg und lauschte dem Hellen Klange. Alle Wetter, der hal's los! mochte er denken; ja, der Marienberger Postmeister, da« ist Einer, der hält auf Kerle, die der Welt was vorblasen können — juchheh! Und er schwenkte sei nen Hammer, wie um dem Postillon, der so trefflich blies, sein Kompliment zu machen Auch den trüben Mann auf dem Grabhügel traf der Klang und weckt» ibn aus seinem Sinn«». Wie aus einem Traume fuhr er auf. Warum klang das Posthorn so schmeichelnd an sein Herz? Dachte er an die Zeilen, wo er wohl auch mit Ertravvst gefahren war? Weckte es in !bm die Erinnerung an seinen ersten Künstlerlorbeer, den, ach, nun so lange, so lange verwelkten? Oder mahnt» die Weist ihn an die seligen Abende seiner jungen Liebe? Oder durckzitterte ibn eine freudige Ahnung, ein Zeichen von dem Unsichtbaren, daß Hilfe nahte? Wer kann e« sagen! Genug, er erhob sich schnell und schritt die schöne steinerne Treppe hinab, welche zum Haupt- »inqang des F-iedhcfeS führte. Wie er heraustrat, rollre die Extrapost, deren Führer so wacker geblasen, an ihm vorüber. „Halt, Sckwaqer, halt!" rief eine volle männ- licke Stimme aus dem Wagen. Der Sckwaaer gab dem Fuhrwerk ein« schräg« Richtung und dielt an, „Es ist nickt nur so, daß man in« Blau« birreinfäbrt!" sagte ein gukgekleideter, adlernästger und bravnlockiger Herr au« dem Wagen springend. „Hier g'ebt's was zu seben — wartet einen Augenblick!" Und vor dem F.ikdbofstkore stehen bl.ibend, la« «r dis goldene Inschrift. ,Mut." sagte »r, „sehr aut! Es verlohnt sich wohl, einen Blick dahinein m tbun. Ist'« erlaubt, einzutreten?" fragte er den unwillkürlich stehen gebliebenen Schauspieldireftor, indem er seinen Hut lüftete. „Ick selbst bin ein Fremdling hier und Nie mand wehrte mir den Eintritt," sagte der Gefragt«, den Frager mit einem prüfenden Bl ck messend. Sckausp eler erkennen einander in jeder Hülle und jedem Verhältniß, ob sie sich auch nie zuvor gesehen. Es ist etwas in ihrer ganzen Art. sich zu geben, zumal in ibrem Accent, das sie einander sofort verrätb. Unser Direkter glaubte in dem Ficmdea einen Kollegen zu erkennen, wenn auch einen, der wenig geneigt sein mochte, seine Kollegenschaft anzu erkennen. Und als der Fremde auf die empfangene Auskunft die Worte sprach: „Auf denn, nach Fran ken!" und mit dem Blick und der Entschlossenheit Karl Moor's auf den Eingang zuschritt, da konnte kein Zweifel mehr sein, daß hier ein Priester Tbalien« war. ,,Jch gehe mit Dir, großer Hauptmann!"