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auS Schlesien sich ganz ungescheut von der Redner bühne herab rühmte, er habe alS Polizciherr seines Gutes Mißbräuche der Amtsgewalt begangen, die, von Anderen begangen, diesen Zuchthausstrafe zu gezogen haben würden. Es verdient dieser da mals großes Aufsehen in und außer der Kammer erregende Vorfall als Zeichen der Zeit um so mehr hier ausgezeichnet zu werden, als derselbe Graf Pfeil im Jahre 184» den cxaltirtcn Sozialisten spielte.— Die holsteinische Ständeversammlung beschloß, vorzugsweise auf Anrathen ihrer riltcrschaft- liehen Mitglieder, gegen den dänischen Minister für Holstein, Scheele, eine Beschwerde beim Könige und Anklage beim Oberappellationsgerichte in Kiel zu erheben. Auf di« Beschwerde erhielt sie zwar eine sehr ungnädige Antwort des Königs, die Anklage erhob sie aber demnngeachtet; sie ist bis jetzt noch nicht entschieden. Fast gleichzeitig sprach in Kopen hagen das höchste Gericht die im vorigen Jahr« entlassenen dänischen Minister, gegen die der dänische Reichstag Klage erhoben, säinmtlich frei. — Nach dem die Ingenieure der Alliirten die Docks von Sebastopol gesprengt hatten, begannen sic dieselbe Arbeit auch mit den wenigen noch stehen gebliebe nen russischen Befestigungen der Südseite. — In Paris traten am 25. die Bevollmächtigten von England, Frankreich, Oesterreich, Rußland, Sardi nien und der Türkei zur Friedenskonferenz zusam men und beschlosst» gleich in dieser ersten Sitzung einen Waffenstillstand bis zum S1. März, der in- deß auf di« bestehenden oder noch zu verhängenden Btokaden russischer Küsten keinen Einfluß haben sollte. Es waren auch wirklich bereits eine Anzahl englischer Kriegsschiffe unterwegs, um die Blokade der russischen Ostsecküste wieder zu beginnen, sobald das Eis dort gebrochen.— Im vorigen Iah« war aufVeranlassung des englischen Parlaments ein«Kom mission nirdergcsetzt worden, dir untersuchen sollte, an wem die Schuld gelegen, daß im Winter von 1854 zu 1855 in der Krim die englische Armee fast gänzlich zu Grunde gegangen; noch ehe diese Unlersuchungskommission ihren Bericht erstattete, be förderte und belohnte die Königin auf Vorschlag des Armeekommando's »nehrcrc von den hohen Offizieren, die nachher der Bericht als Hauptschuldige bezeich nete. Das englische Witzblatt „Punsch" gab der Stimmung des Publikums Ausdruck durch ein Bild, (ein Ochse wurde von einer Frau mit Bändern und Blumen geschmückt) das in andern Ländern dem Zeichner und Herausgeber die schwerste Strafe zu- gczogcu haben würde, in England aber bei fällig belacht wurde. — Daß der Sultan als Gast auf Maskenbällen erschien, die der englische nnd französische Gesandte in Konstantinopel gaben, war eine Neuerung, die altgläubigen Türken Schrecken und Entrüstung erregte. — Nach langem Kranken lager war in Warschau Fürst PaSkewitsch ge storben; sein Nachfolger al- Statthalter in Polen ward der General Fürst Gortschakoff, derselbe, der als Obergeneral an der Donau in allen Gefechten mit den Türken immer nur einen Kosaken verlor und nach Mentschikoffs Abberufung den Oberbefehl in der Krim führte; in letzter Eigenschaft wieder warb er durch Len General Lüders ersetzt. — Am 17. starb in Paris nach jahrelangem Leiden der bekannte deutsche Dichter Heinrich Heine. Mürz. Zu den allgemeinen Rothstinden in Sach sen kamen noch besondere durch häufige« Branduv» glück von mehr oder minder bedeutendem Umfange. Am G. brach bei heftigem Sturme in der Stadt Eibenstock ein Feuer aus, da« in wenigen Stunden den dritten Lheil der Stadt in Asche legte. Zu keipzig ward «ine Kredit« anstatt gegründet; der dritte Theil de« dazu festgesetzten Aktienkapital« von 10 Millionen, also 3'/, Millionen, sollte durch Subskription im Znlunde aufgebracht werden, der Andrang zur Unterzeichnung aber war so fabelhaft, daß die unglaublich« Summe von 4S4 Millionen Thalcrn ge zeichnet wurde. Uederall, in großen und kleinen Staaten schossen solche Kreditanstalten und Lanken wie Pilz« au« der Erd«, und ihre Aktien fanden gleich begehrte Abnahme zu erhöhtem Kur«, weil Jedermann damit auf leicht« Weise Geld zu verdiene» hoffte. Bald zeigt« sich der Nachthril dieser Institute, die massenhaft da« Seid für ihrr Spekulationen anhäufco und c« dem Srundbefitz so wie dem Vewerbsbetriebe entziehen. — Zn Berlin ward am Morgen de« IO. der Polizeipräsident und ve- neralpvlizeidrrettvr v. Hinkcldep im Duell erschossen. Lang« schon andauernde Reibungen zwischen Polizei und Zunker- thum führten 'zu diesem Duelle, bei dem nur da« Erne bemerkenswert!), daß der oberste Polizeibcamte de« kandr« eine Handlung beging, die nach den bestehenden besetzen strafbar ist und also von ihm eigentlich hätte verhütet »der verfolgt werden sollen. — Am tt>. ward »re Kaiserin der Franzosen von einem Prinzen entbunden, wa« Veran lassung zu glänzenden Festlichkeiten und zu bedienkenhafkec Uederschwänglichkeit gab, die sich bi« zur Gokte«läftcruvg steigerte, indem ein sranzösischrr Dichterling da« neuge borene Kind mit dem Heiland verglich. Nachdem di« Friedenikonfcrenz sich über dir Bedingungen Le« Frieden« geeinigt, wurde auch Preußen zur Beschickung der Kon ferenz und Milunterzeichnung de« Frieden« eingeladen; e« erschienen wie von den übrigen auf der Konferenz ver tretenen Staaten 2 Bevollmächtigte und am ZV. März ward der Friede unterzeichnet, der für setzt dem „Kampfe der Eivtlisation gegen die Barbarei," wie früher nicht eben mit vollem Rechte der Krieg genannt worden war, ein Ende machte, aber den Keim neuer Verwickelungen in sich trägt. — Nach der von Seite Amerika« erfolgten Kündigung de« Sundzollvertcag« hatte Dänemark alle bei Kündigung de« Sundzoll« belhetligte Staaken zu ei ner Konferenz nach Kopenhagen ewgcladen, die zu be schicken die Vereinigten Staaten sich w-tgerteo, sich aber bereit erklärten, den mit dem l4. April adlaaseuLen Bei trag noch um 2 Monate zu verlto-ero,