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Monats machte der König eine Reise durch einen großen Theil des Erzgebirges und ward überall glänzend empfangen. Der Umstand, daß der Kö nig am Schlüsse dieser Reise auch das Zuchthaus zu Waldheim besichtigte, mochte auswärtigen Zei tungen Veranlassung zu dem Gerücht von einer be vorstehenden Amnestie der dort befindlichen Mai- verurtheilten gegeben haben, welches Gerücht sich indeß bald als unbegründet auswies. — Die wür- tembergische II. Kammer ward am 21. aufge löst, nachdem sie Tags zuvor eine lebhafte Ver handlung über die öffentlichen rechtlichen Verhält nisse Deutschland's gehabt hatte. - Der Abschluß eines Konkordates zwischen Oesterreich und Rom macht großes Aufsehen und trägt den Keim man nigfacher Mißstimmung in sich. In Wien trat die Cholera wieder heftig auf; die für den Sep tember in Wien festgesetzte Versammlung der Aerzte und Naturforscher ward deshalb auf nächstes Jahr verschoben. Aber auch in Italien griff die Cho lera um sich und raubte auf der Insel Sardinien besonders viele Opfer. — Nachdem am 14. das englische Parlament geschlossen war, besuchte die Königin von England Paris, wo sie am 18. mit großer Feierlichkeit empfangen wurde. — Vor Scbastopol schritt die Belagerung und Beschie ßung weiter vor. Wo möglich die Belagerer im Rücken zu fassen, griff General Liprandi mit 60,000 Russen die von Franzosen und Sardiniern besetzte Tschernajalinie an, ward aber mit großem Verluste zurückgcworfcn; die Sardinier zeichneten sich dabei sehr auS. — In der Ostsee beschoß die englisch-französische Flotte vom 9. bis 11. die Außcnwerke der starken russischen Seefcstung Swea- borg, wobei viele Gebäude und Vorräthe in Flam men aufgingcn, die größtentheils in Felsen gehau enen Befestigungen aber wenig oder keinen Scha den litten. — Fortgesetzte Mißhandlungen Seitens der Engländer in Ostindien reizten die Santhals zum Aufstande, bei dem auf beiden Seiten viel Grausamkeiten vorkamen. Nach vielem Blutver gießen wurden die Santhalö besiegt. — Der be kannte RcichStagsabgeordnctc Rösler von OelS starh am IS. im Staate Illinois in Nordamerika. Teptember. Die sächsische Ständever sammlung hatte die Regierung ermächtigt, zum Baue der crzgebirgischcn Eisenbahnen ein Anlehen von 5 Millionen Thalern anfzunehmcn. Dieses Anlehen wurde auf dem Wege öffentlicher Subserip- tion im Inlande aufgebracht; da indeß der Zins fuß auf nur 4 Prozent festgesetzt war, so ging die Unterzeichnung verhältnißmäßig langsam vorwärts. Nachdem seit Anfang dtesctz Sommers das nach Semper'S Plane gebaute neue Museum in Dresden fertig und die Uebertragung der beriihmten Gemälde galerie in das neue Lokal vollendet war, wurde dies am 25. dem öffentlichen Besuche sreigegeben. — Die Feier des dreihundertjährigen Jubelfeste- des Nugsburgischcn Rcligiousfricdens fand in allen protestantischen Staaten Deutschland's am 23. statt, nirgends wohl so glänzend als in Sachsen, und hier vorzugsweise in Dresden. Daß die Feierlich keiten nicht von oben herab ungeordnet, sondern auS der selbständigen Entschließung des Volks hervor gegangen, verlieh ihnen um so größeren Werth. — Der in diesem Monate in München zusammenze- trctene Landtag zeigte sich in der ueugewählten H. Kammer verwaltend oppositionell. — Auf sei ne!» Gute zu Hallgarten im Rhcingau starb am 14. der weit über die Grenzen Deutschland's hinaus bekannte ehemalige Abgeordnete Adam v.Jtz stein, fast 80 Jahre alt. — Der aus dem Tnolcr Kampf gegen Franzosen und Baiern im Jahre 1809 rühm lichst bekannte Franziskauerpricster Joachim Has- pinger feierte am 9. in Salzburg sein 50jähriges Priestcrjubiläum unter der allgemeinen Theilnahme seiner Landsleute. — Nachdem seit mehren Wo chen die Bclagerungsarbeiten vor Sebastopol mit vermehrtem Eifer betrieben worden waren, und ein längeres heftiges Bombardement der russischen Be festigungen stattgefundcn, schritten am 8. die Fran zosen zum Sturme des größten und wichtigsten russischen Vertheidignngswcrkes, des Malakoffs. Nach mehrstündigem erbitterten und blutigen Kampfe in welchem di- Russen mit großer Tapferkeit und Ausdauer die immer wieder und in immer größere» Masse» anstürmcndcn Französin wiederholt zurück geworfen hatten, gelang es endlich den Letzteren, in den Malakoff einzudringen und sich unter einem entsetzlichen Blutbade darin zu behaupten, wiewohl die Russen, die Wichtigkeit dieses Werkes kennend, die äußersten, aber vergeblichen Anstrengungen machten, die Eindringlinge wieder hcrauSzuwerfen. Weniger glücklich als die Franzose» mit dem Malakoff waren die Engländer mit dem Sturme auf de« Redau. Sie gingen wiederholt mit gro ßer Tapferkeit vor, wurden aber jedesmal blutig zurückgeworfcn und mußten endlich weitere Ver suche aufgebcn, da die zu ihrer Unterstützung in den Laufgräben befindlichen Truppen sich nicht auf stellen konnten, weil — wie es in dem Berichte des englischen Generals heißt — die Ausgänge der Laufgräben mit Neugierigen überfüllt waren! Nachdem aber die Franzosen im Besitze des Ma lakoffs waren, räumten die Russen von selbst nicht blos den Redau, sondern in der folgenden Nacht