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LA2 Werken seien. Die tzauptursache des Ausstandes ist nach Leutweins Ansicht fraglos religiöser Wahn sinn, hervorgerusen durch einen Propheten der Kapkolonie, der sich zur äthiopischen Kirch« rechnet und in der Mitte dieses JahrrS eine Zett lang in Windhuk in Hast gehalten worden ist. — General v. Trotha seinerseits berichtet über neue erfolg, reiche Gefechte der deutschen ExoeditionStruppe« gegen Hereros und Hottentotten. Zum Stande der HandelSvertragSvrr- handlungen zwischen Deutschland und Oester reich-Ungarn hat sich StaatSsrk.eiär Graf Posa- dowsky bet seiner jüngsten Anwesenheit in Pest vor einem Mitarbeiter des ,Ujhag" ungefähr in folgender Weise ausgesprochen: Die deutsche Re gierung sei sich klar darüber, daß das ungarische Parlament nur dann die derzeitigen Verhandlungen guthelßen könne, wenn der Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn angenommen sei. Die derzeitigen Bestimmungen besäßen nur bedingungs weisen Wert. Daß unbesiegbare Hindernisse be stehen, sei Uebertretbung, der Terstrnzoll bereite kaum Schwierigkeiten, wie er überhaupt von den Verhandlungen nur gutes erwarte. Graf Posa- dowSky ersuchte telegraphisch um Entsendung eines wetteren Fachrrserenten auS dem Berliner aus wärtigen Amt für die HandelsvertragSvrrhand- lungen in Wien. In der sranzösischen Deputierten kammer ist vom Ministerpräsidenten CombeS nunmehr der Geietzentwurf etngrbracht worden, welcher die Trennung der Kirche vom Staate aussprtcht. Seine Beratung wird zweifellos zu heißen Debatten führen. — Der KriegSminister Andiö: leidet infolge der Ohrfeigen, welche er vom Nationalisten Syveton erhalten Hot, an einer leichten Nervenerschütterung. England kann in der egypttschen Frage einen bedeutenden diplomatischen Erfolg verzeichnen, denn eS hat den Hauptwidrrsacher seiner Frst- ietzung im Pharaonrnlande, Rußland, umzustimmen gewußt. Der Berliner Korrespondent der „New- Jork Times" stellt dem „B. T." folgende Mel dung seines Blattes zur Verfügung: „Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, hat England, als eS sich bereit erklärte, die Hüller Affäre einer internationalen Kommission zu unterbreiten, be stimmte Zusicherungen von Rußland erhalten, daß England freie Hand in Egypten haben solle. Diele Nachricht ist von großem Interesse, da Rußland bislang niemals formell das anglo - französische Abkommen anerkannt hat." Demnach hätte die „HeringSfchlacht" von Hüll England einen be merkenswerten politischen Profit verschafft. In Türkisch-Armenten gehen die Unruhen weiter. Ein Privatkorrespondent der „Frkf. Ztg." meldet aus Konstantinopel, er erfahre, daß in der Nacht vom 7. zum 8. November armenische Auf ständische in das am südöstlichen Ufer der Wan- iees gelegene Dorf Morek etngrdrungrn seien, um dort Getreide zu requirieren. Zwischen ihnen und türkischen Gendarmen, sowie kurdischen Hamidie- ioldaten sei eS dabet zum Kampfe gekommen, wobei einige der letzteren getötet worden seien. Nachdem die Aufständischen sich in die Berge zurückgezogen, hätten dir Kurden das Dorf geplündert und niedergrbrannt und die Bewohner umgebracht. Auch anderen benachbarten armenischen Dörfern sei dasselbe LoS bereitet worden. Die türkische Regierung treffe keine Schuld an diesen Aus schreitungen, namentlich habe der Gouverneur von Wan, Takir Pascha, sofort alles in seinen Kräften stehende getan, um eine wettere Ausbreitung des Gemetzels zu verhindern. Von Petersburger offiziöser Seite wird den Gerüchten von neuen Rrservtstrn-Unruhen, die in den letzten Tagen stattgefunden haben sollen, ent- grgengetreten. Die „Ruff. Telrgr.-Agrnt." meldet: Die hier umlaufenden Gerüchte, daß in Charkow Unruhen stattgrfunden hätten, sind nach eingr- zogrnrn Erkundigungen unwahr. Die Nachricht, daß in Warschau Reservisten bet der Abfahrt zum Kriegsschauplätze Unruhen verursacht hätten, ist Uebertretbung. Die Reservisten waren erbittert darüber, daß sie in ungeheizten Eisenbahnwagen fahren sollten, beruhigten sich aber auf die Ver sicherung, daß sie in Bialystok gehetzte Wagen be kämen. Wetter dementiert die „Russische Trlegr.« Agent." die Nachricht ausländischer Blätter von einem Etsenbahnanschlagr bet Rakitnojo im Gou- vrrnrmrnt KurSk. E» habe sich lediglich um eine zufällige Zugentgleisung gehandelt, bei welcher 3 Personen getütet und S verwundet worden feien. In Sachen der vom Präsident Roosevelt angeregten neuen Friedenskonferenz wird eine Depesche de« Staatssekretär- Hay an di« ameri- konischen Botschafter im Au-lande bekannt. In derselben heißt r», Präsident Roosevelt lasse die Tatsache nicht außer Acht, daß ein großer Krieg Le, sächsisch« Grgichi«. Getto 2 gegenwärtig im Sange und auf einen Waffen stillstand zwischen Rußland und Japan keine Aus sicht sei. Die Tatsache jedoch, daß ein Krieg ge führt werde, sei kein Grund kür die Nationen, in ihren Bemühungen, zukünftige Kriege zu er schweren, nachzulassen. Heber die auf der neuen Friedenskonferenz zu erörternden Gegenstände sagt Staatssekretär Hay, nur durch einen Meinungs austausch könne eine allgemeine Ueberetnstlmmung darüber erreicht werden. Ec geht jedoch gleich zeitig ausführlich auf die Rechte der Neutralen rin, deren Erörterung von der ersten Haager Konserenz zur Besprechung auf einer zukünftigen Konferenz obgesetzt wurde. Er beschäftigt sich be sonders mit der Unterscheidung zwischen unbe dingter und bedingter Kontrebande, der Unver letzlichkeit amtlicher und privater Korrespondenz der Neutralen und der Behandlung der Schiffe kriegführender Mächte in neutralen Häsen. Wildparkstation, 11. Nov. Herzogin C?cil!e von Mecklenburg-Schwerin ist nachmittags gegen 5 Uhr nach Ludwigslust abgefahren. Die Kaiserin und der Kronprinz gaben der Herzogin das Geleit bis zum Bahnhof. Berlin, 12. Nov. Die Verlobung des Groß herzogs von Hessen mit der Prinzessin Dorothea zu Solms - Hohensolms - Lich ist, wie das „Berl. Tgbl." meldet, beschlossene Sache und wird noch im Laufe des Monats offiziell bekannt gegeben werden. Berlin, 12. Nov. General v. Trotha meldet aus Windhuk von gestern: Am 6. November wurde rin Viehposten der 7. Kompagnie des 2. Regiments in HoachanaS von etwa 90 WitboiS angegriffen. Die zu Hilfe eilende 7. Kompagnie unter Ober leutnant Grüner warf den Feind in südwestlicher Richtung zurück. Diesseits wurde leicht verwundet der Reiter Bär der 7. Kompagnie. Der Feind ließ 4 Tote zurück. Die Besatzung von HoachanaS hält sich etwaigen weiteren Angriffen vollkommen gewachsen. Berlin, 13 November. General v. Trotha meldet unterm 12. aus Windhuk: Die Besatzung der Station Hasur, ein Unteroffizier und 7 Mann, sind vor starken Morengalruppen nach Rietfon- tein-O. zurückgegangen. Morenga loll verwundet in Plattben sein. Lengerke Hut die Posten in Davignab und UkamaS nach Warmbad beordert und will am 14. November mit dem Detachement Fromm, 70 Mann und 2 Feldgeschützen, von dort nach Keetmannshop abrücken. Koppy hält mit 80 Mann, einem Geschütz A 73 und einem Ge- birgsreschütz Warmbad besetzt. Die 4. Kompagnie des Regiments 2 rückte am 12. Novbr. und die 5. Batterie am 13. November von Windhuk nach Kup ab. Nachdem dem Obersten Leutwein seit einem halben Jahre fast täglich daS Eterbeglöcklein ge läutet worden ist, teilt jetzt die „Nordd. Allg. Ztg." offiziös das folgende mit: Dem Gouverneur Leutwein ist der schon vor längerer Zeit von ihm nachgriuchte Urlaub, nachdem nunmehr General v. Trotha den Oberbefehl auch im Süden des Schutzgebietes übernommen hat, bewilligt worden. Mit Rücksicht auf die im Schutzgebiet zurzeit noch vorliegenden, militärischen Interessen wird General v. Trotha bis auf weiteres die oberste Leitung der GouvernementSgeschäftr in Vertretung des abwesenden Gouverneurs übernehmen. Da Gouverneur Leutwein, in Uebrretnstimmung mit seinen eigenen Wünschen, als Gouverneur nicht in das Schutzgebiet zurückkehren wird, ist für später der Generalkonsul in Kapstadt v. Lindequist als sein Nachfolger in Aussicht genommen. Ob der Augenblick, den Obersten Leutwein hetmzuschicken, gerade jetzt sehr günstig gewählt ist, muß dahin gestellt bleiben. Der Eindruck, den die Abreise LeutweinS aus dir Eingeborenen machen wird, dürste gerade kein günstiger sein. Wird dadurch doch ganz offenbar, daß in der Leitung des Gouvernements und de» TrupprnkommandoS persönliche Meinungsverschiedenheiten bestanden haben, und das konnte vermieden werden. Durch die Ankündigung, daß Herr von Lindequist, der Im Jahre 1900 den Generalkonsul Focke in Kap stadt ersetzte, wieder in seinen alten Wirkungskreis zurückkehrrn soll, wird insofern mit Genugtuung begrüßt werden, als damit die Befürchtung be seitigt Ist, als solle nun nach LeutweinS Fortgang wieder mit einem „neuen Manne" experimentiert werden aus einem Felde, auf dem nur erprobte und «rsahrrnr Männer wirklich etwas leisten können. Kassel, 13. November. Zur Feier de» 400. Geburtstage» de» Landgrafen Philipp de» Groß mütigen wurden hier gestern Festakte in den Schulen und Festvrrsammlungen abgehalten. Abend» fand die erste Aufführung de» vom Mar burger Professor Birt verfaßten tragischen Spiel» LGG« „Anna von Hessen" statt. Heute veranstalteten dir hiesigen evangelischen Kirchengrmeindin ein« Gedächtnisfeier vor de« Landgrafen Standbild auf dem Platze vor dem St. MartinSdom, bei der Teneralsuperintendent Oberhofprrdigrr Lohr die Festansprache hielt. Am Nachmittage wurde im Stadtparksaale daS Trellrr'sche VolkSbühnrnspiel „Landgraf Philipp" durch Kasseler Bürger und Bürgerinnen aufgesührt. Darmstadt, 13. November. In allen evan gelischen Kirchen des Großherzogtum» wurden heute zur Feier der 400. Wiederkehr de» Geburts tages des Landgrafen Philipp de» Großmütigen FestgottrSdtenste abgehalten. Im hiesigen Saalbau war von dem historischen Verein für das Groß herzogtum Hessen ein Festakt veranstaltet worden, dem der Troßherzog, die Minister, die Spitzen der Zivil« und Militärbehörden und eine zahlreich ge ladene Tesellschast beiwohnten. Heute abend findet eine Aufführung des geschichtlichen Festspieles „In Treue fest" von Richard Weitbrecht statt, dem der Großherzog und Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen beizuwohnen gedenken. Braunschweig, 13. Novbr. Der Dichter vr. Wilhelm Raabe begeht am 15. November die Frier seine» 50jährigen Schriftsteller jubiläums. Am 15 November 1854 begann er sein erstes Werk, die „Chronik der SperlingS- gasse". Am Dienstag findet hier ein größeres Festmahl statt. In der Wiener Universität fanden Demon strationen der de ursch en Studenten gegen slawische und italienische Studenten, sowie gegen den Senat statt. Di« slawischen und italienischen Studenten wurden durchgeprügelt und auS der Aula hinausgeworfen. Bern, 12. Nov. Der neue Handelsvertrag mit Deutschland ist heute mittag vom BundrSrat Deucher und dem deutschen Gesandten von Bülow unterzeichnet worden. Petersburg, 13. Novbr. Kaiser Nikolaus ist heute von seiner zur Besichtigung auS- marschtrrender Truppen unternommenen Reise hier wieder eingrtroffen. Washington, 12. November. Der Marine sekretär Morton beabsichtigt, von dem Kongreß die Mittel sür eine erhebliche Vermehrung der Zahl der Marine-Offiziere und -Mannschaften zu fordern; für die Bemannung der bereits gebauten und der im Bau befindlichen Schiffe sind 2087 Offiziere und 62 368 Mann erforderlich, das ist mehr al» daS Doppelte der bisherigen Zahl. Der Krieg in Ostasien. Auf dem ostastatilchrn Kriegsschauplätze wird es wieder lebendiger. Zwischen den beiden Armeen ist «in noch zeitweilig aussetzrnder Artillerie kampf im Gange. DaS Geschützfeuer war am stärksten aus dem linken Flügel; von diesem auS beschossen die Russen den ganzen Mittwoch und die Nacht zum Donnerstag hindurch die japa nischen Stellungen mit schweren Geschützen. Bis zu Abgang dieser Meldung hatte keine Partei einen Vorteil errungen. „Reuter" meldet aus Mukden vom 10. November: Die Russen beschossen in der Nacht de» 9. November das japanische Lager gegenüber dem Mamalon-Hügel mit Melinit-Granaten. Dies war die dritte Nachtbeschießung im Laufe einer Woche. Dir Japaner erwiderten da» Feuer nicht. ES findet säst jede Nacht ein Austausch von Ar- ttlleriefeuer statt, wobei die Geschütze mehrfach die Stellungen wechseln. Die Japaner werden immer sparsamer mit der Munition, als wenn eine große Schlacht zu erwarten wäre; sie brachten schwere Geschütze bet der Station Schaho in Stellung. Sachsen. , Bttfttag! Ein stiller, ernster Tag, an welchem der Mensch einmal da» Hasten und Treiben de» Alltagsleben» vergißt und dafür Einkehr hält in dem eigenen Herzen — da» will der Bußtag sein! Da gilt r», zunächst einzugrstehen, daß wir ohne Unterschied allzumal Sünder sind, und daß sich kein Sterblicher vor Gott rühmen darf, da« VottrSgrse- völlig erfüllt zu habm. Und wenn wir noch so sehr aus gute Werke und dergleichen pochen wollten, eine innere Stimme wird sich immer wieder in der Menschenbrust erheben, an klagend und verurteilend zugleich: „Ach, wa» soll ich Sünder machen? ach, wa» soll ich fangen an? mein Gewissen klagt mich an, e» beginnet auszu wachen!" Ein Chrtstenherz ober, da» sich willig in Demut und ehrlicher Selbsterkenntnis beugt, soll und wird wieder aufgerichtet werden durch di« unendliche Barmherzigkeit de» Gotte», der die Liebe ist. DaS reuevoll« BußtagSgebet „Gott sei mir Sünder gnädig findet Erhöruug durch die