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starken. — An- der Ostsee kehrten die setzten engli schen Schiffe heim, die die russischen HZfen so lange blocket hatten, bis da- Eis sie vertrieben.— Im süd lichen Rußland brachen weit ausgebreitete Bauern aufstände ans, von denen man indeß im AuSlande wenig erfuhr. — Die Unfruchtbarkeit der Kortes» ierathnngen gab der reaktionairen Partei in Spa nien neue Kraft, und schon gab sich die vertriebene Königin Mutter Christine Mühe, durch geheime Abgesandte die Königin Isabella zu einem Staats streich anfzureizen, was dies, für setzt noch ablebnte. Januar I8K8. Viele üeinedeutsche Staa ten und in diesen wieder Privatbanken batten Un massen von Papiergeld ausgegeben. Es war vor auszusehen, daß bei irgend einer Geldkrisis für die Inhaber solchen Papiergelde? Verluste entstehen konn ten. Deshalb wurde zuerst in Preußen, dann in Sachken, und später auch in den andern Staaten die Verausgabung fremden Papiergeldes in Stücken unter Ist Thlr. verboten. Zu beklagen war dabei, daß nicht Ausnahmen zu Gunsten des Papiergeldes solcher Staaten gemacht wurden, in denen A»s- wechselungSkassen bestehen. — Die erst im letzten Sommer in Angriff genommene Leipzig-Weißen felser Eisenbabn war bereits mit Schluß des vori gen Jahres km Bau vollendet, und fanden in den ersten Tagen des Januar Probefahrten statt. Die eigentliche Eröffnung ward bis gegen daS Frühjahr verschoben.— In Dresden beabsichligte der Stadt rath unter Zustimmung der Stadtverordneten die Errichtung einer städtischen Bank, die Regierung Versagte aber die Genehmigung. DaS ebendaselst erschienene sogenannte „schwarze Buch", ein anonym herausgegebeneß Verze-chniß politisch angeblich oder wirklich komprvniittirter Personen erregte großen Skandal, so daß sein ungenannter Herausgeber sich genöthigt sah, den Vertrieb desselben einzustellen. — Die österreichische Regierung, die in Beförder ung und Benutzung der materiellen Interessen seit eini gen Jahren großen Eifer und Geschick an den Tag legt, veröffentlichte den Entwurf eines Kewerbege- setzes, dnrch das aller Jnnungszwang innerhalb der österreichischen Monarchie aufgehoben werden und an dessen Stelle vollständige Gewerbfreiheit treten soll. Der Entwurf wurde allen dabei beteiligten Behörden und Vereinen zur Begutachtung zuge- sandt und fast durchgehends gebilligt. Zum Gesetz ist er noch nicht erhoben.— Auf dem Kriegsschau plätze ruhten alle kriegerischen Unternehmungen. Eng lische und französische Ingenieure sprengten mittler weile die berühmten Docks i» Sebastopol in die Snft, damit sie nie wieder zur Aufnahme von Schiffen gekraucht werden könnten. Da nach dem Falle v^n Kars die Unternehmung Omer Pascha's nutzlos ge worden war, sein Heer auch mit KricgSkedürfnkssen sehr schlecht ausgerüstet war, so zog er sich wieder nach der Küste zurück. ES ist von vielen Seiten die Anklage erhoben worden, französische und eng lische Jntriguen hätten dahin gewirkt, daß Kars geopfert worden wäre, damit die bis dahin überall besiegten russischen Waffen sich doch auch etncS Sieges rühmen dürften und so Rußland geneigter würde, die ihm gemachten FriedenSvorschläge anzunehmen. In der That wurde durch österreichische und andere Vermittelung Rußland von Sekten des Kaisers Ra poleon bald nach dem Falle von Kar- die Hand zum Frieden geboten, und wenn es auch einen Au genblick schien, als wolle Rußland diese Hand zu rückstoßen, in Folge dessen Oesterreich mit dem Ab brechen seiner diplomatischen Beziehungen zu Ruß land drohte, so nahm der Kaiser Alexander II. doch bald rückhaltslos die vorläufigen Bedingungen des Friedens an. Eine gegen Ende des nächsten Mo nats kn Paris zu eröffnende Konferenz sollte sich über die einzelnen Punkte verständigen. Obwohl noch kein eigentlicher Waffenstillstand abgeschlossen war, so trat doch von jetzt an eine thatsächliche Waffenruhe ein, und der kurz zuvor in Paris zu- sammengctretene große Kriegsrath verlor jede Be deutung. — Dem am 31. in London eröffneten Parlamente verkündete zwar die Königin die kräf tigste Fortsetzung deS Krieges, falls die eingeleite ten Unterhandlungen zu keinem erwünschten Ziele führen sollten, auch wurden die Rüstungen mit gro ßem Eifer fortgesetzt, allein es war bereits bekannt, daß Napoleon Hl. und Alexander ll. beide den Frieden wollten. — In der wegen ihrer Unduld samkeit verschrieenen Türkei erließ der Sultan einen Befehl, durch den auch Nichtmubamedaner für be fähigt zu allen Nemtern in der Türkei erklärt wur den. Die meisten christlichen Staaten sind noch weit entfernt von gleicher Duldnng. Februar. In Leipzig wurde am 1. ein verschmitzter Grieche, NamenS SimonideS, auf Re quisition von Berlin verhaftet und gefangen dahin abgeführt, weil er versucht haben sollte, selbstge machte alte Manuskripte (Palimpseste) von angeblich hohem Werthe an die Berliner Bibl»othek zu ver kaufen. Man mußte ihn indeß wieder frcilassen, da nicht er, sondern ein Leipziger Professor, der diese Manuskripte vorher Von Simonides gekauft, sie der Berliner Bibliothek zum Kauf angeboten hatte. — In der p reu ß isch en zweiten Kammer be mühten sich die „kleinen Herren," die adeligen Ritter- gutShesitzer, ihre Vorrechte zn ^befestigen undstzu vermehren, wobei einer derselben), ein Graf Pfeil